Page 44 - Gesundheitliche-Auswirkungen-5G
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STOA | Panel for the Future of Science and Technology Health impact of 5G
3. Beschränkungen der vorliegenden Übersichtsarbeiten
3.1 Bewertung der einzelnen Studien
Experimentelle Studien verwenden eine standardisierte Methodik, die spezifischen Leitlinien folgt, was die Bewertung der einzelnen Ergebnisse und die Beurteilung der Qualität der Studie und der Ergebnisse wesentlich erleichtert. Die verblindete Bewertung der Ergebnisse, die Angemessenheit des Stichprobenumfangs und die Angemessenheit der statistischen Analyse wurden ebenfalls bewertet und für jede Studie angegeben, sofern verfügbar. Bei der Auswahl und Analyse der Tierstudien haben wir darauf geachtet, dass sie den einschlägigen Leitlinien entsprechen.
Bei epidemiologischen Studien stellen Erinnerungsfehler eine systematische Gefahr dar, die bei retrospektiven Stu- dien auftritt, wenn die Teilnehmer befragt werden oder Fragebögen über eine in der Vergangenheit liegende Exposi- tion ausfüllen. In der Regel besteht das Problem darin, dass die Erinnerungen der Personen ungenau oder unvoll- ständig sein können; dies wird zu einem ernsten Problem bei Fall-Kontroll-Studien, bei denen Fälle, deren Gesund- heit beeinträchtigt wurde, wahrscheinlich bewusster und klarer über die frühere Exposition sind, während die Kon- trollen oft weniger bewusst sind und sich weniger genau erinnern. Dies kann den beobachteten Zusammenhang zwi- schen Ursache und Wirkung verstärken oder abschwächen.
3.2 Bewertung der Exposition
Die Expositionsabschätzung ist ein kritischer Punkt in epidemiologischen Studien zu HF aus der Mobilkommunikati- on, da sie sehr anspruchsvoll sein kann und, wenn sie nicht den höchsten Standards entspricht, die Ergebnisse nichtssagend machen kann. Wir haben Studien ausgeschlossen, die aufgrund von Mängeln in ihrer Durchführung und Analyse keine nützlichen Informationen liefern.
Wie im vorangegangenen Abschnitt erwähnt, kann der Recall-Bias (Erinnerungsverzerrung), in allen Fall-Kontroll- Studien mit selbstberichteten Expositionen ein großes Problem darstellen. Darüber hinaus sind erhebliche Fehlklassi- fizierungen häufig ein Problem in Studien, in denen die Expositionsabschätzung allein auf Berufsbezeichnungen oder Mobiltelefon-Vertragsabschlüsse, basiert; in solchen Fällen war dies lediglich eine Schätzung der Exposition. Um eine aussagekräftige Interpretation zu ermöglichen, haben wir versucht, alle Originalberichte objektiv, umfassend und konsistent nach einer standardisierten Methode zu bewerten, ohne jedoch anzunehmen, dass unsere Überprüfung mit einer systematischen Überprüfung durch eine bestimmte Arbeitsgruppe konkurrieren könnte.
Bei experimentellen Studien wurden die Vergleichbarkeit der Verfahren für den Umgang mit den exponierten Grup- pen und den Kontrollgruppen, einschließlich der Scheinexposition, die Qualität des Expositionssystems und der Dosi- metrie sowie die Möglichkeit thermischer Effekte aufgrund von Gewebeerwärmung berücksichtigt, um eine korrekte Analyse zu erreichen.
Wie im Bericht beschrieben, hängen die Frequenzen (unter anderem) mit der Eindringtiefe in das Gewebe zusam- men, aber auch andere Faktoren der Exposition können die gesundheitlichen Folgen beeinflussen. Angesichts be- stimmter neuer Merkmale von 5G (MIMO, Beamforming) und der damit verbundenen und anerkannten Unsicherhei- ten in Bezug auf die Exposition und die Expositionsbewertung ist es fraglich, ob die Studien zu 1G-4G direkt auf 5G verallgemeinert werden können (selbst wenn die gleichen Frequenzen verwendet werden, hier FR1). Diese Unsicher- heiten bei der Charakterisierung der Exposition werden sich auf die Expositionsbewertung für neue Studien (insbesondere für epidemiologische Studien zu 5G, hier FR2) auswirken, und im Hinblick auf die Risikobewertung könnten einige Messgrößen der Exposition gegenüber HF-EMF und den damit verbundenen (vermuteten oder nachgewiesenen) negativen Gesundheitsfolgen anders sein. Diese Überlegungen sollten nicht von der Tatsache ab- lenken, dass die derzeitigen Erkenntnisse aus 1G-4G-Studien die besten verfügbaren Erkenntnisse sind.
Zu den experimentellen Untersuchungen gehören auch Studien, bei denen ein Mobiltelefon im GSM-Modus mit ei- nem aktiven Anruf in geringem Abstand zum Körper des Tieres verwendet wurde. Der aktive Anrufmodus wird in der Regel während des gesamten Experiments beibehalten; die Kontrollgruppe (scheinexponierte Gruppe) wird mit aus- geschaltetem Mobiltelefon behandelt. Die Exposition hängt von der Qualität der Verbindung mit der Basisstation ab, und die Exposition wird während der gesamten Studie gemessen; wir hielten diese Art von Studien im Hinblick auf die Expositionsbewertung für angemessen, da sie die Situation des menschlichen Pendants simulieren.
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