Page 129 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
hang. Koeman et al. (2014) führten eine prospektive Kohortenstudie bei niederländischen Beschäftig-
ten durch (n = 120‘852). Sie analysierten 8’200 Fälle von Herzkrauslauf-Sterbefällen und fanden keine Anzeichen, dass berufliche Magnetfeldexposition das Sterberisiko erhöhen könnte. (Fazzo et al., 2009) stellten in ihrer Studie mit 345 Personen, die in der Umgebung einer 60 kV Hochspannungslei- tung in Rom lebten, fest, dass die am meisten exponierte Gruppe ein doppelt so hohes Risiko für Herzkranzgefässerkrankungen besitzt. (Liu et al., 2013) dokumentieren eine Reihe von negativen Ein- flüssen von niederfrequenter Magnetfeldexposition auf kardiovaskuläre und Blutparameter von expo- nierten im Vergleich zu weniger exponierten Beschäftigten in der Autoindustrie. Da es sich bei den ex- ponierten Personen um Schweisser handelte, die zusätzlich zu EMF einer ganzen Reihe von anderen Immissionen ausgesetzt sind, kann aus der Studie kein Schluss in Bezug auf EMF als möglicher Ver- ursacher der physiologischen Messwerte gezogen werden. Ähnliches gilt für die Studie von (Wang, Wang, et al., 2016), in der das Blut von über 800 Arbeitern in einem Elektrizitätswerk auf einen mögli- chen Zusammenhang mit der EMF-Exposition untersucht wurde. Die Expositionserfassung ist proble- matisch, weil alle Frequenzen berücksichtigt und zusammen kategorisiert wurden. Zudem sind nur we- nig Confounders berücksichtigt worden.
Weitere experimentelle Arbeiten seien erwähnt: (McNamee et al., 2010) und (McNamee et al., 2011) testeten mit 58 (Studie 2010) bzw. 10 (2011) Probanden in doppelt bzw. einfach verblindeten Versu- chen, ob die Exposition gegenüber einem 1’800 μT bzw. einem 200 μT starken 60 Hz Magnetfeld et- was an der Hautdurchblutung und verschiedenen anderen Kreislaufparametern (wie Blutdruck oder Herzfrequenz) ändert. Sie fanden in beiden Untersuchungen keine Hinweise darauf. (Kim et al., 2012) und (S. K. Kim et al., 2013) konnten in ihren Provokationsstudien ebenfalls keine Wirkungen finden. (Touitou et al., 2013) untersuchten bei 15 Freiwilligen, ob Langzeitexpositionen (bis 20 Jahre) gegen- über niederfrequenten Magnetfeldern Parameter des Blutes und des Immunsystems beeinflusst. Auch sie kamen zu einem Nullergebnis. (Adochiei et al., 2012) beobachteten dagegen statistisch signifi- kante Veränderungen der HRV. Leider beschreiben die Autoren die Versuchsanordnung nicht ausrei- chend, so dass das Ergebnis nicht wirklich gewürdigt werden kann. (Fang et al., 2016) stellten in Pro- vokationsexperimenten mit gepulster niederfrequenter Strahlung (PEMF-Signale) einen schwachen Einfluss auf das RR-Intervall fest (der RR-Abstand markiert die Dauer einer elektrischen Herzaktion, also den „Abstand“ zwischen zwei R-Zacken im EKG). (Sun et al., 2016) stellten in einer Studie mit 22 Diabetes-Patienten und 21 Kontrollen einen Einfluss von PEMF auf den peripheren Blutfluss (Erhö- hung; gemessen am Fuss) in beiden Gruppen fest.
Studien seit 2017
Binboğa et al. (Binboga et al., 2021) untersuchten bei 34 gesunden männliche Probanden Herzschlag- rate und HRV. Die Probanden wurden in einer doppelblinden Versuchsanordnung wiederholt während 5 Minuten einem Magnetfeld von 28 μT bei 50 Hz (entspricht einer beruflichen Exposition) auf die Brustregion ausgesetzt. Im Gegensatz zu den früheren Studien wurden statistisch signifikante Verän- derungen der HRV festgestellt. Die Autoren diskutieren jedoch verschiedene Faktoren, welche die Re- sultate beeinflusst haben könnten.
Okano et al. (Okano et al., 2021) untersuchten in einer Pilotstudie, ob MF den Blutfluss erhöhen und damit zu Linderung von Muskelbeschwerden beitragen können. Angewendet wurde ein Sinus-MF bei 50 Hz mit einer Stärke von maximal 180 mT. Die Studie ist von sehr hoher Qualität und die vermutete erhöhte Geschwindigkeit des Blutflusses konnte festgestellt werden.
Eine experimentelle Tierstudie in Ratten lieferte keine Hinweise darauf, dass eine 50 Hz NF-MF-Expo- sition bei 0.5 mT für 20 Stunden/Tag während 24 Wochen das kardiovaskuläre System beeinflusst (Zhang, Li, et al., 2020). Weder die Herzschlagrate, noch der Blutdruck, die Morphologie des Herzens oder molekulare Marker waren verändert. Dem gleichen experimentellen Protokoll folgend, lieferten die gleichen Forschenden zusätzlich Information zu verschieden Feldstärken (30, 100, 500 μT 50 Hz NF-MF) (Zhang, Wang, et al., 2020). Dabei wurden keine signifikanten Veränderungen der Blutwerte
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