Page 36 - Gesundheitliche-Auswirkungen-5G
P. 36

STOA | Panel for the Future of Science and Technology Health impact of 5G
2. Ziele der Studie und Methodik
Diese Übersichtsarbeit zielt darauf ab, den aktuellen Wissensstand über nicht-thermische Wirkungen in Bezug auf die karzinogenen und reproduktiven/entwicklungsbezogenen Gefahren der von 5G genutzten HF-EMF zu bewerten, wie sie sich aus experimentellen In-vivo-Studien und epidemiologischen Studien ergeben, wobei die Frequenzen 700 -3600 MHz und 26.000 MHz getrennt betrachtet werden.
2.1 Grundprinzipien
Dieser Überblick über die derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse konzentriert sich sowohl auf die karzi- nogenen als auch auf die reproduktiven/entwicklungsrelevanten Auswirkungen von HF aus Mobilfunk- Telekommunikationssystemen, die 2 bis 5G-Netze nutzen, und stützt sich dabei sowohl auf In-vivo-Tierstudien als auch auf epidemiologische Studien am Menschen.
Die ausgewerteten Studien wurden in 2 Gruppen unterteilt:
1) Studien zur Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen von HF im unteren Frequenzbereich (FR) (FR1: 450 bis 6000 MHz), der auch die Frequenzen umfasst, die in den bestehenden 2. bis 4. Generationen des zellularen Breit- bandnetzes verwendet werden. Die aktuelle Evidenz aus den 1G-4G-Studien ist die beste derzeit verfügbare Evidenz. Die Studien wurden mit narrativen Methoden ausgewertet.
2) Studien zur Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen von HF im höheren Frequenzbereich (FR2: 24 bis 100 GHz - MMW). Bei den höheren Frequenzen handelt es sich um neue, bisher nicht für die Mobilkommunikation ver- wendete und für die neue 5G-Technologie spezifische Frequenzen, die besondere physikalische Eigenschaften und Wechselwirkungen mit biologischer Materie aufweisen (geringere Durchdringung, höhere Energie usw.): Sie wurden mit einer Scoping-Review-Methode separat betrachtet.
Scoping-Reviews sind sehr nützlich für die Bewertung von Forschungsergebnissen und werden häufig verwendet, um vorhandene wissenschaftliche Erkenntnisse in einem bestimmten Bereich in Bezug auf ihre Art, Qualität, andere Merkmale und ihren Umfang zu kategorisieren oder zu gruppieren. Diese Übersichtsarbeit wurde nach den Grunds- ätzen der Transparenz, Reproduzierbarkeit und Strenge durchgeführt. Dies wurde erreicht, indem die Preferred Re- porting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses extension for Scoping Reviews (PRISMA-ScR) als methodi- scher Rahmen für diese Arbeit verwendet wurden. Mindestens zwei Gutachter arbeiteten unabhängig voneinander an jeder Phase dieser Überprüfung: Einheitlichkeit und Standardisierung bei der Entscheidungsfindung wurden durch Diskussion und Konsensfindung unter den Gutachtern erreicht. Es wird zwischen dem narrativen Review (FR1) und dem Scoping Review (FR2) unterschieden, aber die Auswahl- und Bewertungskriterien, die für Scoping Reviews an- gegeben sind, wurden für beide Suchen und für die Aufnahme/Ausschließung von Studien zu den biologischen End- punkten Krebs und Fortpflanzung/Entwicklung übernommen.
2.1.1 Krebs
Epidemiologische Studien sind potenziell anfällig für verschiedene Fehlerquellen. Die Qualität der Studien wurde im Rahmen des Überprüfungsprozesses bewertet, und alle informativen Studien wurden berücksichtigt. Die Aussage- kraft einer Studie ist ihre Fähigkeit, einen tatsächlichen Zusammenhang zwischen dem Wirkstoff und Krebs aufzuzei- gen, wenn es einen solchen gibt, oder das Fehlen eines Zusammenhangs, wenn kein Zusammenhang besteht. Zu den wichtigsten Determinanten der Informativität gehören: eine ausreichend große Studienpopulation, um präzise Schätzungen der Wirkung zu erhalten; eine ausreichende Zeitspanne zwischen der Exposition und der Messung des Ergebnisses, damit die Wirkung, falls vorhanden, beobachtet werden kann; das Vorhandensein eines angemessenen Expositionskontrasts (Intensität, Häufigkeit und/oder Dauer); biologisch relevante Definitionen der Exposition; und relevante und genau definierte Zeitfenster für Exposition und Ergebnis (IARC-Präambel, 2019).
Wie in der IARC-Präambel erläutert, haben die meisten Humankarzinogene, die in angemessener Weise auf Karzino- genität bei Versuchstieren untersucht wurden, positive Ergebnisse bei einer oder mehreren Tierarten erbracht. Bei einigen Stoffen wurde die Karzinogenität bei Versuchstieren nachgewiesen, bevor in epidemiologischen Studien ihre Karzinogenität beim Menschen festgestellt wurde. Obwohl eine solche Beobachtung nicht belegen kann, dass alle Stoffe, die bei Versuchstieren Krebs verursachen, auch beim Menschen Krebs verursachen, ist es biologisch plausibel, dass Stoffe, für die es ausreichende Beweise für die Karzinogenität bei Versuchstieren gibt, eine karzinogene Gefahr für den Menschen darstellen (IARC-Präambel, 2019).
13






















































































   34   35   36   37   38