Page 125 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
“Generally, while electrophysiological considerations suggest that the central nervous system is poten-
tially susceptible to induced electric fields; cognitive studies have not revealed any clear, unambiguous finding”.
Einen weiteren Review-Bericht hat eine italienische Expertengruppe (Di Lazzaro et al., 2013) verfasst. Eine zentrale Schlussfolgerung daraus (p. 470):
“(...) the most consistent finding is the change in the alpha band (8–13 Hz) over occipital-parietal re- gions of the scalp but the direction of this modification is not clearly defined”.
Die Review-Studie von (Warille et al., 2016) zu Einflüssen von EMF auf das Nervensystem von Kin- dern ist zu unsystematisch und zu generell, als dass sie etwas zum Diskussionsstand beitragen könnte.
Eine Mehrheit der experimentellen Studien dokumentiert höhere Aktivitäten im Alpha-Band nach Ex- position mit niederfrequenten Magnetfeldern. (Cvetkovic et al., 2006) und (Cvetkovic & Cosic, 2009) bestätigten in ihrer Studie auch frühere Befunde, dass die Frequenz des Magnetfelds v.a. auf dieselbe Frequenz der Gehirnaktivität wirkt. (Cook et al., 2004), (Cook et al., 2005) und (Cook et al., 2009) stell- ten zusätzlich fest, dass die Alpha-Aktivitäten hirnregionsspezifisch zu- oder abnehmen, wobei die Veränderungen sowohl personen- als auch expositionsabhängig sind. Vor diesem Hintergrund könnte der Befund von (Legros et al., 2012) verständlich sein: Sie fanden in ihren Experimenten mit 60 Hz Magnetfeldexposition (1 Stunde) keine Veränderungen im EEG der 73 Versuchspersonen. (Legros et al., 2015) untersuchten mit Hilfe der funktionalen Magnetfeldtomographie (fMRI) den Einfluss starker 60 Hz Magnetfelder (über 1.8 und 3 mT) auf die kognitiven Funktionen bei je einem manuellen und kognitiven Test. Sie stellten fest, dass auch nach der Exposition veränderte Aktivitätsmuster im Hirn nachweisbar sind. Die Leistungsfähigkeit (Erfolgsquote) in den Tests blieb jedoch unbeeinflusst.
Studien seit 2017
Modolo et al. (Modolo et al., 2017) haben bei 25 gesunden Probanden EEG-Reaktionen gleichzeitig zusammen mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) untersucht. Zwei Bedingungen von 60 Hz Sinus-MF-Expositionen wurden getestet (3 mT, 10 s, 12 Wiederholungen; 7,6 mT, 2 s, 100 Wie- derholungen). Insgesamt konnte unter diesen Bedingungen kein Enfluss der MF-Exposition weder auf die elektrische Gehirnaktivität, wie sie mit dem EEG aufgezeichnet wurde, oder gemessen mit fMRI, festgestellt werden. Die Probanden berichteten auch über keine Wahrnehmungen von Magnetophos- phenen.
In der gleichen Forschungsgruppe (Davarpanah Jazi et al., 2017) wurde in einer Pilotstudie mit 10 ge- sunden Probanden neben EEG auch ein möglicher Einfluss auf menschlichen Tremor untersucht. Die Magnetfeldexposition betrug bis zu 50 mT. Es wurden keine signifikanten Effekte beobachtet. Auf- grund der geringen Studiengrösse sind die Resultate mit Vorsicht zu interpretieren.
Zellexperimentelle elektrophysiologische und dazugehörige Untersuchungen der Fluktuation der Kalzi- umkonzentration wurden eher selten durchgeführt, meist in primären Neuronen von Nagern oder in Neuroblastoma-Modellzelllinien mit Neuronen-ähnlichen Eigenschaften (Bertagna et al., 2021). Dabei geht es meist um die Analyse der sogenannten spannungsabhängigen Kalziumkanäle ("voltage-gated calcium channels”, VGCC) und/oder die davon abhängige Erregbarkeit der Neuronen für die Signal- übertragung. Solche Veränderungen könnten durchaus gesundheitliche Auswirkungen haben, sei es über eine Beeinträchtigung kognitiver Funktionen, der Entwicklung des Nervensystems oder Physiolo- gie der Neuronen, was im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen steht. Die Befunde und Schlussfolgerungen sind dabei recht heterogen, wobei man beachten muss, dass viele Untersu- chungen in Rahmen eines therapeutischen Ansatzes (z.B.: Transkraniale Stimulation) gemacht und meist akute (≤ 1 Stunde) oder subchronische (6-48 Stunden) Expositionsbedingungen angewandt wurden. Zudem wurden häufig Feldstärken eingesetzt, die so höchsten im beruflichen Bereich auftre- ten könnten.
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