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Dies verdeutlicht, wie wichtig eine qualitative Bewertung der aktuellen Literatur über die Auswirkungen von NIS wäre, um den Wissensstand zu bestimmen und Forschungslücken zu ermitteln.
Zu verschiedenen Themen in diesem Bereich wurden in den letzten Jahren in der Schweiz mehrere parlamentarische Vorstösse eingereicht: Interpellation (Ip) Wismer 19.4478 – «Insektensterben und Mobilfunkstrahlen», Ip Friedl 19.3345 – «Forschungsbedarf zu den Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern auf Tiere und Pflanzen» und die Frage von Reimann 18.5323 – «Sind elektromagnetische Felder zunehmend mitverantwortlich fürs Bienensterben?». Diese Fragen sind Teil eines breiteren politischen Kontextes, in dem es um die Bewertung der Faktoren geht, die den Rückgang der Biodiversität bei Arthropoden beschleunigen, was z. B. durch die Motion von Guhl «Das dramatische Bienen- und Insektensterben rasch und konsequent stoppen» veranschaulicht wird.
In seinen Stellungnahmen zu diesen Vorstössen weist der Bundesrat darauf hin, dass er nicht mit Sicherheit ausschliessen kann, dass die Strahlung von Mobiltelefonen und Basisstationen negative Auswirkungen auf Insekten hat. Er erwähnt jedoch, dass das Bienenforschungszentrum am Agroscope und die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft NIS als eine unwahrscheinliche Ursache für den starken Rückgang der Insekten ansehen [2]. Im Weitern fügt der Bundesrat hinzu, dass für den Rückgang der Insekten der Verlust ihrer natürlichen Lebensräume, Schadstoffe, intensive Landwirtschaft und Lichtverschmutzung auf internationaler Ebene als Hauptursachen anerkannt sind [3]. Dennoch wird im jüngsten Bericht der Akademien der Wissenschaften Schweiz über den Stand der Insektenvielfalt in der Schweiz erwähnt, dass NIS zu den Faktoren zählen könnte, die Insekten möglicherweise beeinflussen können, aber noch unzureichend erforscht sind [4]. Dies unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung, um verlässliche Einschätzungen der Rolle von NIS bei den Veränderungen der Insektenpopulationen und ihrer Diversität vornehmen zu können. Bis vor kurzem wurde auch Lichtverschmutzung noch nicht als grösserer Störfaktor für die Biodiversität angesehen. Auch wenn negative Effekte der Lichtverschmutzung als gesichert gelten [125], steckt die Forschung zur Lichtverschmutzung noch in den Kinderschuhen, vor allem, wenn es darum geht, die Auswirkungen auf das Ökosystem zu verstehen. Ähnliches gilt auch für die NIS-Forschung.
Die Frequenzbereiche der für die Telekommunikation genutzten NIS ändern sich im Laufe der Zeit. So wird 5G in der Schweiz heute im sogenannten NR-FR1 (3.6 Ghz) Frequenzbereichen eingesetzt, die zuvor für die Mobiltelefonie oder WLAN genutzt wurden. Für zukünftige Anwendungen oder in einigen Städten wird 5G in höheren Frequenzbereichen getestet, die als Zentimeterwellen oder Superhochfrequenz bezeichnet werden (SHF, Frequenzen zwischen ca. 6 und 30 GHz) und Millimeterwellen oder extrem hohe Frequenzen (EHF,
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