Page 134 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
Elektrizitätsindustrie ob die EMF-Exposition (erhoben über Berufs- und Tätigkeitsbeschreibungen so-
wie Kontrollmessungen) die Schlafqualität und Schlafdauer beeinflusst oder nicht. Sie kamen zu ei- nem positiven Befund: exponierte Beschäftigte weisen eine schlechtere Schlafqualität auf. Hinsichtlich Schlafdauer fanden die Autoren keine Unterschiede. Allerdings wurden Störgrössen nur rudimentär erfasst. So bleibt insbesondere unklar, ob es zwischen den Gruppen Unterschiede gab hinsichtlich Ar- beitszeiten (Dauer, Einsatzzeiten) oder hinsichtlich Arbeitstyp (Anteil manuelle vs. administrative Ar- beit). Die Resultate dürfen deshalb nicht zum Nennwert genommen werden. (Monazzam et al., 2014) haben in einer ähnlich gelagerten Studie festgestellt, dass nicht die Exposition, sondern die Arbeitsbe- dingungen für die auch von ihnen gefundenen Unterschiede in der Schlafqualität zwischen Beschäftig- ten verantwortlich sind (auf die Notwendigkeit bei Studien zu beruflicher Exposition Störgrössen und Ko-Expositionen zu berücksichtigen, haben jüngst (Kostoff & Lau, 2013) hingewiesen). Wie schon im Zusammenhang mit der Elektrosensibilität (siehe 4.3.5) erwähnt haben (Mueller & Schierz, 2004) in einer kontrollierten, experimentellen Schlafstudie festgestellt, dass unter Magnetfeldeinfluss elektro- sensible Personen ein Ausweichverhalten (weg von der Expositionsquelle) zeigen, dass aber die sub- jektiv empfundene Schlafqualität bei eingeschaltetem Feld grösser war als ohne Feld.
Studien seit 2017
Ayoobi et al. (2017) (Ayoobi et al., 2017) untersuchten bei 65 StudentInnen den Einfluss von ELF-MF (10, 14, 18 Hz; 200 μT) auf die Schläfrigkeit. Es wurden Hinweise für eine erhöhte Reaktionszeit unter MF-Beeinflussung gefunden. Da aber nicht alle durchgeführten Standardtests wie zum Beispiel “Stan- ford Sleepiness Scale” (SSS) bei exponierten und nicht-exponierten Probanden unterschiedlich aus- fielen, sind die Resultate mit Vorbehalt zu interpretieren.
Fettleibigkeit
Es wurden auch Resultate zu „ungewöhnlichen“ Endpunkten veröffentlicht, insbesondere zu Fettleibig- keit. In einer prospektiven Kohortenstudien mit einer “follow-up”-Periode von 13 Jahren (Li et al.,
2012) wurde der Einfluss der Exposition während der Schwangerschaft auf das spätere Risiko der Kinder, an Fettleibigkeit zu erkranken, studiert. Die Autoren fanden ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko (OR = 1.69; 95% CI = 1.01–2.84) bei Müttern, die über 0.15 μT (24 Std. Durchschnitt) exponiert waren. (Milham, 2014) hat den Bezug zwischen Fettleibigkeit und NF-MF mit dem Phänomen „dirty electricity“ erklärt, und mit Ländervergleichen begründet. Wie (de Vocht & Lee, 2014) richtigerweise betonen, stehen Daten und Argumentation in dieser Arbeit von Milham jedoch auf tönernen Füssen (siehe auch: (de Vocht & Olsen, 2016)). Dasselbe gilt für die Studie von (Li et al., 2012), die einen da- tengetriebenen Eindruck hinterlässt (siehe 4.3.4.2). Bis weitere Studien greifbar sind bleibt unklar, wel- cher Stellenwert der Arbeit von (Li et al., 2012) wissenschaftlich zugemessen werden kann.
Asthma bei Kindern
Eine neuere Studie von Sudan et al. (Sudan et al., 2017) ging früheren Berichten über einen Zusam- menhang zwischen MF-Exposition von Müttern und dem Auftreten von Asthma bei Kindern nach. Ihre neue Analyse der Danish National Birth Cohort ergab keinen Zusammenhang. Die Autoren fassen das Ergebnis folgendermassen zusammen:
“We did not find evidence that residential exposure to MF during pregnancy or early childhood in- creased the risk of childhood asthma. This interpretation is in line with the lack of an established bio- logical mechanism directly linking MF exposure to asthma, but high exposure was very rare in this co- hort.”
Gleichgewichtssystem
Im Zusammenhang mit der Festlegung von Grenzwerten für EMF wurde die Körperkontrolle als Bio- marker für mögliche schädliche Wirkungen beim Menschen vorgeschlagen. Der Einfluss von NF-MF
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