Page 11 - Gesundheitliche-Auswirkungen-5G
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STOA | Panel for the Future of Science and Technology Health impact of 5G
8.2 Überarbeitung der Expositionsgrenzwerte für die Öffentlichkeit und die Umwelt, um die HF-EMF- Exposition durch Mobilfunkmasten zu verringern
In jüngster Zeit hat die EU-Politik (Europäische Kommission, 2019) die Nachhaltigkeit eines neuen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsmodells gefördert, das neue Technologien nutzt, um den Gesundheitszustand des Plane- ten ständig zu überwachen, einschließlich des Klimawandels, der Energiewende, der Agrarökologie und der Erhal- tung der biologischen Vielfalt. Die Verwendung der niedrigen 5G-Frequenzen und die Annahme von vorsorglichen Expositionsgrenzwerten, wie sie unter anderem in Italien, der Schweiz, China und Russland verwendet werden und die deutlich unter den von der ICNIRP empfohlenen Werten liegen, könnten dazu beitragen, diese EU- Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
8.3 Verabschiedung von Maßnahmen, die Anreize zur Verringerung der HF-EMF-Exposition schaffen
Ein Großteil der bemerkenswerten Leistung der neuen drahtlosen 5G-Technologie der niedrigeren Frequenzen kann auch durch die Verwendung von Glasfaserkabeln und durch die Umsetzung technischer Maßnahmen zur Verringe- rung der Exposition durch 1-4G-Systeme erreicht werden (Keiser, 2003; CommTech Talks, 2015; Zlatanov, 2017). Dies würde die Exposition überall dort minimieren, wo Verbindungen an festen Standorten erforderlich sind. So könnten zum Beispiel Glasfaserkabel für die Verbindung von Schulen, Bibliotheken, Arbeitsplätzen, Häusern, öffentlichen Ge- bäuden und allen neuen Gebäuden usw. verwendet werden, und öffentliche Versammlungsorte könnten "HF-EMF- freie" Bereiche sein (ähnlich wie Nichtraucherzonen), um die passive Exposition von Personen zu vermeiden, die kein Mobiltelefon oder eine Langstreckenübertragungstechnologie verwenden, und so viele gefährdete ältere oder im- mungeschwächte Menschen, Kinder und elektrosensible Personen zu schützen.
8.4 Förderung multidisziplinärer wissenschaftlicher Forschung, um die langfristigen gesundheitlichen Auswir- kungen von 5G zu bewerten und eine geeignete Methode zur Überwachung der Exposition gegenüber 5G zu finden.
In der Literatur finden sich keine angemessenen Studien, die das Risiko von Tumoren und negativen Auswirkungen auf die Fortpflanzung und Entwicklung bei einer Exposition gegenüber 5G-MMW ausschließen oder die Möglichkeit von synergistischen Wechselwirkungen zwischen 5G und anderen bereits verwendeten Frequenzen ausschließen. Daher ist die Einführung von 5G mit Unsicherheiten behaftet, sowohl in Bezug auf Gesundheitsfragen als auch auf die Vorhersage bzw. Überwachung der tatsächlichen Exposition der Bevölkerung: Diese Wissenslücken rechtfertigen die Forderung nach einem Moratorium für 5G-MMW, bis die entsprechenden Forschungsarbeiten abgeschlossen sind.
Angesichts dieser Ungewissheiten besteht eine politische Option darin, die multidisziplinäre Teamforschung zu ver- schiedenen Faktoren der Expositionsabschätzung und auch zu den biologischen Auswirkungen von 5G-MMW bei Frequenzen zwischen 6 und 300 GHz zu fördern, und zwar sowohl auf den Menschen als auch auf die Flora und Fau- na der Umwelt, z. B. nichtmenschliche Wirbeltiere, Pflanzen, Pilze und Wirbellose.
MMW wird erst mit dem endgültigen 5G-Protokoll eingeführt, d. h. erst in drei bis fünf Jahren. Angesichts dieses Zeitrahmens besteht eine Möglichkeit darin, die Auswirkungen zu untersuchen, bevor die gesamte Weltbevölkerung und die Umwelt exponiert werden.
Die Einführung der MMW-5G-Technologie ohne weitere Präventivstudien würde bedeuten, dass ein "Experiment" an der menschlichen Bevölkerung durchgeführt wird, dessen Folgen völlig ungewiss sind. Um uns auf Europa zu be- schränken, könnte dies in einem Bereich wie der Chemie geschehen, der derzeit durch REACH (EG, 1907/2006) gere- gelt wird.
REACH zielt darauf ab, den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt durch eine bessere und frühere Identifizierung der inhärenten Eigenschaften von chemischen Stoffen zu verbessern. EU REACH regelt die Registrie- rung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Darüber hinaus zielt sie darauf ab, die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie in der EU zu verbessern. EU REACH basiert auf dem Prinzip "keine Daten, kein Markt" und nimmt die Industrie in die Pflicht, Sicherheitsinformationen über Stoffe zu liefern.
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