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stossen und starke NIS-Quellen möglicherweise meiden (z.B. [109]). Bei Bodenarthropoden ist die Situation noch komplexer, da die schützende Wirkung des Bodens unklar ist. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass der Boden je nach Struktur und Wassergehalt elektro- magnetische Signale abmildert [110] – [112].
Schliesslich ist zu beachten, dass die untersuchten Arten eine erhebliche Stichproben- verzerrung aufweisen: Die Modellarten in den Laboratorien wurden im Laufe der Zeit aufgrund ihrer einfachen Aufzucht und relativen Robustheit ausgewählt. Es ist daher möglich, dass die Wirkungen von NIS bei anfälligen Arthropoden stärker ausgeprägt sind, die naturgemäss nicht im Labor untersucht werden, da sie nur zu schwer zu züchten sind.
Zuverlässigkeit der Bewertung der Wirkung von NIS und der
damit verbundenen Gefahren
Aufgrund der Unterschiede zwischen der Exposition im Labor und der Exposition im Feld ist es, selbst wenn einige Wirkungen in dieser Übersichtsarbeit mit einem korrekten Verlässlichkeitgrad (d. h. mindestens mittel) bewertet werden, schwierig, Schlussfolgerungen über das Auftreten und den Schweregrad dieser Wirkungen in der natürlichen Umgebung zu ziehen. Die Folgen einer möglichen zukünftigen Nutzung neuer Frequenzbereiche für die Mobiltelefonie, vor allem im Millimeterwellenbereich, sind noch schwieriger abzuschätzen: Je nach Netzdichte können die Expositionswerte möglicherweise niedriger sein als derzeit, auch wenn die Literatur hierzu noch spärlich ist [113] – [115]. Zudem werden NIS bei ihrer Ausstrahlung gebeugt, wobei sich die Intensität nach der Wellenlänge richtet [116]. Aufgrund dieses Mechanismus gilt: Je geringer die Wellenlänge, desto weniger weit breiten sich die Wellen aus. So sind die potenziellen Auswirkungen von Millimeterwellen eher in der Umgebung von Sendern zu erwarten, mit möglicherweise geringen Auswirkungen auf die weiter entfernte Tierwelt.
Klar ist, dass es Wirkungen auf verschiedenen Ebenen gibt, die bei Arthropoden sowohl auf der Ebene des Organismus als auch auf Zellebene beobachtet werden können und messbar sind. Diese Wirkungen sollten Folgen für die Arthropodenpopulationen haben, aber die wenigen Studien in situ haben keine Wirkung der NIS auf die Populationen gezeigt. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass der fehlende Nachweis einer Wirkung nicht gleichbedeutend mit dem Nachweis einer fehlenden Wirkung ist und dass weitere Feldstudien durchgeführt werden sollten.
Ein wichtiger Aspekt ist jedoch, dass die Zellstressmarker vermehrt vorhanden sind, wenn die NIS-Exposition mit einem anderen Stressfaktor zusammenfällt. Thermischer Stress wird so
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