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STOA | Panel for the Future of Science and Technology Health impact of 5G
SCHLÜSSELREFERENZ: IARC 2013
Die IARC-Monographie 102 (IARC, 2013) ist die wichtigste Referenz für die vorliegende Bewertung. Im Mai 2011, nach einem Jahr der Vorbereitung und Überprüfung von Entwürfen, trafen sich 30 Wissenschaftler aus 14 Ländern bei der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon, Frankreich, um die Karzinogenität von hochfre- quenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) zu bewerten. Diese Bewertung wurde als Band 102 der IARC- Monografien veröffentlicht (IARC, 2013). Epidemiologische Belege für einen Zusammenhang zwischen HF-EMF und Krebs stammen aus Kohorten-, Fall-Kontroll- und Zeittrendstudien. Die Populationen in diesen Studien waren HF- EMF am Arbeitsplatz durch Quellen aus der allgemeinen Umwelt und durch die Nutzung drahtloser (mobiler und schnurloser) Telefone ausgesetzt, was die umfassendste untersuchte Expositionsquelle darstellt.
Eine Kohortenstudie (Schüz et al., 2006) und fünf Fall-Kontroll-Studien (Muscat et al., 2000; Inskip et al., 2001; Au- vinen et al., 2002; INTERPHONE Study Group, 2010; Hardell et al., 2011) wurden von der Arbeitsgruppe als potenziell nützliche Informationen über Zusammenhänge zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und Gliomen bewertet.
Obwohl sowohl die INTERPHONE-Studie als auch die schwedische gepoolte Analyse anfällig für Verzerrungen sind – aufgrund von Erinnerungsfehlern und der Auswahl für die Teilnahme – kam die Arbeitsgruppe zu dem Schluss, dass die Ergebnisse nicht allein als Ausdruck von Verzerrungen abgetan werden können und dass eine kausale Interpreta- tion zwischen der HF-EMF-Exposition durch Mobiltelefone und Gliomen möglich ist. Eine ähnliche Schlussfolgerung wurde für Akustikusneurinome gezogen, obwohl die Fallzahlen wesentlich geringer waren als bei Gliomen. Darüber hinaus fand eine Studie aus Japan (Sato et al., 2011) einige Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Akustikusneurinome im Zusammenhang mit ipsilateraler Mobiltelefonnutzung.
Für Meningeome, Ohrspeicheldrüsentumore, Leukämie, Lymphome und andere Tumorarten hielt die Arbeitsgruppe die verfügbaren Daten für unzureichend, um eine Schlussfolgerung über den möglichen Zusammenhang mit der Mobiltelefonnutzung zu ziehen. Epidemiologische Studien an Personen mit potenzieller beruflicher Exposition ge- genüber HF-EMF haben Hirntumore, Leukämie, Lymphome und andere Arten von bösartigen Tumoren einschließlich Aderhautmelanom sowie Hoden-, Brust-, Lungen- und Hautkrebs untersucht. Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass die Studien methodische Einschränkungen aufwiesen und die Ergebnisse uneinheitlich waren. Die Arbeitsgruppe kam zu dem Schluss, dass es "begrenzte Beweise beim Menschen" für die Karzinogenität von HF-EMF gibt, basierend auf positiven Zusammenhängen zwischen Gliomen und Akustikusneurinomen und der Exposition gegenüber HF-EMF von Mobiltelefonen.
Damals hielten einige Mitglieder der Arbeitsgruppe die derzeitigen Beweise beim Menschen für "unzureichend". Ih- rer Meinung nach gab es Unstimmigkeiten zwischen den beiden Fall-Kontroll-Studien und eine fehlende Expositions -Wirkungs-Beziehung in den Ergebnissen der INTERPHONE-Studie; in der dänischen Kohortenstudie wurde kein An- stieg der Gliom- oder Akustikusneurinom-Raten festgestellt (Shuz et al., 2006) und bis zu diesem Zeitpunkt hatten die gemeldeten Zeittrends bei den Gliom-Inzidenzraten keine Parallele zu den Zeittrends bei der Mobiltelefonnut- zung gezeigt (Baan et al., 2011).
ÜBERPRÜFUNG DER EPIDEMIOLOGISCHEN STUDIEN 2011-2020
Ausgehend von 2011 werden in der vorliegenden Übersichtsarbeit die ebenfalls in den Tabellen 1- 4 zusammenge- fassten epidemiologischen Studien nach Art der Studie und nach Jahr der Veröffentlichung (2011-2020) ausgewertet. Die Autorin fügt den kurzen Zusammenfassungen ihre eigenen kurzen Kommentare zu den Ergebnissen der ver- schiedenen Studien hinzu.
FALLKONTROLLSTUDIEN (Tabellen 1, a-m)
1. Aydin et al. (2011).
Dänemark, Schweden, Norwegen und die Schweiz. 2004-2008. CEFALO multizentrische Fall-Kontroll-Studie.
Untersucht wird der Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und dem Hirntumorrisiko bei Kin- dern und Heranwachsenden. CEFALO ist eine multizentrische Fall-Kontroll-Studie, die in Dänemark, Schweden, Nor- wegen und der Schweiz durchgeführt wurde und alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 7-19 Jahren einschloß, bei denen zwischen 2004 und 2008 ein Hirntumor diagnostiziert wurde. Persönliche Interviews mit 352 Fallpatienten (Teilnahmequote: 83 %) und 646 Kontrollpersonen (Teilnahmequote: 71 %) sowie deren Eltern.
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