Page 116 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
von 8’400 Geburten beigesteuert hat. Wiederum deuteten die meisten Analysen nicht auf ein erhöhtes
Risiko hin. Die Autoren schliessen:
“Some heterogeneous associations between ELF-EMF exposure and prematurity and SGA were ob- served. However, due to heterogeneity (ie, their independence regarding the level of exposure), asso- ciations cannot be definitely explained by ELF-EMF exposure.”
4.3.4.3 Bewertung
Tierstudien zu Einflüssen von niederfrequenten Magnetfeldern auf die Fruchtbarkeit zeigen häufig Ef- fekte. Ihre Interpretation bezüglich menschlicher Gesundheitist ist aber schwierig. So gesehen sind diese Arbeiten für die gesundheitliche Risikoeinschätzung nur sehr begrenzt hilfreich. Aus der vorlie- genden Humanstudie kann keine wissenschaftliche Schlussfolgerung gezogen werden. Insgesamt ist somit die Sachlage hinsichtlich menschlicher Fruchtbarkeit mit den verfügbaren Studien nicht seriös beurteilbar.
Betreffend Effekten auf Schwangerschaft und Geburt haben Tierversuche in der Mehrheit keine nega- tiven Resultate gezeigt. Neuere Arbeiten (meist mit Langzeitexpositionen von vergleichsweise starken Magnetfeldern) beobachteten jedoch verschiedene potenziell schädliche Wirkungen. Das Gesamtbild hat sich durch diese Untersuchungen aber nicht grundlegend verändert. Für die Risikobeurteilung wichtiger ist die Gesamtheit der epidemiologischen Studien. Hier wurden in den letzten Jahren einige Arbeiten zu Geburtsgewicht, Frühgeburten, Totgeburten, Missbildungen und Aborten veröffentlicht. Insgesamt fanden die Studien nur vereinzelt und nicht konsistent erhöhte Risiken. Diese Heterogenität könnte auf Zufallseffekte hindeuten. Das ist insofern möglich, als in den meisten Arbeiten nur wenige exponierte Fälle in die Analysen Eingang fanden. Insgesamt gesehen scheint ein Risiko eher unwahr- scheinlich, es kann aber aufgrund der wenig zuverlässigen Datenlage gegenwärtig nicht ausgeschlos- sen werden. Diese Einschätzung hat sich mit den neu publizierten Studien bestätigt. Grosse und qua- litativ gute Studien finden wenig Hinweise für einen Zusammenhang, während kleine, qualitativ unge- nügende Studien (Ingle et al., 2020; Ren et al., 2019; Sadeghi et al., 2017) teilweise Zusammenhänge finden.
4.3.5 Elektromagnetische Hypersensibilität
4.3.5.1 Allgemein
Das Thema „Elektromagnetische Hypersensibilität“ (EHS) ist seit den 80er Jahren in der Wissenschaft präsent. Die WHO verwendet dafür häufig den Begriff idiopathische Umweltintoleranz durch EMF (IEI- EMF). Auslöser waren die im Zusammenhang mit der aufkommenden Bildschirmarbeit von Beschäf- tigten geäusserten Beschwerden. Viele Studien dazu wurden damals in Schweden durchgeführt. Ge- genwärtig steht eher die Mobilkommunikation im Fokus des Interesses.
Mit elektromagnetischer Hypersensibilität sind unspezifische Gesundheitssymptome gemeint, deren Ursache Betroffene in elektromagnetischen Feldern ihrer Alltagsumgebung sehen (Baliatsas & Rubin, 2014). Fast ausschliesslich handelt es sich dabei um technisch erzeugte Felder von Infrastrukturen und/oder Geräten. Häufig genannte Symptome sind Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Ebenfalls verbreitet sind Konzentrationsschwächen, Nervosität, Rheuma, Atemprobleme, Müdigkeit, Schwindel, Hautausschläge sowie Jucken, Brennen oder Rötung der Haut. Eine Symptomskala haben (Eltiti et al., 2007) entwickelt. EHS ist kein objektiv diagnostizierbares Krankheitsbild mit nachweislicher Ursa- che in elektromagnetischen Feldern. Die Heterogenität des Symptombildes hat sich auch in einer Lite- raturanalyse von (Baliatsas, Van Kamp, Lebret, et al., 2012), in welcher 28 epidemiologische und 35 experimentelle Studien analysiert wurden, bestätigt (p. 22):
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