Page 94 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
Jahren) nahelegen. (Beranger et al., 2013) publizierte eine umfassenden Literatur-Analyse mit 72 Stu-
dien zum Einfluss von Umweltexpositionen, worunter auch EMF, auf Hodenkrebs. In 5 Studien, meist älteren Datums, wurde EMF berücksichtigt oder war das Hauptthema. Die Resultate waren heterogen und liessen keine eindeutige Aussage zu. Insgesamt sind die Autoren der Meinung, dass Umweltein- flüsse am Arbeitsplatz vermutlich keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen, und die Exposition der Eltern (vor oder während der Schwangerschaft) und möglicherweise frühkindliche Expositionen eine grössere Bedeutung haben dürften.
Mehrere Studien haben die Krebshäufigkeit bei Arbeitnehmenden in der Elektrizitätsindustrie unter- sucht. Frühe Arbeiten (Savitz & Loomis, 1995), (Kelsh & Sahl, 1997), (Johansen & Olsen, 1998) stell- ten keine erhöhten Risiken im Zusammenhang mit Magnetfeldern fest, ausser eine Assoziation mit Hirntumoren bei Savitz und Loomis. Auch die spätere Studie von (Johansen et al., 2007) zu dänischen Angestellten zeigte keine Risikoerhöhungen für die untersuchten Endpunkte (Leukämien, Hirntumore, Brustkrebs). Die Studie von (Sorahan, 2012) bei britischen Beschäftigten zeigte hinsichtlich der häufig mit Magnetfeldern in Verbindung gebrachten Leukämien, Lymphomen, Hirntumoren und Brustkrebs keine auffälligen Resultate. Einige teilweise (nicht-signifikant) erhöhten Risikoschätzer dürfen nach Meinung der Autoren in ihrer Bedeutung nicht überschätzt werden (p. 504):
„(...) it seems unwise to attach too much importance to the non-significant excess shown”.
Bezüglich Hirntumoren hat (Sorahan, 2014) ein Update einer früheren Analyse der Arbeitnehmenden von EVUs im Vereinigten Königreich (Sorahan et al., 2001), vorgelegt. Die Daten zeigten folgendes Bild (p. 157):
„Findings for glioma and for the generality of all brain tumours were unexceptional; risks were close to (or below) unity for all exposure categories and there was no suggestion of risks increasing with cumu- lative (or recent or distant) magnetic field exposures. There were no statistically significant dose–re- sponse effects shown for meningioma, but there was some evidence of elevated risks in the three highest exposure categories for exposures received >10 years ago”.
Die Bedeutung der erhöhten Risiken bei den Hirnhauttumoren sollte nicht überschätzt werden, denn die Befunde basieren teilweise auf tiefen Fallzahlen, so dass es sich auch um Zufallsresultate handeln könnte, und mit einer Ausnahme waren die Befunde statistisch nicht signifikant und zeigten kein er- kennbares Dosis-Wirkungs-Muster.
Neue epidemiologische Studien seit 2017
In einer Reihe von Fall-Kontrollstudien aus Schweden wurde bei Anwendung der INTERROC Job-Ex- positionsmatrix kein Zusammenhang zwischen beruflicher NF-EMF Exposition und Gliomen (Carlberg et al., 2017), Menigiomen (Carlberg et al., 2018) und Akustikusneurinomen (Carlberg et al., 2020) ge- funden.
In der oben erwähnten INTERROC Studie (Turner et al., 2014) wurde in einer zusätzlichen Analyse untersucht, ob es eine Interaktion zwischen beruflicher Exposition gegenüber NF-MF und gegenüber Chemikalien (Turner et al., 2017) gibt. Dies konnte aber weder für Gliome noch für Meningiome bestä- tigt werden.
(Huss, Spoerri, et al., 2018) untersuchten die Exposition gegenüber NF-MF in der Schweizerischen Nationalen Kohortenstudie die Sterblichkeit für verschiedene Arten von hämatolymphopoetischen Krebsarten unter Verwendung einer Job-Expositionsmatrize. Eingeschlossen wurden 3.1 Millionen Ar- beitnehmeende, die in unterschiedlichem Ausmass NF-MF ausgesetzt waren. Analysiert wurde das Sterberisiko für akute myeloische Leukämie, chronischer myeloischer Leukämie, lymphatischer Leukä- mie, diffusen grosszelligen B-Zell-Lymphomen, follikulären Lymphomen, Waldenström-Makroglobu- linämie, multiplem Myelom und Hodgkin-Lymphom. Die Sterblichkeit an hämatolymphopoetischen Krebserkrankungen war nicht mit der Exposition gegenüber NF-MF assoziiert mit Ausnahme eines An- stiegs von myeloischen Leukämien bei jemals hoch exponierten Männern (HR 1.31, 95% CI 1.02-
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