Page 90 - EMF von Stromtechnologien
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EMF von Stromtechnologien
emerge, our findings should help to settle a long-standing debate on the safety of residential expo-
sures to extremely low-frequency magnetic fields from high-voltage overhead power lines and adult cancers”.
(Schuz, 2013) mahnt allerdings hinsichtlich der Übungsanlage der Studie zu einer gewissen Zurück- haltung, denn die Resultate können nur zum Nennwert genommen werden, wenn die Risiken der als Kontrollen verwendeten Krebsarten nicht mit NF-Magnetfeldern assoziiert sind. Wäre das der Fall, könnten grundsätzlich keine Risikoanstiege nachgewiesen werden, selbst wenn es diese gäbe. (Kato et al., 2015) untersuchten in einer sehr grossen Studie den Zusammenhang zwischen Schild- drüsenkrebs bei Frauen und der Exposition gegenüber Magnetfeldern von Heizdecken. Sie fanden keine Hinweise auf eine Risikoerhöhung aus dem Gebrauch elektrischer Heizdecken.
Neue epidemiologische Studien seit 2017
Khan et al. führten in Finnland eine Kohortenstudie zu NF-MF-Exposition durch Transformatoren in Wohngebäuden und Hautkrebs durch (Khan et al., 2022). In die Studie eingeschlossen wurden 225’492 Personen, die in Gebäuden mit Transformatorräumen lebten. Die durchschnittliche Nachbe- obachtungszeit betrug rund 15 Jahre. Auf Grundlage einer Datenbank zu Gebäuden in Finnland mit Transformatoren im Innenbereich wurden 8’617 Personen, die seit mindestens sechs Monaten in ei- ner Wohnung direkt über oder neben dem Transformatorraum lebten, als "exponiert" eingestuft. Diese wohnten alle entweder im Erdgeschoss oder im ersten Stock. Die übrigen Bewohnerinnen und Be- wohner des Erdgeschosses und der ersten Etage (n=46’169) sowie der oberen Etagen (n=170’706) bildeten die Vergleichsgruppe. Anhand des finnischen Krebsregisters wurde für die Studienteilneh- menden ermittelt, ob Hautkrebsdiagnosen (Melanome und Plattenepithelkarzinome) ab einem Alter von 18 Jahren oder darüber vorlagen. Bei der Datenanalyse wurde auch das Alter beim Einzug sowie Geschlecht und Geburtsjahr berücksichtigt. Insgesamt war das Risiko für exponierte Personen nicht erhöht, wobei 559 Fälle von Melanomen und 355 Fälle von Plattenepithelkarzinome ausgewertet wer- den konnten. Allerdings war bei exponierten Personen, die in den Wohnungen wohnten bevor sie das 15. Altersjahr erreichten, das relative Risiko etwa um den Faktor 2.5 erhöht (95% Konfidenzintervall 1.15 bis 5.69). Dieses erhöhte Risiko war hauptsächlich auf die Exposition vor dem 10. Altersjahr zu- rückzuführen. Dieses Ergebnis basiert jedoch auf nur sieben exponierten und 42 nicht exponierten Melanom-Fällen. Die Gesamtanalyse deutet nicht auf einen Zusammenhang zwischen häuslicher NF- MF-Exposition und Hautkrebs hin. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass eine NF-MF-Ex- position in der Kindheit in ganz seltenen Fällen die Entwicklung eines Melanoms im späteren Leben begünstigen könnte. Die gleiche Schlussfolgerung wurde in derselben Kohorte auch in Bezug auf Leu- kämien und Hirntumoren gemacht: insgesamt wurde auch dort kein Zusammenhang beobachtet, je- doch in einer Subgruppenanalyse ein signifikant erhöhtes Risiko von akuter lymphatischer Leukämie basierend auf vier exponierten Fällen in der Kindheit (Khan et al., 2021)
Der Studienansatz ist innovativ, da er keinen Kontakt mit den Studienteilnehmenden erforderte und somit kein Selektionsbias auftreten konnte. Eine Stärke der Studie ist zudem die Expositionsabschät- zung, da gut belegt ist, dass die NF-MF-Exposition in Wohnungen in der Nähe von Transformatoren deutlich erhöht ist. In der Analyse wurden nur wenige Störfaktoren berücksichtigt. Da für Bewohner im gleichen Haus systematische Unterschiede in Bezug auf die Wohnlage und die Lage des Transforma- torraums unwahrscheinlich sind, wird aber mit diesem Studiendesign implizit für viele mögliche Stör- faktoren kontrolliert. Der kritischste Störfaktor ist die UV-Belastung, und es lässt sich nicht völlig aus- schließen, dass Kinder, die im Erdgeschoss wohnen und sich somit eher in der Nähe eines Transfor- mators aufhalten, sich auch eher im Freien aufhalten. In einer Sensitivitätsanalyse, die sich auf Stu- dienteilnehmende im Erdgeschoss und im ersten Stock beschränkte, wurden jedoch keine Hinweise auf einen derartigen Störfaktor gefunden. Die wichtigste Einschränkung der Studie ist die kleine Stich- probe von Teilnehmenden, die während ihrer Kindheit exponiert waren, so dass für diese Auswertung eine Bestätigung durch zusätzliche Studien erforderlich ist.
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