Page 176 - Gesundheitliche-Auswirkungen-5G
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STOA | Panel for the Future of Science and Technology Health impact of 5G
In Italien beispielsweise liegt der gesetzliche Grenzwert bei 20 V/m, aber überall dort, wo Menschen ständig mehr als vier Stunden lang exponiert sind (Wohnungen, Arbeitsplätze, Schulen, Versammlungsstätten usw.), liegt der kritische Wert bei 6 V/m. Dieser Grenzwert liegt sehr nahe an den 5 V/m, die wir zuvor als sicher für Versuchstiere bezeichnet haben. NOAEL-Werte ("No Observed Adverse Effect Level") in experimentellen Studien werden üblicherweise bei Risikobewertungen und in der Forschung verwendet (Gaylor, 1999).
In vielen italienischen Städten, darunter Bologna, wird 5G bereits mit einer Frequenz von 3600 MHz betrieben. Aus den Überwachungsdaten geht hervor, dass die durchschnittliche Exposition in der Stadt Bologna im Jahr 2019 bei 1,97 V/m lag (mit einem Spitzenwert von 4,62 V/m in einem bestimmten Fall). Die Statistiken für 2020 werden noch ausgewertet, aber in keinem Fall wurden die vom italienischen Gesetzgeber vorgeschriebenen Werte überschritten. Im Moment scheint es also möglich zu sein, neue Anlagen zu entwickeln und dabei die gesetzlichen Grenzwerte ein- zuhalten.
Ein weiteres Beispiel ist Paris. Die Stadt hat mit den vier großen französischen Mobilfunknetzbetreibern eine Verein- barung getroffen, die darauf abzielt, strengere Normen für die Netzstrahlung einzuführen. Der Grenzwert für die HF- EMF-Belastung in Innenräumen wurde von zuvor 7 V/m auf 5 V/m gesenkt, was einer 30-prozentigen Verringerung bei der Referenzfrequenz 900 MHz entspricht und einen niedrigeren Grenzwert als in Brüssel (6 V/m) oder Rom (6 V/ m) darstellt. Die Vereinbarung, die 2017 von der Stadt Paris genehmigt wurde, umfasst auch Pläne für einen neuen Überwachungsdienst, der bei der Messung der EMF-Werte in Gebäuden helfen soll. Brüssel ist ein drittes Beispiel für die Annahme eines unteren Grenzwerts von 6 V/m.
7.3 Verabschiedung von Maßnahmen, die Anreize zur Verringerung der HF- EMF-Exposition schaffen
Ein Großteil der bemerkenswerten Leistung der neuen drahtlosen 5G-Technologie kann auch durch die Verwendung von Glasfaserkabeln und durch die Übernahme von technischen Maßnahmen zur Verringerung der Exposition durch 2-4G-Systeme erreicht werden (Keiser, 2003; CommTech Talks, 2015; Zlatanov, 2017). Dies würde die Exposition überall dort minimieren, wo Verbindungen an festen Standorten erforderlich sind. Zum Beispiel könnten wir Glasfa- serkabel verwenden, um Schulen, Bibliotheken, Arbeitsplätze, Häuser, öffentliche Gebäude, alle neuen Gebäude usw. zu verbinden. Öffentliche Versammlungsorte könnten "HF-EMF-Verbotszonen" sein (wie beim Zigarettenrauchen), um die passive Exposition von Personen zu vermeiden, die keine Mobiltelefone oder Langstreckenübertragungstech- niken nutzen, und so viele gefährdete ältere oder immungeschwächte Menschen, Kinder und elektrosensible Perso- nen zu schützen.
7.4 Förderung multidisziplinärer wissenschaftlicher Forschung, um die lang- fristigen gesundheitlichen Auswirkungen von 5G zu bewerten und eine geeig- nete Methode zur Überwachung der Exposition gegenüber 5G zu finden
In der Literatur finden sich keine angemessenen Studien, mit denen das Risiko von Tumoren und negativen Auswir- kungen auf die Fortpflanzung und Entwicklung bei einer Exposition gegenüber 5G-MMW ausgeschlossen werden könnte, oder die Möglichkeit von synergistischen Wechselwirkungen zwischen 5G und anderen bereits verwendeten Frequenzen. Damit ist die Einführung von 5G mit Unsicherheiten behaftet, sowohl in Bezug auf Gesundheitsfragen als auch auf die Vorhersage/Überwachung der tatsächlichen Exposition der Bevölkerung: Diese Wissenslücken wer- den angeführt, um die Forderung nach einem Moratorium für 5G-MMW zu rechtfertigen, bis angemessene For- schungsarbeiten abgeschlossen sind.
Angesichts dieser Ungewissheiten besteht eine politische Option darin, die multidisziplinäre Teamforschung zu ver- schiedenen Faktoren der Expositionsbewertung und auch zu den biologischen Auswirkungen von 5G-MMW sowohl auf den Menschen als auch auf die Flora und Fauna der Umwelt, auf nicht-menschliche Wirbeltiere, Pflanzen, Pilze und Wirbellose, bei Frequenzen zwischen 6 und 300 GHz zu fördern. Die Ergebnisse dieser Studien könnten die Grundlage für die Entwicklung einer evidenzbasierten Politikmaßnahme in Bezug auf die HF-EMF-Exposition von Menschen und nicht-menschliche Organismen auf 5G MMW-Frequenzen bilden. Es sind weitere Studien erforderlich, um die gesundheitlichen Auswirkungen von HF-EMF im Allgemeinen und von MMW im Besonderen besser und un- abhängig zu erforschen.
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