Page 89 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
und Ewing-Sarkom waren nicht mit väterlicher NF-MF Exposition assoziiert. Die Autoren merken an,
dass die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden sollten, da viele Signifikanztests durchgeführt wurden und zufällige Ergebnisse zu erwarten sind.
4.3.2.3 Tumore bei Erwachsenen (häusliche Exposition)
Studien zu Leukämien und Lymphomen bei Erwachsenen unter häuslicher Magnetfeldbelastung lie- gen nur wenige vor. (Lowenthal et al., 2007) stellten fest, dass das Leukämie- und Lymphomrisiko bei Erwachsenen (n = 783) höher ist, je näher sie in ihrem Leben je einmal (mindestens 3 Monate) bei ei- ner Hochspannungsleitung wohnten. Besonders massgebend waren dabei die frühen Jahre (0–15; OR = 3.2, statistisch signifikant), nicht entscheidend war die kumulierte Exposition (Berücksichtigung der Wohndauer am exponierten Ort). Die Daten sind schwierig zu interpretieren, denn die hohen Risi- ken (Expositionszeitpunkt im Alter 0–15 Jahre) bezogen sich auf Expositionen in einem Korridor bis 300 m von der Hochspannungsleitung entfernt. Die meisten Fälle waren also wenig bis kaum expo- niert. In einer brasilianischen Studie (Marcilio et al., 2011) wurde für die Leukämie (n = 1857) eine (statistisch nicht signifikante) Risikoerhöhung (OR = 1.47) errechnet, insbesondere für Wohnlagen die < 50 m von der nächsten Hochspannungsleitung entfernt waren. Für die anderen Distanzkategorien zeigten sich keine erhöhten Risiken.
In einer grossen Fall-Kontroll-Studie (genauer: Fall-Fall-Studie) aus England (Elliott & Toledano, 2013) wurden die Risiken von vier Krebsarten bei Erwachsenen in Abhängigkeit von Hochspannungsleitun- gen untersucht. Gegen 8‘000 Leukämiefälle wurden eingeschlossen. Es wurde kein erhöhtes Risiko errechnet.
Hinsichtlich Hirntumorrisiken bei Erwachsenen liegen nur zwei neuere Studien vor, welche die älteren Befunde bestätigen. Auch in den Studien von (Marcilio et al., 2011) und (Elliott & Toledano, 2013) fanden sich keine Zusammenhänge zwischen Hirntumorrisiko und häuslicher Magnetfeldbelastung.
Erren publizierte 2001 eine Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen Brustkrebsrisiko (Frauen und Männer) und NF-Magnetfeldbelastung (Erren, 2001). Die statistischen Daten zeigten leicht erhöhte Risiko bei Frauen (RR = 1.12) und bei Männern (RR = 1.37). Die in die Analyse eingegangenen Ein- zelstudien waren jedoch sehr heterogen, so dass der Autor zum Schluss kam (p. S117):
“But the lack of consistency in results from the individual studies that contribute to the average statis- tics, the doubts about whether the differing indices of exposure may really be regarded as valid reflec- tions of the same phenomenon, and the uncertainty about whether covariates and the disease itself were assessed accurately, persuades me that it is premature to conclude that the observations reflect a real, rather than artifactual, association”.
(Chen et al., 2010) kamen in einer Meta-Analyse von 15 Studien, die zwischen 2000 und 2009 publi- ziert wurden und ca. 25‘000 Fälle und 60‘000 Kontrollen umfassten, zum Befund, dass niederfre- quente Magnetfeldexposition das Brustkrebsrisiko von Frauen nicht erhöht (OR = 0.998). Auch in den mit (Erren, 2001) vergleichbaren Detailanalysen zeigten sich keine Risikoerhöhungen. Sie folgern (p. 569):
“The results showed no significant association between ELF-EMF exposure and female breast cancer risk in total analysis (OR = 0.988, 95% CI = 0.898–1.088) and in all the subgroup analyses by expo- sure modes, menopausal status, and estrogen receptor status. (...) In conclusion, this meta-analysis suggests that ELF-EMF exposure has no association with the susceptibility of female breast cancer”.
In der erwähnten Studie von (Elliott & Toledano, 2013) zu vier Krebsarten bei Erwachsenen in Abhän- gigkeit von Hochspannungsleitungen wurde kein erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Frauen (n = 29‘902) errechnet. Die Autoren kommen (auch für Leukämien und Brustkrebs) zur Schlussfolgerung (p.189):
“In summary, our results do not support an epidemiologic association of adult cancers with proximity to residential magnetic fields from high-voltage overhead power lines. Unless new biologic hypotheses
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