Page 144 - Gesundheitliche-Auswirkungen-5G
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STOA | Panel for the Future of Science and Technology Health impact of 5G
22. Yu et al., 2020.
China. Sprague-Dawley-Ratten. Reproduktionstoxizität (Exp. 1 und 2).
Obwohl die männlichen Fortpflanzungsorgane häufig Smartphone Radiofrequency Electromagnetic Radiation (SRF- EMR) ausgesetzt sind, ist derzeit nur wenig über die direkten Auswirkungen einer langfristigen SRF-EMR-Exposition auf die Hoden und deren Beteiligung an der Suppression des männlichen Fortpflanzungspotenzials bekannt. Die vorliegende Studie wurde konzipiert, um diese Frage mit Hilfe von 4G SRF-EMR bei Ratten zu untersuchen. Ein ein- zigartiges Expositionsmodell mit einem 4G-Smartphone ermöglichte eine lokale Exposition am Hodensack der Rat- ten für 6 Stunden pro Tag (das Smartphone wurde im aktiven Gesprächsmodus gehalten und empfing einen exter- nen Anruf für 1 Minute in 10-minütigen Intervallen). Die Ergebnisse zeigten, dass eine SRF-EMR-Exposition über 150 Tage die Spermienqualität und das Gewicht der Jungen verringerte, begleitet von einer Hodenverletzung. Bei Ratten, die 50 oder 100 Tage lang SRF-EMR ausgesetzt waren, waren diese negativen Auswirkungen jedoch nicht zu be- obachten. Sequenzierungsanalysen und Western Blotting deuteten auf eine Spock3-Überexpression in den Hoden von Ratten hin, die 150 Tage lang SRF-EMR ausgesetzt waren. Die Hemmung der Spock3-Überexpression verbesser- te die Verschlechterung der Spermien-Qualität und milderte die Hoden-Verletzung und die BTB-Störung bei den exponierten Ratten. Zusätzlich unterdrückte die SRF-EMR-Exposition die MMP2-Aktivität, während sie die Aktivität der MMP14-Spock3-Komplexe erhöhte und die MMP14-MMP2-Komplexe verringerte; diese Ergebnisse wurden durch die Hemmung von Spock3 umgekehrt. Somit verringerte eine langfristige Exposition gegenüber 4G SRF-EMR die männliche Fruchtbarkeit durch eine direkte Störung der Spock3-MMP2-BTB-Achse in den Hoden von erwachse- nen Ratten. Soweit wir wissen, ist dies die erste Studie, die eine direkte Toxizität von SRF-EMR auf die Hoden zeigt, die nach langfristiger Exposition auftritt.
Kommentar: Angemessen/positiv.
ENTWICKLUNGSTOXIZITÄT Hamster (Tabelle 24, a)
23. Lerchl 2008a, 2008b, 2008c.
Deutschland. Dsungarische Hamster. Entwicklungstoxizität.
In drei Experimenten wurden erwachsene männliche Dsungarische Hamster (Phodopus sungorus) 24 Stunden/Tag für 60 Tage bei hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) bei 383, 900 und 1800 MHz exponiert, mo- duliert nach den TETRA- (383 MHz) bzw. GSM-Standards (900 und 1800 MHz). Ein radiales Wellenleitersystem ge- währleistete eine gut definierte und gleichmäßige Exposition mit einer über den ganzen Körper gemittelten spezifi- schen Absorptionsrate von 80 -mW/kg, was der Obergrenze der Ganzkörperexposition der allgemeinen Bevölkerung in Deutschland und anderen Ländern entspricht. Für jedes Experiment wurden Hamster unter Verwendung von zwei identischen Wellenleitern blind exponiert (n = 120) und scheinexponiert (n = 120). In allen Experimenten wurden die Zirbeldrüsen- und Serum-Melatonin-Werte sowie die Gewichte von Hoden, Gehirn, Nieren und Leber nicht beein- flusst. Bei 383 MHz führte die Exposition zu einem signifikanten, vorübergehenden Anstieg des Körpergewichts von bis zu 4%, während bei 900 MHz dieser Anstieg des Körpergewichts ausgeprägter (bis zu 6%) und nicht vorüberge- hend war. Bei 1800 MHz wurde keine Wirkung auf das Körpergewicht festgestellt. Die Ergebnisse bestätigen frühere Befunde, die keine Auswirkungen von HF-EMF auf den Melatoninspiegel in vivo und in vitro gezeigt haben. Die Da- ten stimmen mit der Hypothese überein, dass absorbierte HF-Energie zu metabolischen Veränderungen führen kann, die schließlich zu einer Erhöhung des Körpergewichts bei exponierten Tieren führen. Die Daten unterstützen die Vor- stellung, dass metabolische Effekte von HF-EMF in zukünftigen Studien genauer untersucht werden müssen.
Kommentar: Angemessen/negativ.
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