Page 87 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
4.3.2 Andere Krebsarten
4.3.2.1 Hirntumore bei Kindern
Mezei et al. (2008) analysierten in einer Metastudie 13 Artikel zum Zusammenhang zwischen Hirntu- moren bei Kindern und niederfrequenter Magnetfeldbelastung und fanden keine Hinweise auf erhöhte Risiken. 2010 publizierten Kheifets, Ahlbom, Crespi, Feychting, et al. (2010) eine gepoolte Analyse, in der 10 Studien – teilweise dieselben wie Mezei et al. (2008) – berücksichtigt wurden. Dies waren: (Savitz et al., 1988), (Feychting & Ahlbom, 1993), (Olsen et al., 1993), (Verkasalo et al., 1993), (Tynes & Haldorsen, 1997), (Preston-Martin et al., 1996), (UKCCS, 1999), (Schuz, Kaletsch, et al., 2001), (Kroll et al., 2010), (Saito et al., 2010). Die exponierten Fälle wurden in 5 Expositionskategorien mit Schritten von jeweils 0.1 μT eingeteilt. Die Autoren kommen zum Schluss (p. 759):
“Although our results contained hints of a risk increase in some subanalyses, as is expected when nu- merous analyses are performed, these increases were small, highly dependent on particular studies included in the subset, and inconsistent with regard to increasing exposure for all models chosen. Taken as a whole, our results provide little evidence for an association between ELF-MF exposure and childhood brain tumors”.
Zur grundsätzlich gleichen Beurteilung kommt (Schuz, 2011) in einer Literaturarbeit (p. 339):
„Recent pooled analyses for childhood brain tumour show little evidence for an association with ELF- MF, also at exposures ≥0.4 μT”.
(Bunch et al., 2014), kommen in Ihrer Studie zu Hochspannungsleitungen und Krebs bei Kindern ebenfalls zu einem entwarnenden Fazit (p. 3):
„In all subsequent analyses, there were some sporadic elevated or reduced risks for CNS tumours in some year/distance categories, and some of these are statistically significant. To a lesser extent, this is also the case for ‘other solid tumours’. However, these variations in risks do not form any pattern, and we consider them likely to be chance findings”.
(Bunch et al., 2015) untersuchten an derselben Population auch den Zusammenhang mit Magnet- feldexpositionen von unterirdisch verlegten Hochspannungskabeln. Die Anzahl der stark exponierten Fälle (0-50 m Entfernung vom Trassee) betrug für Tumore des zentralen Nervensystems (u.a. Hirntu- more) lediglich 25, für andere Tumorarten (ausser Leukämien) 39. Die Aussagekraft der Studie ist da- mit limitiert. Die Autoren stellten für Tumore des zentralen Nervensystems ein erhöhtes Risiko bei den stark exponierten Fällen fest. Bei allen anderen Tumorarten gab es keine Auffälligkeiten.
(Parodi et al., 2014) untersuchte, welche Umwelt-Expositionen der Mütter während der Schwanger- schaft das Hirntumorrisiko ihrer Kinder erhöhen würden. Niederfrequente Magnetfelder waren dabei eine Expositionskategorie. Signifikante Assoziationen ergaben sich u.a. zu aromatischen Kohlenwas- serstoffen wie Benzol, jedoch nicht zu NF-Magnetfeldern. Dieses Resultat entspricht dem früheren Be- fund einer deutschen Fall-Kontroll-Studie (Hug et al., 2010), in der kein Zusammenhang zwischen el- terlicher Magnetfeldbelastung (berufliche Exposition) in der Zeit bevor ein Kind zur Welt kam und dem späteren Hirntumorrisiko des Kindes identifiziert werden konnte. Hingegen hat die kanadische Studie von (Li et al., 2009) einen Zusammenhang zwischen mütterlicher Magnetfeldexposition während der Schwangerschaft und dem Hirntumorrisiko von Kindern gezeigt. Die Daten sind jedoch nicht einfach zu interpretieren und müssen als Verdachtsmomente angesehen werden.
Neue epidemiologische Studien seit 2017
In einer grossen und aufwendig konzipierten Fall-Kontroll-Studie («MOBI-Kids») wurde anhand von Daten aus 14 Ländern untersucht, ob die Nutzung von Mobil- und Schnurlostelefonen und die daraus resultierende Exposition mit HF-EMF und NF-MF das Risiko von Hirntumoren bei jungen Menschen erhöht (Castano-Vinyals et al., 2022). NF-MF entstehen durch die Batterieströme, welche abhängig
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