Page 40 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
Windturbinen sind vom Netz aus gesehen gewöhnliche, möglicherweise nicht ganz konstante Energie-
 erzeuger. Die EMV-Problematik unterscheidet sich aus dieser Sicht nicht besonders von anderen Er- zeugern. Diskussionen gibt es im Hochfrequenzbereich, wo die Rotoren grosser Turbinenfarmen al- lenfalls den Rundfunk oder Radardienste (Flugsicherung) stören können (Guseinoviene et al., 2014). Die Meinungen zur Relevanz sind kontrovers. In Deutschland wurde im Rahmen des Projekt WERAN (Wechselwirkung Windenergieanlagen und Radar/Navigation) die möglichen Einflüsse von Windanla- gen auf die Navigation erfasst und entsprechende Korrekturmassnahmen vorgeschlagen. Leider fehlt eine Zusammenfassung der Resultate und man ist auf die Details im Text zurückgeworfen, die den Rahmen einer Übersichtsstudie sprengen.
Ein weiteres Konzept, dass im Zusammenhang mit erneuerbaren Technologien für die Energieproduk- tion diskutiert wird, sind sogenannte «Microgrids». Dabei handelt es sich um lokale Netze die Energie aus erneuerbaren Quellen produzieren, speichern und verteilen. Diese Netze können sowohl im Insel- betrieb wie auch innerhalb eines Versorgungsnetzes betrieben werden. Im Zusammenhang mit diesen Netzen wird festgestellt, dass die Haupteinflüsse bezüglich EMW von den geführten Effekten durch die Beeinflussung des Stromes durch die ganzen Schaltvorgänge dominiert werden. Abgestrahlte An- teile werden als ein um ein Vielfaches schwächer eingestuft.
2.3.6 Implantate
In der Medizin werden zunehmend elektronische Geräte in den Körper implantiert. Dazu gehören etwa Herzschrittmacher, Defibrillatoren, Cochlea-Implantate oder aktive Stimulatoren von Muskeln, Orga- nen oder Nerven. Das Risiko von Störungen und potenziellen Fehlfunktionen an diesen Geräten durch externe elektromagnetische Felder muss minimal sein. Die allermeisten Geräte sind störsicher gegen- über Alltagsimmissionen von, beispielsweise, Stromleitungen, elektronischen Artikelsicherungsanla- gen, Metalldetektoren oder RFID-Anlagen. Trotzdem gilt es, die EMV-Empfindlichkeit von Geräten ge- genüber Sendern oder neuen Anwendungen laufend zu testen. Wir verweisen an dieser Stelle bei- spielhaft auf einige ausgewählte Artikel, stellvertretend für die reichhaltige medizinaltechnische Litera- tur auf diesem Gebiet.
Betreffend Herzschrittmachern: (Babouri et al., 2009), (Irnich & Steen-Mueller, 2011), (Magne et al., 2014), (Tiikkaja et al., 2012), (Tiikkaja et al., 2013b), (Korpinen et al., 2015), (Korpinen et al., 2016), (Napp et al., 2015), (Seckler et al., 2016). Betreffend Defibrillatoren: (Akhtar et al., 2014), (Katrib et al., 2013), (Napp et al., 2014), (Souques et al., 2011), (Tiikkaja et al., 2013a). Anderes: (Leitgeb et al., 2012), (Leitgeb et al., 2013), (Hikage et al., 2016).
Ein zunehmend wichtiges Gebiet ist die drahtlose Auflademöglichkeit bei Implantaten: (Campi et al., 2016a), (Campi et al., 2016b), (Campi et al., 2016c), (Kwan et al., 2016), (Guo et al., 2015), (Varghese & Bobba, 2016), (Xiao et al., 2016).
Ein systematischer Review von Driessen et al. (Driessen et al., 2019), geht der Frage nach, ob hinrei- chend geklärt ist, von welchen Faktoren potentielle Probleme bezüglich EMV von Implantaten be- stimmt sind. Das Resultat zeigt, dass es einerseits von Parametern der Exposition (Frequenz, Amplitude, etc.) abhängt, wie auch von spezifischen Charakteristiken der Implantate und der Elektro- den. Zusammenfassend wird festgestellt, dass die relevanten Faktoren noch nicht hinreichend identifi- ziert und charakterisiert sind, um allgemeine Grenzwerte für Implantatsträger abzuleiten.
Ein neues Thema ist auch die EMV zwischen Implantaten, siehe Yalcin et al. und Gordon et al. (Gordon et al., 2021; Yalcin et al., 2020). Dies ist aber im Zusammenhang mit diesem Bericht nicht als relevant anzusehen
Ein weiteres Review beschäftigt sich mit EMV bei “Deep brain stimulation devices” (Rahimpour et al.,
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