Page 133 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
Bei Tieren, die der höchsten Feldstärke (2 mT) ausgesetzt waren, wurde ein kleinerer Thymus festge-
stellt. Weiter wurde eine Reduktion von Zytokinen (Interleukin-17; «transforming growth factor-β», TGF-β) in 1/100 μT-exponierten Tieren vor der Immunisierung gemessen (Mahdavinejad et al., 2018). In dieser und einer Folgestudie (Mahaki, Jabarivasal, et al., 2019) wurde zudem die Expression von Transkriptionsfaktoren analysiert, die wichtig für das Funktionieren der T-Helferzellen des Immunsys- tems sind. Wiederum für die tieferen Expositionsgruppen wurde in der Milz aber nicht im Thymus eine Reduktion festgestellt, was laut Autoren zu einer Beeinträchtigung der Funktion von T-Helferzellen der Klasse Th2 und Th17 führen könnte. Weitere an der Immunreaktion-beteiligte Zytokine wurden auch analysiert, und Veränderung vor oder nach der Immunisierung wiederum bei 100 μT NF-MF gefunden (Mahaki et al., 2020; Molaei et al., 2019; Sobhanifard et al., 2019).
In einem Vergleich zwischen akuter (24 Stunden) und wiederholender (1 Stunde/Tag für 7 Tage) 50 Hz NF-MF-Exposition bei 7 mT wurde ebenfalls in männlichen Ratten erhoben (Wyszkowska et al., 2018). Die Autoren berichten von einem starken Anstieg der Interleukine -1β, -2, und -6 nach akuter aber nicht nach wiederholender Exposition. In der umfangreichen Tierstudie mit Mäusen von Li et al. (Li et al., 2018) wurden Chemokine, Zytokine die die Bewegung von Immunzellen steuern, im Blut- plasma analysiert, um Anzeichen von Entzündungen zu identifizieren. Die Tiere wurden entweder mit 0, 0.1, 0.5 oder 2.5 mT eines 50 Hz NF-MF für täglich 8 Stunden exponiert und Daten zu Chemokinen bevor und nach 1, 10, 30 und 90 Tagen Exposition erhoben. Eine signifikante Zunahme von zwei Che- mokinen, MCP-1 und EOTAXIN-1, wurde gefunden. Dabei war MCP-1 im zeitlichen Verlauf nur bei 0.5 mT permanent erhöht, wogegen Exposition bei allen Feldstärken eine akute Zunahme von EOTAXIN- 1 nach dem ersten Tag auslöste aber nur bei 0.5 mT über den ganzen Beobachtungszeitraum erhal- ten blieb. Die Autoren werten ihre Befunde als Anzeichen für einen endzündungsfördernden Effekt der NF-MF-Exposition. Ein möglicher Einfluss auf das Immunsystem wurde auch von den Autoren einer Studie postuliert, in der Mäuse einem kontinuierlichen 50 Hz elektrischen Feld von 35 kV/m ausge- setzt waren (Di et al., 2018).
Eine Erhöhung von Zytokinen und Chemokinen durch ex vivo 60 Hz NF-MF-Exposition bei 0.9 mT für 24 Stunden wurde auch in isolierten CD4-positiven T-Zellen der Maus nach Immunstimulation (Th9 Polarisation) beobachtet (Jang et al., 2019). Die Autoren zeigten, dass die Exposition über Signal- wege die Ausreifung zur T-Helferzellfunktion förderte und dadurch die Immunreaktion beeinflusste. Ebenfalls eine Verstärkung der Entzündungsreaktion und Ausschütten von Zytokinen durch eine konti- nuierliche 50 Hz NF-MF-Exposition bei 1 mT wurde in einem zellbasierten Wundheilungsmodell gefun- den (Patruno et al., 2018). Die gleiche Arbeitsgruppe untersuchte auch den Einfluss der Exposition für 1, 6 und 24 Stunden mit 1 mT 50 Hz NF-MF in einem Zellmodell für Makrophagen (THP-1-Zellen) (Patruno et al., 2020). Die Autoren folgerten aus ihren mechanistischen Untersuchungen, dass die Ex- position sich protektiv auf die Makrophagen auswirkt, indem entsprechende Schutzmechanismen mo- duliert wurden, die die aktivierten Zellen vor der Entzündungsreaktion und ROS-Produktion schützen. Zudem wurde gezeigt, dass dabei die Hemoxigenase-1 und die Akt- und ERK-Signalwege eine Rolle spielten.
Schlaf
In mehreren Studien sind die Auswirkungen von NF-MF auf den Schlaf studiert worden. Eine Untersu- chungsmethode ist dabei die Aufzeichnung des Schlaf-EEG. Der WHO-Bericht (WHO, 2007) referiert zwei Studien, die beide Auswirkungen auf mehrere standardmässig erhobene Schlafparameter proto- kollierten. Eine Arbeit konnte nur bei intermittierender Exposition einen Effekt finden. Studien zu Mobil- funkexpositionen zeigten zudem, dass die niederfrequente Modulation, wie sie insbesondere bei der GSM-Technologie im “uplink” (Mobiltelefon) zu finden ist (2 Hz, 8 Hz, 217 Hz), Veränderungen im Schlaf-EEG bewirkt. Diese sind über die Expositionszeit hinaus detektierbar; z.B. (Regel et al., 2006), (Hung et al., 2007). Eine zweite Untersuchungsmethode ist der Fragebogen zu (subjektiv empfunde- nen) Schlafeigenschaften. (Liu et al., 2014) untersuchten anhand von über 500 Beschäftigten in der
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