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durch niederfrequente NIS verstärkt [117]. Dies ist ein Element, das wir in den IPCC- Szenarien [118] berücksichtigen sollten, in denen die fortschreitende globale Erwärmung allmählich eine weitere Ursache für thermischen Stress darstellt [119], [120].
Risiko für die Arthropoden-Populationen
Anthropogene NIS stellen eine potenzielle Bedrohung für Arthropodenpopulationen dar, da sie den Selektionswert (Fitness), die Fortpflanzung und das Verhalten von Individuen beeinträchtigen. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass NIS auf regionaler Ebene zum Aussterben einer Art führt, könnte NIS den Artenreichtum und damit die Grösse der Populationen beeinflussen und sie anfälliger für das Aussterben machen. Dies gilt umso mehr, da Wechselwirkungen oder synergetische Effekte mit anderen Faktoren wie Pestiziden und Habitattrennung möglich sind [117] und zum lokalen Aussterben bereits bedrohter Populationen beitragen können.
Die 4 Studien an der Population lassen derzeit keinen Schluss darüber zu, dass NIS auf die Populationen wirkt. Zwei Szenarien sind denkbar: 1) Die derzeitigen Umweltexpositionen rufen keine Wirkungen hervor, die gross genug wären, um die Populationen zu beeinträchtigen. 2) Die wenigen vorhandenen Studien verfügen über kein geeignetes Design (Exposition usw.), um die Wirkungen auf die Populationen sicher zu ermitteln. Wahrscheinlich haben wir es mit einer Kombination aus beiden Szenarien zu tun, mit geringen tatsächlichen Wirkungen auf die Population einerseits und Studien, in denen diese Wirkungen nicht nachgewiesen werden können, andererseits. Daher ist es wichtig, qualitativ hochwertige Studien zu planen und durchzuführen, um die Wirkungen von NIS auf Arthropoden- populationen genau zu untersuchen.
Unter der Annahme, dass die Umweltexposition gegenüber NIS eine gewisse schädliche Wirkung in Form einer Verringerung der Populationsgrösse auf bestimmte Arthropodenarten hat, steigt jedoch das Risiko eines lokalen Aussterbens und NIS könnten daher in Kombination mit anderen Faktoren wie der Intensivierung der Landwirtschaft (Stickstoffeinträge, Pestizide), der Habitattrennung und dem Klimawandel zum aktuellen Rückgang der Artenzahl und der Biomasse der Insekten beitragen (vgl. zum Beispiel [121]–[130]). Bislang konnten diese Wirkungen jedoch nicht nachgewiesen werden.
Innerhalb der Populationen sind nicht unbedingt alle Individuen gleichermassen betroffen. Es wurde nachgewiesen, dass NIS Individuen je nach Entwicklungsstadium, ökologischer Sensibilität (bezogen auf Habitatpräferenzen) und Geschlecht im Labor beeinträchtigen können (vgl. Ergebnisteil). Daher sind Veränderungen in der Struktur der Populationen (Demografie, Geschlechterverhältnis) und Gemeinschaften zu erwarten, wenn solche
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