Page 117 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
“IEI-EMF is a poorly defined sensitivity. Heterogeneity and ambiguity of the existing definitions and cri-
teria for IEI-EMF show the necessity to develop uniform criteria that will be applicable both in research and clinical practice”.
Im Zusammenhang mit EHS wurde auch studiert, ob Betroffene (aber auch nicht-Elektrosensible Per- sonen) EMF wahrnehmen (korrekt detektieren) können. Dazu wurden sog. Provokationsstudien durch- geführt: unter kontrollierten Laborbedingungen mussten die Versuchspersonen angeben, ob zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Feld „anwesend“ ist oder nicht, allenfalls verknüpft mit Angaben zur subjek- tiv wahrgenommenen Feldstärke. Die grosse Mehrheit dieser Studien fand keine Hinweise auf eine Detektierbarkeit von niederfrequenten Magnetfeldern (Huss et al., 2016), (van Moorselaar et al., 2017). Letztere Publikation ist besonders interessant, weil sie einen neuen Ansatz zur Behandlung von EHS-Patienten getestet hat. Und zwar wurden Patienten, die angaben innerhalb von kurzer Zeit auf EMF zu reagieren, zuhause mehrfach getestet. Bei diesen Tests konnte kein Patient besser als zufällig wahrnehmen, ob ein EM-Feld eingeschaltet war oder nicht. Diese Erkenntnis hatte keinen Ein- fluss auf die selbst eingeschätzte Hypersensibilität 2 und 4 Monate nach dem Experiment. Aber die (ursprüngliche) Gewissheit innerhalb von wenigen Minuten auf eine EMF-Exposition zu reagieren hatte sich etwas vermindert und Häufigkeit und Schweregrad von Symptomen waren nach 4 Monaten reduziert. Da die Studie keine Kontrollgruppe hatte, ist nicht klar, ob die Veränderungen auf die Inter- vention zurückzuführen sind. Interessant ist auch, dass von den 42 Probanden nur 4 ihre Beschwer- den auf niederfrequente Magnetfelder zurückgeführt haben, die anderen 38 gaben HF-EMF als Ursa- che an. In zwei anderen Studien (Maestu et al., 2013), (Koteles et al., 2013) wurden bei sehr tiefen Feldstärken bei Einzelpersonen jedoch Sensitivitäten festgestellt. Möglicherweise ist dies aber auf me- thodische Unzulänglichkeiten zurückzuführen.
Zur Prävalenz von EHS gibt es verschiedene Untersuchungen. In einer Studie, die in der Region Ba- sel durchgeführt wurde (Schreier et al., 2006b), wird die Anzahl mit 5% angegeben. Diese Grössen- ordnung deckt sich mit Zahlen aus anderen Ländern: Österreich 3.5% (Schrottner & Leitgeb, 2008), Schweden 1.5% (Hillert et al., 2002), Kalifornien 3.2% (Levallois et al., 2002), U.K. 4% (Eltiti et al., 2007) erhoben; (Mohler et al., 2010) vermerken in ihrer Studie, dass 20.9% der Befragten ihre Ge- sundheit durch EMF beeinträchtig sähen oder dass sie sensibel auf EMF reagieren würden. Der Be- griff wird in dieser Arbeit also recht breit verstanden.
Die erwähnte Studie von (Schreier et al., 2006b) erhob u.a. die Häufigkeit von Quellen, die von Be- troffenen für ihre Beschweren verantwortlich gemacht werden: 20% gaben keine spezifische Techno- logie an, sondern sagten, dass die Symptome generell mit EMF zusammenhingen. Von den explizit genannten Quellen wurden folgende am häufigsten erwähnt: Hochspannungsleitungen 28%, Mobilte- lefone 25%, Fernsehgeräte und Computer 21% sowie mit je 15% andere elektrische Geräte und Ra- dio/TV-Sendeanlagen. In anderen Untersuchungen werden Mobilfunk-Basisstationen wesentlich häufi- ger als Beschwerdeverursacher genannt (Roosli et al., 2004). Insgesamt scheint das Krankheitsbild jedoch nicht quellenspezifisch zu sein (Schuz et al., 2006), (Rubin et al., 2005). So schreiben (Roosli et al., 2004), p. 149:
“One might hypothesize that ELF fields may cause symptoms different from those of sources in the Megahertz range. However, we could not find such differences. From the fact that no symptom pat- terns were revealed with respect to EMF sources it can be concluded that either EMF acts very unspe- cifically or the symptom ascription is significantly influenced by other causes. Public debate may play an important role”.
Allerdings gibt es auch andere Meinungen (Johansson et al., 2010), p. 37:
“The findings support the idea of a difference between people with symptoms related to specific EMF sources and people with general EHS with respect to symptoms and anxiety, depression, somatiza- tion, exhaustion, and stress. The differences are likely to be important in the management of patients”.
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