Page 97 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
Neben Verhaltensanalysen wurden auch verschiedene Organe histopathologisch auf Tumore unter-
sucht. Dabei wurde keine statistisch signifikante Zunahme von Lymphomas und Tumoren im Hirn, in der Lunge, Milz, Niere und der Leber festgestellt, wobei diese Aussage bedingt durch das seltene Auf- treten der Tumore bei dieser Gruppengrösse mit Vorbehalt zu geniessen ist. Die gleiche Schlussfolge- rung wurde in einer weiteren, auch eher kleineren Studie zu 20 kHz IF-EMF-Exposition gezogen, in der nach einer Vielzahl von Tumorarten in verschiedenen Organen gesucht wurde (Nishimura et al., 2019). Es wurden je 25 weibliche und männliche Mäuse für 26 Wochen einem 20 kHz IF-EMF bei 200 μT ausgesetzt. Es handelte sich dabei um Tg.rasH2 transgene Mäuse, einem Krebsmodell in dem schnell und gehäuft Tumore auftreten.
Gegen eine Karzinogenität von IF-EMF sprechen auch weitere Publikationen, die Gentoxizität, also die Entstehung von DNS-Schäden und Mutationen, untersuchten. In der Studie von Herrala et al. (Herrala et al., 2018) wurden männliche Mäuse für 5 Wochen mit einem kontinuierlichen 7.5 kHz IF- EMF bei 12 oder 120 μT ausgesetzt. Die Analyse von DNS-Schäden in Blutzellen mittels Kometen- Assay und Mikrokern-Test zeigten keine eindeutigen Anzeichen einer Zunahme. Zusätzlich wurden auch in vitro Experimente durchgeführt, in welchen primäre Astrozyten der Ratte für 24 Stunden dem 7.5 kHz IF-EMF bei 30 oder 300 μT exponiert und Gentoxizität und Ko-Gentoxizität angeschaut wur- den. Obwohl in einigen dieser Experimente Unterschiede angedeutet sind, ergab sich kein konsisten- ter Hinweis darauf, dass die IF-EMF-Exposition einen gentoxischen Effekt hat. Diese Befunde wurden in einer weiteren Studie bestätigt, in der auch die Orientierung des IF-EMF im Betracht gezogen wurde (Herrala et al., 2019). Keine Hinweise auf Gentoxizität in Blutzellen (Mikrokern- und Pig-a-Test) wurde auch in der Tierstudie von Ohtani et al. (Ohtani et al., 2021) gefunden. Männliche Mäuse wur- den in einem Zeitraum von 2 Wochen (5 Tage/Woche) täglich eine Stunde mit einem starken (23 mT, 54.1 V/m E-Feld) 82 kHz IF-EMF ausgesetzt und während weiteren 2 Wochen wiederkehrend die gen- toxischen Parameter erhoben. Bei höheren Frequenzen von IF-EMF (123.9 kHz, 0.5 mT und 250.8 kHz, 0.1 mT) beobachteten Brech et al. (Brech et al., 2019) hingegen im Kometen-Assay eine Zu- nahme von DNS-Schäden in exponierten Blutzellen. Allerdings war dies ein Zeitfenster von 20 Stun- den Exposition beschränkt, was auf Zellzyklus-abhängige Sekundäreffekte hindeuten könnte.
Grundsätzlich herrscht eine grosse Unsicherheit bezüglich eines Mechanismus, der den kausalen Zu- sammenhang zwischen EMF-Exposition und deren potentiellen Karzinogenität herstellen könnte. Diesbezüglich gibt es einige Hypothesen, die sich in erster Linie an einer gentoxischen Wirkungsweise orientieren, der durch oxidativen Stress ausgelöst wird (Juutilainen et al., 2018; Kocaman et al., 2018; Lai, 2021). Auch in den letzten Jahren gab es zu dieser Thematik einige neue Zellstudien, wobei meist kein gentoxischer Effekt festgestellt wurde. In Neuroblastoma-Zellen, die für 24 Stunden einem 100 μT 50 Hz NF-MF ausgesetzt wurden, stieg weder die Schädigung der DNS (Mikrokern-Test) noch das ROS-Level konsistent an, selbst dann nicht, wenn noch ein zusätzlicher gentoxischer Stress vorhan- den war (Höytö et al., 2017). Zum gleichen Schluss kamen auch eine weitere Studie, die auch die glei- che Zelllinie eingesetzt hat und DNS-Schäden mit dem Kometen-Assay mass (Villarini et al., 2017). Eine signifikante Zunahme wurde bei keiner der NF-MF-Expositionsbedingung (50 Hz; 0.01, 0.1. 1 mT; 1 oder 5 Stunden) beobachtet, auch nicht, wenn Aluminium als Ko-Stressfaktor eingesetzt wurde. Auch Su et al. (Su et al., 2017) und Zeng et al. (Zeng et al., 2017), die einen Biomarker für DNS-Dop- pelstrangbrüche nach 50 Hz ELF-MF-Exposition (2 mT) für bis zu 24 Stunden in verschiedenen neuro- nalen Zelllinien untersucht haben, berichten von keinen gentoxischen Effekten. Untersuchungen in Herzmuskelzellen, die für eine Stunde einem kontinuierlichen oder für 75 Minuten einem intermittie- renden 100 μT 50 Hz NF-MF ausgesetzt waren, ergaben keinen Einfluss auf das DNS-Schaden-Level (Kometen-Assay) sowie auf verschiedene andere Indikatoren von oxidativen und generellen Zellstress (Y. Wang et al., 2019). Selbst wenn Zellen genetisch sensitiver auf DNS-Schädigungen gemacht wur- den, zeigte sich kein gentoxisches Potential des 50 Hz NF-MF in der Studie von Sun et al. (Sun et al., 2018). Hier wurden embryonale Fibroblasten der Maus, die entweder eine Mutation eines zentralen
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