Page 165 - Gesundheitliche-Auswirkungen-5G
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STOA | Panel for the Future of Science and Technology Health impact of 5G
Viele für den Menschen krebserregende Stoffe wurden zuerst in angemessenen Labortierversuchen zuverlässig iden- tifiziert, oft viele Jahre bevor der Nachweis beim Menschen erbracht wurde (Huff, 1999; Huff, 2013; Maronpot et al., 2004).
Es kann auch übereinstimmende Beweise zwischen gut durchgeführten (OECD, 2016) Tier- und Humanstudien über schädliche Auswirkungen auf die Fortpflanzung und Entwicklung geben.
Die Bedeutung experimenteller Bioassays für den Schutz der menschlichen Gesundheit geht auch aus den Risikobe- wertungen für Chemikalien hervor, die auf gut durchgeführten Tierstudien basieren. So werden Tierstudien verwen- det, um die niedrigste beobachtete schädliche Wirkung (Lowest-Observed-Adverse-Effect Level - LOAEL) zu ermit- teln, d. h. die niedrigste Konzentration des chemischen Stoffes; oder manchmal auch das No-Observed-Adverse- Effect Level (NOAEL), das eine schädliche Veränderung der Morphologie, der Funktionsfähigkeit, des Wachstums, der Entwicklung oder der Lebensdauer des Zielorganismus verursacht, die sich von nicht exponierten Tieren/Organismen derselben Art und desselben Stammes unter denselben Expositionsbedingungen unterscheidet (Gaylor, 1999).
Bei HF-EMF haben die Ergebnisse epidemiologischer Studien bisher nur "begrenzte Beweise" für einen Zusammen- hang mit Krebs geliefert, vor allem aufgrund der oben genannten Einschränkungen epidemiologischer Studien und des Fehlens einer ausreichenden unabhängigen Finanzierung solcher Forschung.
In Studien an Labortieren, bei denen Störfaktoren und andere Einschränkungen minimal sind, ist die Evidenz für eine krebserregende Wirkung von HF-EMF, insbesondere auf Zellen des peripheren und zentralen Nervensystems, nach den Veröffentlichungen des US-amerikanischen NTP und des Ramazzini-Instituts 2018/19 jedoch solider als 2011 und erreicht nun eine "ausreichende" Evidenz bei Tieren gemäß der IARC-Evaluierung (IARC, 2019).
5.1 Krebs und niedrige Telekommunikationsfrequenzen (FR1: 450 bis 6000 MHz)
Im Jahr 2011 stufte die Arbeitsgruppe der IARC angesichts der begrenzten Nachweise beim Menschen und bei Ver- suchstieren HF-EMF als "möglicherweise krebserregend für den Menschen" (Gruppe 2B) ein. Diese Bewertung wurde von einer großen Mehrheit der Mitglieder der Arbeitsgruppe unterstützt. Die Gesamtbewertung lautete: Hochfre- quente elektromagnetische Felder sind möglicherweise krebserregend für den Menschen (Gruppe 2B).
Fast 10 Jahre später sind viele neue Studien veröffentlicht worden und eine Aktualisierung ist notwendig. Eine Bera- tergruppe von 29 Wissenschaftlern aus 18 Ländern traf sich im März 2019 bei der Internationalen Agentur für Krebs- forschung (IARC), um Prioritäten für das IARC-Monographieprogramm für den Zeitraum 2020-2024 zu empfehlen, darunter auch HF-EMF (IARC, 2019).
5.1.1 HF-EMF (FR 1: 450 bis 6000 MHz) und Krebs beim Menschen
Unsere Überprüfung der Literatur bis 2020 hat ergeben, dass seit der Veröffentlichung der IARC-Monographie 102 (IARC, 2013) mehrere neue epidemiologische Studien über den Zusammenhang zwischen HF-EMF und Krebs veröf- fentlicht wurden, wobei die Beweise jedoch gemischt bleiben (widersprüchliche Ergebnisse). In der Kohorte der Milli- on Women Study gab es keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Gliome oder Meningiome. Es gab ein erhöhtes Risiko für Schwannome des Vestibularapparats (Neurinome des Hörnervs) bei Langzeitnutzung und eine signifikante Dosis-Wirkungs-Beziehung (Benson et al., 2013).
Eine aktualisierte Nachbeobachtung in der landesweiten dänischen Handvertragskunden-Studie ergab kein erhöhtes Risiko für Gliome, Meningiome oder vestibuläre Schwannome, auch nicht bei denjenigen, die 10 Jahre oder länger einen Handyvertrag hatten (Frei et al., 2011; Schüz et al., 2011).
Neue Berichte aus Fall-Kontroll-Studien, die die Langzeitnutzung untersuchten, kamen ebenfalls zu gemischten Er- gebnissen; so berichteten Hardell und Carlberg, (2015) und Hardell et al., (2013 a, b) über ein erhöhtes Risiko für Gli- ome und Akustikusneurinome, jedoch haben Yoon et al., (2015) und Petterson et al., (2014) keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für diese Tumore gefunden.
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