Page 164 - Gesundheitliche-Auswirkungen-5G
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STOA | Panel for the Future of Science and Technology Health impact of 5G
5. Diskussion
In ihrer letzten Veröffentlichung erklärt die ICNIRP, dass: "(...) gemeldete schädliche Wirkungen von HF-EMF auf die Gesundheit müssen von unabhängiger Seite verifiziert werden, von ausreichender wissenschaftlicher Qualität sein und mit dem aktuellen wissenschaftlichen Verständnis übereinstimmen, um als "Beweis" angesehen und für die Festlegung von Expositionsbeschränkungen verwendet werden zu können. In den Leitlinien wird der Begriff "Beweis" in diesem Zu- sammenhang verwendet, und der Begriff "belegte Wirkung" wird verwendet, um berichtete Wirkungen zu beschreiben, die diese Definition von Beweis erfüllen. Der Rückgriff auf solche Nachweise bei der Bestimmung gesundheitsschädli- cher Wirkungen soll sicherstellen, dass die Expositionsbeschränkungen auf echten Wirkungen und nicht auf unbewiese- nen Behauptungen beruhen (...)" (ICNIRP, 2020a).
Sowohl beim Menschen als auch bei Tiermodellen wurden Wirkungen beobachtet, die die ICNIRP als "ungestützte Behauptungen" definiert; und einige von ihnen stellen "belegte Wirkungen" dar, d. h. objektive und relevante Be- obachtungen aus epidemiologischen und experimentellen Studien, einschließlich solcher zu Krebs und schädlichen Wirkungen auf Reproduktion und Entwicklung.
Epidemiologische Studien können, wenn sie mit angemessenen Informationen über die Expositionsszenarien und einer korrekten Methodik durchgeführt werden, starke Beweise für "gesicherte Auswirkungen" eines Agens, Faktors oder einer Situation liefern. Epidemiologische Studien weisen jedoch häufig mehrere Einschränkungen auf, die sich aus der geringen Stichprobengröße, der geringen statistischen Aussagekraft und den Störfaktoren ergeben. Zu die- sen Einschränkungen gehören: i) Kleine Expositions- oder Follow-up-Populationen, die möglicherweise nicht ausrei- chen, um eine angemessene statistische Aussagekraft zu erzielen; ii) Art, Umfang und Zeitpunkt der Exposition ge- genüber dem gefährlichen Agens können zu Fehlklassifizierungen der Exposition und zu falsch negativen Ergebnis- sen führen; iii) Eindeutige Ergebnisse aufgrund von Störfaktoren können schwer abzuleiten sein; iv) Methodische Faktoren, wie z. B. Recall Bias oder Publication Bias, können ebenfalls eindeutige Ergebnisse verhindern; v) Die inhä- rente Verzögerung bei der Ermittlung robuster epidemiologischer Ergebnisse aufgrund der langen Tumorlatenzzeit beim Menschen (d.h. von der ersten Exposition bis zur Tumorerkennung), die im Durchschnitt 10-40 Jahre betragen kann; iv) weit verbreitete und diffuse Exposition gegenüber anderen gefährlichen Stoffen, die in Kombination mit dem untersuchten Stoff synergistische oder schützende Wirkungen haben können; vii) Die weit verbreitete Expositi- on gegenüber EMF führt zu Schwierigkeiten bei der Suche nach einer ausreichend großen, nicht exponierten Kon- trollgruppe, was dann die Verwendung von Gruppen mit der geringsten Exposition als Vergleichskontrollen erforder- lich machen kann, die weniger robust sein können.
Die Hauptrichtung der Verzerrung, die sich aus vielen dieser methodischen und anderen Einschränkungen von Hu- manstudien ergibt, neigt dazu, "falsch-negative" Ergebnisse zu produzieren, d.h. Ergebnisse, die den Wirkstoff von seiner Schädlichkeit entlasten, die sich aber später als falsch herausstellen (Grandjean, 2013).
Während in Studien an Versuchstieren ausreichende Beweise für die Karzinogenität von HF-EMF beobachtet wurden, legen die folgenden Gründe nahe, dass die Ergebnisse für die Risikobewertung beim Menschen wichtig/relevant sind. Tierstudien (Bioassays) haben nur wenige Einschränkungen und können daher, wenn sie nach den empfohlenen hohen Standards (OECD, 2018b) durchgeführt werden, im Vergleich zu Humanstudien relativ schnell und robuste Beweise für den Zusammenhang zwischen der Exposition und dem spezifischen Ergebnis liefern.
Da sich die Latenzzeit proportional zur durchschnittlichen Lebensdauer eines Organismus verhält, ist die Latenzzeit bei den üblicherweise in den Laboren verwendeten Nagetieren verhältnismäßig kürzer. Eine Latenzzeit von einem Jahr bei Ratten entspricht einer Latenzzeit von etwas mehr als 30 Jahren beim Menschen, so dass Tier-Bioassays, selbst über die volle Lebenszeit von Ratten von etwa 2,5 Jahren, im Vergleich zu Studien am Menschen eine Krebser- kennung innerhalb einer relativ kurzen Zeit ermöglichen.
Bioassays an Tieren können daher wichtige Informationen über das Krebsrisiko beim Menschen aufgrund der Exposi- tion gegenüber verschiedenen Stoffen liefern. Diese Daten können unser Vertrauen in die Erkenntnisse über Krebsri- siken beim Menschen aus epidemiologischen Daten stärken.
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