Page 42 - Wirkung-von-nichtionisierender-Strahlung-NIS-auf-Arthropoden
P. 42

Die jüngsten Fortschritte in diesem Bereich wurden von Bertagna et al. (2022) erzielt, die einen NIS-sensiblen Ca2+-Transporter in einer an der Calciumhomöostase beteiligten in-vitro- Zellkultur HEK 293 identifizieren konnten [99]. Die NIS-Wirkungen auf die Calcium- homöostase werden auch zu therapeutischen Zwecken genutzt [104]. Wir sind daher der Ansicht, dass die Hypothese der NIS-Effekte auf Calciumkanäle (und womöglich auch andere Ionenkanäle) sowie die Calcium-Homöostase einen stichhaltigen Beitrag leisten kann, um die physiologischen Reaktionen besser zu verstehen, die durch die NIS-Exposition hervorgerufen werden, und zwar nicht nur bei Wirbeltieren, sondern auch bei Arthropoden.
Schwierigkeit, ein solides experimentelles Design zu schaffen,
das eine reale Umweltexposition simuliert
Der niedrige Evidenzgrad, der mit der Wirkung von NIS in den verschiedenen Kategorien einhergeht, ist vor allem auf einen schlechten Versuchsaufbau, widersprüchliche Ergebnisse oder fehlende Studien zurückzuführen. In einem Buchkapitel erklären Panagopoulos und Margaritis, dass die Unstimmigkeiten und Diskrepanzen zwischen den verschiedenen Labor- experimenten wahrscheinlich auf die elektromagnetische Verschmutzung innerhalb der einzelnen Labore aufgrund von elektrischen Geräten und Leitungen zurückzuführen sind [105]. Sie weisen darauf hin, wie wichtig eine solide Methodik ist. Einige Studien schützen ihre Versuchsanordnung mit einem Faraday’schen Käfig, aber manchmal ist dieser Käfig auf einer Seite offen (z.B. [29]). Zudem werden Störfaktoren nur selten berücksichtigt und oft kann nicht ausgeschlossen werden, dass die beobachteten Wirkungen durch Temperatur, Handhabung etc. verursacht werden. Die Temperatur zum Beispiel wird nicht immer gemessen. Wenn sie gemessen wird, wird ihre Wirkung nur in wenigen Studien bewertet. Vanbergen [7] kam zu demselben Schluss, als er schrieb: «Die allgemeine wissenschaftliche Qualität der Studien muss unbedingt verbessert werden, wenn wir ein realistisches Bild des Risikograds [106] erhalten wollen. Zukünftige Studien müssen auf Annahmen beruhen, auf einem soliden theoretischen Rahmen, mit dem sich die Ergebnisse der Experimente oder Studien nach- prüfbar vorhersagen lassen. Ein gutes Studiendesign ist natürlich ebenfalls entscheidend, wird aber in vielen Fällen offenbar vernachlässigt.» [7]
Die meisten Studien werden im Labor durchgeführt und die getesteten Expositions- bedingungen weichen oft von den Umweltbedingungen ab. Im Labor ist die Exposition konstant, von fester Dauer und von eher hoher Intensität. In einer realistischen Konfiguration jedoch ist die Exposition aufgrund der wechselnden Eigenschaften der menschgemachten NIS-Emissionen [107], [108] und des Verhaltens der Arthropoden variabel in Intensität und Dauer. Flugarthropoden werden während eines Fluges auf unterschiedliche Expositionsgrade
39





























































































   40   41   42   43   44