Page 93 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
untersuchten in Frankreich den Zusammenhang. Bei den Hirnhauttumoren (Meningiome, 13 Fälle)
zeigte sich eine statistisch signifikante Risikoerhöhung.
Die neueste Studie zum Thema (Turner et al., 2014) untersuchte im Rahmen des INTEROCC-Projekts die Situation für Gliome und Hirnhauttumore in 7 Ländern. Insgesamt zeigten sich keine erhöhten Risi- ken hinsichtlich Gesamtexposition (kumulierte lebenslange Berufsexposition), durchschnittlicher Expo- sition, maximaler Exposition und Expositionsdauer in Jahren. Auch eine neuere Simulation (Oraby et al., 2017) mit unterschiedlichen Expositionsmassen bestätigte diese Befunde (p.7):
„This analysis provided no evidence that cumulative lifetime occupational exposure to ELF is associ- ated with brain tumour risk. This was seen using the AM, GM, and MGM as exposure surrogates, as well as when exposure was adjusted for Berkson error. These findings are in accordance with those recently reported by (Bowman et al., 2007) for cumulative lifetime exposure in the full seven country INTEROCC study, as well as those in a prospective cohort study in the Netherlands conducted by (Koeman et al., 2014)“.
Die Daten zur längsten Expositionszeit (über 25 Jahre) zeigten jedoch ein statistisch signifikant erhöh- tes Risiko für Hirnhauttumore (OR = 1.3) und ein erhöhtes (OR = 1.22) aber nicht signifikantes Risiko für Gliome. Sodann ergab sich in der Detailanalyse (bei korrigiertem Beschäftigungsstatus) für den Expositionszeitraum 1–4 Jahre vor der Diagnose eine statistisch signifikante dosisabhängige Risikoer- höhung für Gliome, nicht aber für Meningiome. Für die zwei anderen Expositionszeitfenster (4–9 Jahre und ≥ 10 Jahre vor der Diagnose) zeigten sich keine Auffälligkeiten. Die Autoren interpretieren diesen Befund als Hinweis auf einen möglicherweise wachstumsfördernden (promotionalen) Effekt niederfre- quenter elektromagnetischer Felder.
Positive Assoziationen mit beruflicher niederfrequenter Magnetfeldexposition zeigten Studien aus den 90er Jahren zum Brustkrebsrisiko. Die 2005 publizierte schwedische Untersuchung von beruflich ex- ponierten Frauen (Forssen et al., 2005) konnte dagegen keine erhöhten Risiken feststellen. Dasselbe gilt für die chinesische Arbeit über Brustkrebs und Magnetfeldexposition bei Textilarbeiterinnen in Shanghai (Li et al., 2013). Auch die bereits zitierten Studien von (Johansen et al., 2007), (Sorahan, 2012), (Koeman et al., 2014) und (Guxens et al., 2014) stellten keine erhöhten Risiken fest.
(Sun et al., 2013) hingegen legte eine Meta-Analyse von 18 Studien von beruflich exponierten Män- nern (darunter 2 Studien mit häuslicher Exposition) vor: (Demers et al., 1991), (Matanoski et al.,
1991), (Loomis, 1992), (Tynes et al., 1992), (Guenel et al., 1993), (Floderus et al., 1994), (Theriault et al., 1994), (Rosenbaum et al., 1994), (Savitz & Loomis, 1995), (Fear et al., 1996), (Stenlund & Floderus, 1997), (Cocco et al., 1998), (Feychting et al., 1998), (Johansen & Olsen, 1998), (Floderus et al., 1999), (Pollan et al., 2001), (Park et al., 2004), (Nichols & Sorahan, 2005). Die Autoren errechne- ten ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Brustkrebs (OR = 1.32; 95% CI = 1.14–1.52). Wesent- liche Beiträge zum Befund lieferten dabei zwei ältere Studien (Demers et al., 1991), (Tynes et al., 1992), und die neuen fast durchwegs entwarnenden Arbeiten ab Mitte 2005 wurden nicht berücksich- tigt. Das Resultat sollte deshalb mit der nötigen Vorsicht behandelt werden. Dasselbe gilt für die neu- este Arbeit, in der kanadische Arbeiter untersucht wurden (Grundy et al., 2016). Die Arbeit weist für die höchsten Expositionsgruppen (es wurden verschiedene Expositionsmasse eingesetzt) erhöhte Ri- siken aus, diese basieren aber auf sehr kleinen Fallzahlen (meist unter 10 Fällen; Spanne von 3 bis 14 Fällen) und sind statistisch nicht signifikant. Insgesamt können die neueren Studien im Sinne einer Entwarnung interpretiert werden (SSM, 2016).
Erwähnenswert sind noch zwei Studien zu anderen Tumorarten. (Behrens et al., 2010) studierten den Einfluss beruflicher niederfrequenter Magnetfeldexposition auf das Augentumorrisiko (Aderhautmela- nom). In früheren Arbeiten, insbesondere im Zusammenhang mit hochfrequenter Exposition (Stang et al., 2001), (Stang et al., 2009), wurde eine Risikoerhöhung berechnet. Auch Behrens et al. schlussfol- gerten, dass ihre Daten ein erhöhtes Risiko – insbesondere für Personen mit dunkler Augenfarbe – für Berufe und Tätigkeiten mit überdurchschnittlich hoher Magnetfeldexposition (kumulierte Dosis in μT-
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