Page 95 - EMF von Stromtechnologien
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EMF von Stromtechnologien
1.67), und akute myeloische Leukämie (HR 1.26, 95% CI 0.93-1.70). Wenn die Arbeitnehmenden so-
wohl 1990 und 2000 hoch exponiert waren, stieg das relative Risiko auf 2.24 (95%CI 0.91-5.53) bzw. 2.75 (95%CI 1.11-6.83) an. Die Autoren schliessen, dass ihre Analyse keine überzeugenden Beweise für ein erhöhtes Sterberisiko für eine Reihe von hämatolymphopoetischen Krebserkrankungen bei Ar- beitnehmern, die hohen oder mittleren ELF-Magnetfeldern ausgesetzt waren liefert, ausser den bei- den Diagnosen bei Langzeitexpositionen. Sie präsentierten auch eine Meta-Analyse von ihren Ergeb- nissen mit früheren Studien. Damit ergab sich ein mittleres relatives Risiko von 1.21 (95%CI 1.08- 1.37).
(Sorahan, 2019) verglichen die Krebsinzidenz von 81’616 Beschäftigten der britischen Stromerzeu- gungs und -übertragungsbranche für den Zeitraum 1973-2015 mit der Allgemeinbevölkerung. Die Ge- samtkrebsmorbidität lag bei Männern leicht unter den Erwartungen, was mit dem sogenannten “Health Worker”-Effekt erklärbar ist, da keine Confounder ausser Alter und Geschlecht in die Analyse einge- flossen sind. Signifikante Überschreitungen wurden festgestellt bei Arbeitnehmern für Mesotheliom, Hautkrebs (Nicht-Melanom) und Prostatakrebs, und bei Arbeitnehmerinnen für Dünndarmkrebs, Na- senkrebs und Brustkrebs. Dies könnte auf nichtberücksichtige Confounder zurückzuführen sein wie UV-Strahlung bei Arbeit im Freien oder Asbestexposition.
In einer gepoolten Analyse von elf Studien zu Magenkrebs wurden 5’279 Magenkrebsfälle und 12’297 Kontrollpersonen eingeschlossen (Shah et al., 2020). Es wurde für eine Vielzahl von beruflichen Expo- sitionen das Erkrankungsrisiko evaluiert. Exposition gegenüber ionisierende-, UV-Strahlung oder NF- MF war mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Magenkrebs vom diffusen Typ assoziiert. Da keine separaten Analysen für Magnetfeldexposition alleine gemacht wurden, ist diese Auswertung diesbe- züglich nicht informativ.
4.3.2.5 Experimentelle Untersuchungen zur Krebsentstehung
Wie schon im vorangegangenen Kapitel zu Kinderleukämie diskutiert, schufen die experimentellen Studien bis dato keine Datenlage, die Schlüsse zum Wirkungsmechanismus und eine abschliessende Risikobewertung von NF-MF-Exposition zulassen würde (Juutilainen et al., 2018; Karimi et al., 2020; Kocaman et al., 2018). In Bezug auf die Karzinogenität von EMF ist nach wie vor die Verursachung von Schädigung der Erbsubstanz durch ROS einer der häufigsten Studienansätzen neben der Verän- derung der Zellproliferation und -vitalität. Dazu gibt es einige Übersichtarbeiten, die den Einfluss von EMF auf das oxidative Gleichgewicht der Zellen und ROS-Bildung (Lai, 2019; Schuermann & Mevissen, 2021; Wang & Zhang, 2017) und DNS-Schäden (Juutilainen et al., 2018; Lai, 2021; Maes & Verschaeve, 2016a) zusammengestellt und diskutiert haben. Zudem gibt es unzählige andere Mecha- nismen, die im Zusammenhang der Entstehung beziehungsweise der Progression von Tumoren ste- hen. Einige davon werden im Kapitel 0 näher erläutert.
Bezüglich Gentoxizität im Menschen wurden über die Jahre einige zytogenetische Studien veröffent- licht, die aber kaum eine klare Schlussfolgerung erlauben (Maes & Verschaeve, 2016a). Die Autoren dieser Übersichtsarbeit fassen dies folgendermassen zusammen:
"According to above investigations presenting a number of shortcomings and contradictions between the study results, no firm conclusion can be drawn with respect to alleged ELF-EMF induced genetic effects in exposed subjects. We still should be alert as some indications of induced genetic effects and carcinogenesis cannot be simply disregarded. (...) For this reason, we believe that more thorough and better controlled investigations using the right genetic endpoints on adequate numbers of cells and in- dividuals still should be envisaged".
An diesen Unsicherheiten ändern auch neuere Humanstudien zu beruflicher NF-MF-Exposition wenig. Eine kleine Fall-Kontroll-Pilotstudie von (Villarini et al., 2015) mit Elektroschweissern, deren DNA auf Schäden untersucht wurde, ergab keine Hinweise auf einen Einfluss der Magnetfelder. Der Pilotstudie
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