Page 91 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
In der CERENAT bevölkerungsbezogenen Fall-Kontroll-Studie wurde der Zusammenhang zwischen
Nähe des Wohnortes zu Hochspannungsleitungen und Hirntumore, welche zwischen die 2004-2006 in Frankreich diagnostiziert wurden, untersucht (Carles et al., 2020). Es wurden signifikante Zusammen- hänge zwischen der kumulierten Wohndauer in einer Entfernung von weniger als 50 m zu Hochspan- nungsleitungen und allen Hirntumoren (OR 2.94; 95%CI 1.28-6.75) sowie Gliome (OR 4.96; 95%CI 1.56-15.77) festgestellt. Die Analysen wurden für Geschlecht, Alter, Bildungsgrad, Tabak- und Alko- holkonsum, berufliche und häusliche Exposition gegenüber Pestiziden, häusliche Exposition gegen- über ELF-MF und Mobiltelefonnutzung bereinigt. Die Analysen beruhten aber nur auf 17 bzw. 11 ex- ponierten Probanden mit Hirntumoren bzw. Gliome. Sie ist damit deutlich weniger aussagekräftig als die oben erwähnte britische Studie (Elliott & Toledano, 2013).
Als alternative Erklärung für beobachtete Assoziationen zwischen Krebs und Nähe zu Hochspan- nungsleitungen wurde Corona Entladung für respiratorische Tumore postuliert, da elektrisch geladene Feinstaubpartikel möglicherweise im Atemwegstrakt besser absorbiert werden. Elektrische Felder dringen nicht in den Körper ein aber es wurde die Hypothese aufgestellt, dass sie Hautkrebs verursa- chen könnten.
In einer neuen Publikation der oben erwähnten britischen Studie (Elliott & Toledano, 2013) wurde ge- zeigt, dass die modellierten Luftionendichte (pro cm3) im Umkreis von 600 m von Hochspannungslei- tungen in England und Wales und das berechnete elektrischen Feld im Umkreis von 25 m keinen Zu- sammenhang mit dem Auftreten der entsprechenden Krebserkrankungen zwischen 1974 und 2008 hatten. Die Analysen wurden bereinigt für Alter, Geschlecht, soziale Benachteiligung und Ländlichkeit. Im höchsten Fünftel der Nettoluftionendichte (0.504-1) im Vergleich zum niedrigsten Fünftel (0-0.1879) betrugen die Risiken 0.94 [95 % Konfidenzintervall (KI) 0.82-1.08] für Mundhöhlenkrebs bis 1.03 (95 % KI 0.97-1.09) für Krebserkrankungen der Atemwege, wobei es keine Tendenz zu einer Expositions- Wirkungsbeziehung gab. Die Resultate waren ähnlich bei Verwendung eines alternativen Koronaio- nen-Schätzungsmodells. Für Keratinozytenkarzinome war das angepasste Erkrankungsrisiko in der höchsten E-Feld Kategorie (1.06-4.11 kV/m) im Vergleich zur niedrigsten Expositionsgruppe (<0.70 kV/m) 1.23 (95% CI 0.65- 2.34), wiederum ohne Trend zu einer Expositions-Wirkungsbeziehung. Die Autoren folgern, dass es damit keine Belege gibt für die Hypothese, dass die Luftionendichte oder elektrische Felder in der Nähe von Hochspannungsleitungen mit dem Krebsrisiko bei Erwachsenen zusammenhängen. Anzumerken ist, dass die Modellierung von Luftionen sehr komplex ist und unklar bleibt, wie gut das Prädiktionsmodell war, da keine unabhängigen Validierungsdaten präsentiert wur- den.
4.3.2.4 Krebsrisiko bei beruflicher Exposition
In einer Schweizer Nachfolgestudie zu (Minder & Pfluger, 2001) über die Mortalität beim Eisenbahn- personal resümierten (Roosli et al., 2007a) hinsichtlich Leukämie- und Lymphomrisiko bei niederfre- quenter Magnetfeldexposition (p. 558):
“We found indications of an exposure–response association for myeloid leukaemia and Hodgkin’s dis- ease, but, not for other haematopoietic and lymphatic malignancies (...). The association was less pronounced than previously observed because leukaemia mortality rates among train attendants and station masters, who were only exposed to low levels, have been increasing since the early nineties. A plausible explanation for this observation could not be identified and random data variability is consid- ered to be the most likely explanation. Additional analyses in a few years may clarify this finding”.
Inzwischen liegen neuere Studien vor.
In einer gepoolten Analyse aller relevanten Publikationen bis 2007 durch (Kheifets et al., 2008) wurde
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