Page 128 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
360 μT Feldstärke ausgesetzt und Verhaltenstest im Alter von 10 Monaten durchgeführt. Zudem wur-
den keine Hinweise gefunden, dass sich die Exposition negative auf die Gedächtnisleistung auswirkte.
4.3.6.4 Herzkreislaufsystem
Einen Ausgangspunkt bildeten Untersuchungen zur Herzratenvariabilität (HRV), welches ein sensitiver Indikator für die symphatische Aktivität (Stress) ist. In epidemiologischen Arbeiten konnte ein Zusam- menhang zwischen reduzierter HRV und erhöhtem (kardiovaskulärem) Morbiditäts- bzw. Mortalitätsri- siko (Erkrankungs- bzw. Sterberisiko) gezeigt werden. (Sastre et al., 1998) stellten fest, dass unter be- stimmten Expositionsbedingungen 60 Hz Magnetfelder die HRV kurzfristig senken und damit ver- knüpfte (akute) Gesundheitsrisiken erhöhen. In mehreren Nachfolgeuntersuchungen wurde dem Be- fund weiter nachgegangen. Die Forscher kamen am Ende zum Schluss, dass nicht die Magnetfelder die Ursache der Beobachtung waren, sondern ein Drittfaktor, nämlich die durch Blutentnahmen an den schlafenden Patienten hervorgerufene vegetative Störung (Graham et al., 2000).
Ein umfassender Review-Artikel zum Thema niederfrequente Magnetfelder und kardiovaskuläre Er- krankungen erschien 2007 (Kheifets et al., 2007). Er analysiert 10 epidemiologische Studien (1996– 2005) die sich mit Herzkreislauferkrankungen im Zusammenhang mit NF-Magnetfeldern befassten. 7 Arbeiten betrafen Mortalitätsstudien zu beruflich Exponierten in der Elektrizitätsbranche, 3 Arbeiten untersuchten die Fragestellung anhand der Berufsangaben (Job-Exposure-Matrix) auf den Todes- scheinen bzw. mit Telefoninterviews bei Hinterbliebenen. Insgesamt wurden in zwei Studien statistisch signifikante Risikoerhöhungen (bei einzelnen Krankheitsbildern) gefunden, alle anderen Risikoschät- zen zeigten keine Auffälligkeiten. (Kheifets et al., 2007) schlussfolgern vor dem Hintergrund der oben erwähnten experimentellen Erstbefunde (p. 11):
“(...) the initial clinical results were not confirmed. We conclude that the evidence speaks against an etiologic relation between occupational exposure to electric and magnetic fields and CVD”.
Zur gleichen Einschätzung kam auch die (WHO, 2007), p. 220:
“(...) while electric shock is an obvious health hazard, other hazardous cardiovascular effects associ- ated with ELF fields are unlikely to occur at exposure levels commonly encountered environmentally or occupationally. Although various cardiovascular changes have been reported in the literature, the majority of effects are small and the results have not been consistent within and between studies”.
Dieselbe Ansicht vertritt (ICNIRP, 2010). Bei (SCENIHR, 2015) ist dieser Endpunkt gar nicht themati- siert. Dasselbe gilt, mit Ausnahme pauschaler Aussagen, auch für BioInitiative (2012; Kapitel 24 mit “Key Scientific Evidence”). Zurückhaltender, aber auch selbstkritischer hinsichtlich der Arbeiten der eigenen Zunft, sind (McNamee et al., 2009) nach Durchsicht von über 30 Publikationen (p. 929):
“The effects of exposure to extremely low frequency (ELF) electromagnetic fields (EMFs) on human cardiovascular parameters remain undetermined.”
Dabei weisen sie auf die generell schwierige Expositionserfassung hin und auf die Probleme mit klei- nen Fallzahlen, wie sie in manchen Studien zu finden sind. Zudem geben sie zu bedenken, dass die Einflüsse der natürlichen Magnetfelder (v.a. Schwankungen aufgrund der geomagnetischen Stürme auf der Sonne), für die Diversität der experimentellen Befunde mitverantwortlich sein könnten (dazu auch: (Dimitrova et al., 2004)). Die Autoren fordern v.a. robuste Laborexperimente. Die Übersichtsar- beit von Elmas Übersichtsarbeit (Elmas, 2016) ist insgesamt wenig ergiebig und nur beschränkt infor- mativ.
Weitere epidemiologische Arbeiten seien erwähnt: (Roosli et al., 2008) untersuchten in ihrer Mortali- tätsstudie 4 verschiedene Herzkreislauferkrankungen bei Eisenbahnangestellten der Schweizerischen Bundesbahnen (Magnetfeldexposition: 16.7 Hz). Sie fanden keine Hinweise auf einen Zusammen-
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