Page 115 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
mit 2 Gruppen. Als exponiert betrachtet wurden alle Fälle (n = 222) die innerhalb eines ± 25 m Korri-
dors einer Hochspannungsleitung wohnten (durchschnittliche magnetische Flussdichte von 0.31 μT). Die nicht-exponierte Gruppe umfasste 158 Fälle. Ebenfalls keine signifikanten Einflüsse von ELF- Magnetfeldexposition auf Entwicklungsparametern während der Schwangerschaft und auf das Ge- burtsgewicht diagnostizierte eine finnische Studie (Eskelinen et al., 2016).
Mögliche Einflüsse von Magnetfeldexpositionen auf die Embryonalentwicklung untersuchten (Su et al., 2014) an 130 abgetriebenen Föten. Die Frauen erhielten nach dem Eingriff ein Messgerät um die Ex- position während 24 Stunden zu erfassen. Die Auswertung ergab ein signifikant erhöhtes Risiko, dass der Fötus exponierter Frauen (> 0.16 μT durchschnittliche Flussdichte) kleiner war als der im täglichen Durchschnitt weniger stark exponierten Frauen. Bezüglich Histologie fanden die Autoren keine Unter- schiede. Auch diese Studie ist nur sehr beschränkt aussagekräftig, da nur 5 Fälle als exponiert klas- siert wurden.
In zwei prospektiven Kohortenstudien mit einer “follow-up”-Periode von 13 Jahren (Li et al., 2011) und (Li et al., 2012) wurde der Einfluss der Exposition während der Schwangerschaft auf spätere Krank- heiten und Auffälligkeiten der Kinder studiert. Es handelt sich um dieselbe Kohorte, die Li für die Stu- die zu Fehlgeburten nutzte (Li et al., 2002). In der Arbeit von 2011 stellen die Autoren ein mit der durchschnittlichen Magnetfeldexposition (statistisch signifikant) ansteigendes Risiko für Asthma bei Kindern fest (Risikoanstieg pro 0.1 μT: HR = 1.15; 95% CI = 1.04–1.27). In der Publikation von 2012 wurde der Zusammenhang mit kindlicher Fettleibigkeit untersucht und ein statistisch signifikant erhöh- tes Risiko (OR = 1.69; 95% CI = 1.01–2.84) von Kindern, deren Mütter über 0.15 μT (24 Std. Durch- schnittswert) exponiert waren, errechnet. Beide Befunde sind überraschend und bedürfen einer unab- hängigen Bestätigung. Die Tatsache, dass in den drei Studien, obwohl aus demselben Datenpool stammend, verschiedene Expositionskategorien gebildet wurden, führt (SSM, 2013) zur Feststellung (p. 32):
“It remains unclear, however, why different exposure metrics and cut-offs were used in all three stud- ies, since this introduces some concern that the data analysis was data driven in order to obtain signif- icant associations”.
Die bereits erwähnte Publikation (Lewis et al., 2016c) beschreibt 7 Arbeiten zu Schwangerschaft und Geburt, sowie 5 Arbeiten zu neonatalen Effekten, ohne diese Arbeiten zu qualifizieren.
Neue epidemiologische Studien seit 2017
In oben erwähnten kanadischen Kohortenstudie zu mütterlicher niederfrequente Magnetfeldexposition in der Provinz Quebec wurde neben Krebs auch Geburtsdefekte untersucht (Auger, Arbour, et al., 2019). Insgesamt wurden 2‘164‘246 Kinder in die Analyse miteingeschlossen und dabei 123‘575 Ge- burtsdefekte beobachtet. Mütter, welche zum Zeitpunkt der Geburt weniger als 200 Meter von einer Hochspannungsleitung oder einem Transformer entfernt lebten, hatten ein 2% bzw. 5% höheres Ri- siko für ein Kind mit einem Geburtsdefekt. Dabei war das Risiko im Umkreis von 50 Metern nicht hö- her als im Abstand von 200 Metern von einer Hochspannungsleitung. Das Risiko ist zwar statistisch signifikant aber sehr gering und deshalb anfällig auf Confounder odere anderen Bias.
In einer französischen Kohortenstudie (Elfe-Kohorte) wurde untersucht (Migault et al., 2018), ob müt- terliche berufliche NF-MF-Exposition während der Schwangerschaft einen Einfluss auf die Wahr- scheinlichkeit für eine sogenannte moderate Frühgeburt (33.-37. Woche) oder auf die Grösse von Neugeborenen hat. In die Studie eingeflossen sind 18‘329 Neugeborene, die in der 33. Schwanger- schaftswoche oder später geboren worden sind. Es wurde kein Zusammenhang zwischen der kumula- tiven Magnetfeldexposition und der Wahrscheinlichkeit für eine moderate Frühgeburt beobachtet. Auch die Grösse der Neugeborenen stand nicht im Zusammenhang mit der mütterlichen Magnet- feldexposition während der Schwangerschaft. In einer weiteren Publikation (Migault et al., 2020) wur- den die Daten mit einer zweiten französischen Kohortenstudie (Epipage2-Kohorte) gepoolt, die Daten
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