Page 132 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
Stressbedingungen reduzierte. Die Exposition alleine führte hingegen zu keinen signifikanten Unter-
schieden.
Der Einfluss eines kontinuierlichen 50 Hz NF-MF bei 0.5 mT für 7 Tage auf die Ausschüttung des «Ad- renocorticotropen Hormons» (ACTH) der Hypophyse und des Schilddrüsenhormons TSH wurde in mongolischen Rennratten (Gerbil) untersucht, dies nach der Exposition und 7 Tage später in gesun- den und Tieren eines Hirnschlag-Modells (Rauš Balind et al., 2020). Nach der Exposition wurde eine Abnahme der ACTH-produzierenden Zellen und eine Zunahme des ACTH-Spiegels im Blutplasma be- obachtet, wobei die Werte sich 7 Tage später normalisierten. Der TSH-Spiegel wurde ebenso vorüber- gehend durch die Exposition erhöht. Zudem wurde von einigen protektiven Effekten des NF-MF im Hirnschlag-Modell berichtet.
4.3.6.6 Weitere Endpunkte
Immunsystem
Untersucht wurden auch die Wirkungen von NF-Magnetfeldern auf das Immunsystem. Die (WHO, 2007) kommt nach Analyse von 6 Humanstudien zum Schluss, dass die Datengrundlage für eine ro- buste Beurteilung unzureichend ist. Die Studien zeigen widersprüchliche Resultate, entweder keine Effekte oder aber sowohl das Immunsystem schwächende oder stärkende Wirkungen. Das trifft insbe- sondere auch auf die zahlreicheren Tier- und Zellstudien zu. (Selmaoui et al., 2011) stellten in einem Provokationsexperiment mit 32 jungen Männern für intermittierende Magnetfeldexposition bei einem von 5 untersuchten Immunparametern einen Effekt fest. Insgesamt schliessen sie, dass 50 Hz Mag- netfelder keinen Einfluss auf das Immunsystem haben. Eine epidemiologische Arbeit dieser Gruppe (Touitou et al., 2013) bestätigte diesen Schluss: Auch in dieser Studie wurden keine Veränderungen immunologischer Parameter, auch nicht bei bis zu 20 Jahren langzeitexponierten Personen, gefun- den. Die Beurteilung von BioInitiative (2012) lautet demgegenüber: NF und HF-EMF haben ein gros- ses Potenzial, das Immunsystem zu schwächen. Dieses Urteil wird im entsprechenden Kapitel fast ausschliesslich anhand von Studien mit Hochfrequenzexpositionen begründet. Einzige Ergebnisse zu NF-Expositionen betreffen allergische Hautreaktionen bei EHS-Personen, wie sie v.a. in Schweden im Zusammenhang mit Arbeiten an Röhrenbildschirmen aufgetreten sind (siehe4.3.5.1). Die Meinung von BioInitiative ist hier wissenschaftlich wenig überzeugend.
Studien seit 2017
Zur Wirkung von EMF auf das Immunsystem und Immunzellen gibt es mittlerweile einige experimen- telle Untersuchungen, die in neueren Übersichtsarbeiten zusammengefasst sind (Mahaki, Tanzadehpanah, et al., 2019; Piszczek et al., 2021), wobei auch viele Studien im hochfrequenten Be- reich durchgeführt wurden (Yao et al., 2021). Allerdings lässt die Datenlage nach wie vor kaum eine abschliessende Beurteilung des Gesundheitsrisikos zu. Mahaki et al. (Mahaki, Tanzadehpanah, et al., 2019) fasst dies so zusammen:
"Altogether, it is difficult to conclude the beneficial or hazard effects of ELF-EMF on immune cells re- sponse, due to the differences in physical (frequency, field density, field direction, and exposure dura- tion) and biological parameters (stimulus, species, cell type, and tissue type) of ELF-EMF".
Nachfolgend werden einige neuere experimentelle Studien im Bereich Immunsystem kurz zusammen- gefasst. Weitere sind auch im Kapitel 4.3.1 zur Kinderleukämie zu finden. Eine iranische Forschungs- gruppe veröffentlichte kürzlich einige Studien in Ratten, die mit NF-MF exponiert wurden (Mahaki et al., 2020; Mahaki, Jabarivasal, et al., 2019; Mahdavinejad et al., 2018; Molaei et al., 2019; Sobhanifard et al., 2019). Männliche Ratten wurden täglich zwei Stunden während 2 Monaten 50 Hz NF-MF (0.01, 0.1, 0.5 oder 2 mT) ausgesetzt und in der Hälfte wurde eine Immunreaktion ausgelöst.
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