Page 92 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
u.a. das Leukämierisiko bei beruflicher Exposition17 errechnet. Die Autoren stellten ein leicht erhöhtes
Risiko fest, das aber eher als zufälliges Resultat denn als kausale Folge der Exposition angesehen wurde, insbesondere auch, wenn die Resultate mit vergangenen Metaanalysen verglichen wurden. Kheifets et al. folgern, dass die Resultate auf eine Abwesenheit einer kausalen Verknüpfung von nie- derfrequenten beruflichen Magnetfeldbelastungen mit Leukämie hindeuten (p. 677):
“Overall, for new studies, (...) leukemia showed small increases in risk estimates, (...) 13% (...). Nota- bly, pooled risk estimates were lower than in past meta-analyses, and leukemia subtypes showed no consistent pattern when past and present meta-analyses were compared. (...) The lack of a clear pat- tern of EMF exposure and outcome risk does not support a hypothesis that these exposures are re- sponsible for the observed excess risk. Findings were not sensitive to assumptions, influential studies, weighting schemes, publication bias, study characteristics, or funding source”.
(Koeman et al., 2014) untersuchten an einer (prospektiven) holländischen Kohorte (17.3 Jahre follow- up) den Zusammenhang zwischen beruflicher ELF-Magnetfeldexposition und verschiedenen Krebsar- ten, u.a. auch Lymphome und Leukämien. Es zeigten sich bei einer Lymphom- und einer Leukämieart (FL = follikuläres Lymphom; AML = Akute Myeloische Leukämie) erhöhte Risiken. Die Autoren ziehen folgende vorsichtige Schlussfolgerung (p. 213):
“We did observe associations between ELF-MF exposure and follicular lymphoma and acute myeloid leukemia in men, although AML did not show a clear exposure–response relationship. These results indicate that ELF-MF exposure may be related to certain subtypes of haemato-lymphoproliferative ma- lignancies and warrant further investigation”.
(Guxens et al., 2014) sowie (Talibov et al., 2015) untersuchten in einer grossen Berufskohorte aus Finnland, Island, Norwegen und Schweden den Zusammenhang zwischen beruflicher Exposition (nie- derfrequente Magnetfelder und Elektroschocks) und Krebsrisiko. Die Ergebnisse zu Lymphomen und Leukämien zeigten keine erhöhten Risiken.
Hinsichtlich Hirntumorrisiko und beruflicher Magnetfeldexposition liegen eine Reihe von älteren und neueren Studien vor. In den bereits zitierten Arbeiten von (Roosli et al., 2007a) mit Eisenbahnange- stellten, (Koeman et al., 2014) mit einer niederländischen Kohorte, (Koeman et al., 2014) mit einer skandinavischen Kohorte und (Sorahan, 2014) mit Angestellten von Elektrizitätsunternehmen (siehe unten) zeigten sich keine erhöhten Risiken. Auch die Studie von (Karipidis et al., 2007) über Gliome (Tumor des Stützgewebes) bei Berufstätigen in Melbourne und die Arbeit von (Johansen et al., 2007) über dänische Angestellte von EVUs wiesen keine Auffälligkeit aus.
Ein (statistisch nicht-signifikantes) leicht erhöhtes Risiko für Hirntumore stellten (Villeneuve et al., 2002) für ausgewählte Berufe mit erhöhter beruflicher Magnetfeldexposition fest. Der Befund basiert massgeblich auf dem Risikoschätzer für Astrozytome (OR = 5.36; 95% CI = 1.16–24.78), in den 18 Fälle und 6 Kontrollen eingegangen sind. Der Befund muss deshalb mit gebührender Vorsicht behan- delt werden. (Navas-Acien et al., 2002) stellten in ihrer schwedischen Studie keine erhöhten Risiken fest, ausser im Zusammenspiel mit ausgewählten chemischen Substanzgruppen (Lösungsmittel, Blei, Pestizide/Herbizide). (Hakansson et al., 2002) dagegen eruierten erhöhte Risiken für Astrozytome bei schwedischen berufstätigen Frauen mit niederfrequenten Magnetfeldbelastungen. Die bereits er- wähnte Metaanalyse von (Kheifets et al., 2008) mit allen relevanten Publikationen von 1993-2007 stellte ein leicht erhöhtes Risiko fest (10%). Die Autoren interpretieren es gleich wie den Leukämiebe- fund (siehe oben). (Coble et al., 2009) fanden in einer spitalbasierten Fall-Kontroll-Studie in den USA keine erhöhten Risiken für drei Tumorarten (Gliome, Glioblastome, Meningiome). (Baldi et al., 2011)
17 In epidemiologischen Untersuchungen zur beruflichen Exposition werden die Expositionen meist über eine „Job-Exposure Matrix“ den Personen zugeordnet. Die Matrix enthält für die verschiedenen statisch erfassten Berufs- und Tätigkeitsgruppen den relevanten Expositionsgrad, der häufig über Expertenschätzungen und/oder Messungen erhoben worden ist.
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