Page 127 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
inwiefern sich die zwei Schulkollektive in sozialer Hinsicht voneinander unterschieden, so dass die Be-
funde schwierig zu interpretieren sind. In der bereits erwähnten Studie von (Szemerszky et al., 2016) wurden von den Probanden kognitive Effekte rapportiert. Da nur Sham-Expositionen eingesetzt wor- den sind, erklären die Autoren den Befund mit Nocebo-Wirkung.
Studien seit 2017
Zum Thema Kognition und Gedächtnisleistung sind in erster Linie Tierstudien vorhanden, wobei einige davon schon im Bereich «Neurodegenerative Erkrankungen» erwähnt wurden (siehe Kapitel 4.3.3). Einen breiter gefassten Überblick über experimentelle EMF-Studien zu neurologischen Funktionen in- klusive Kognition vermitteln neuere Übersichtsarbeiten (Lai, 2022; Riancho et al., 2021). Die Daten- lage bezüglich Gesundheitsauswirkung ist nach wie vor unklar. Lai (Lai, 2022) schlussfolgert in sei- nem Reviewartikel zu NF-MF und statischen Feldern:
"In summary, static/ELF EMF definitely affects many different physiological and behavioral functions in animals and humans. However, there is no definite data showing that these effects are detrimental to human health. Since effects have been observed in vitro, in vivo, and in humans (particularly at levels of occupational exposure), it is advisable that one should limit one’s exposure to these fields".
Kognitive Einflüsse in männlichen Mäusen wurde in der Studie von Zhang et al. (Y. Zhang et al., 2017) zwischen Exposition mit 50 Hz NF-MF und einem statischen Feld (SF) verglichen. Eingesetzt wurden 1 mT Feldstärke für 2 Stunden tägliche während 7 Tagen, in diesem Zeitraum wurden auch die Ver- haltenstests durchgeführt. Während sich die Gedächtnisleistung von schein- und SF-exponierten Mäu- sen nicht unterschied, war eine progressive Verschlechterung bei Tieren mit NF-MF-Exposition fest- stellbar. Allerdings muss man beachten, dass den Tieren einen Elektrodenarray für gleichzeitige elekt- rophysiologische Experimente implantiert wurde, was eine mögliche Störgrösse darstellt. Die Messung der Hirnströme korrespondierte dabei gut mit der jeweiligen Gedächtnisperformanz. In der Tat zeigte eine andere Studie keine Beeinträchtigung des Lernvermögens und sogar tendenziell eine Verbesse- rung der Gedächtnisleistung (Karimi et al., 2019). Hier wurden männliche Ratten einem 50 Hz NF-MF bei 1, 100, 500 oder 2’000 μT für täglich 2 Stunden während 60 Tagen ausgesetzt, bevor das Verhal- ten und der oxidative Status des Gehirns untersucht wurden. Die Beobachtungen folgten aber keiner generellen Dosis-Wirkungs-Kurve. Keinen Einfluss der Exposition auf die Lernfähigkeit und Gedächt- nisleistung von Mäusen wurde in einer Vergleichsstudie zwischen einem 50 Hz elektrischen und stati- schen Feld mit 35 kV/m festgestellt (Di et al., 2019). Die Tiere wurden chronisch bis zu 49 Tagen ex- poniert und das Verhalten und neurologische Parameter zu verschiedenen Zeitpunkten analysiert. Es wurde sogar eine verbesserte Kognition nach 30 Tagen NF-MF-Exposition, korrelierend mit erhöhten Neurotransmitter-Spiegel, beobachtet. Es bleibt aber unklar, ob es sich hier um einen Zufallsbefund handelt.
Letzthin geriet auch der Einfluss von IF-EMF in den Fokus des Interessens. Kumari et al. (Kumari, Koivisto, et al., 2017) haben männliche Mäuse ab dem Alter von zwei Monaten mit einem 7.5 kHz IF- EMF bei 12 und 120 μT Feldstärke während 5 Monaten exponiert und verschiedene Verhaltenstest durchgeführt. Eine milde Verminderung der Gedächtnisleistung wurden konstatiert, da in einigen aber nicht allen Testsettings Hinweise auf veränderte Performanz bei 120 μT-exponierten Tieren beobach- tet wurden. Die gleiche Forschungsgruppe führte dann auch zusätzliche Experimente der gleichen Art durch an männlichen Mäusen durch, die schon pränatal und bis zum Alter von einem Monat exponiert wurden, um mögliche Einflüsse auf das sich entwickelnde Nervensystem zu untersuchen (Kumari et al., 2018). Verminderte Gedächtnisleistungen wurden nicht beobachtet, einzig das Schwimmverhalten der Mäuse (bei 120 μT) war beeinträchtigt und die motorischen Fähigkeiten (12 μT Gruppe) waren so- gar verbessert. Verbesserte motorische Fähigkeit von IF-EMF-exponierten weiblichen Mäusen wurde am ersten aber nicht an den darauffolgenden Testtagen in einer anderen Studie festgestellt (Lerchl et al., 2021). Die Tiere wurden ab einem Alter von 3 Monaten einem kontinuierlichen 20 kHz IF-EMF bei
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