Page 84 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
"However, the small increase in ERK1/2 phosphorylation is probably insufficient to affect proliferation
and oncogenic transformation. Therefore, the results cannot be regarded as proof of the involvement of ELF-MF in cancer in general or childhood leukemia in particular.”
Von einer Verstärkung der MAPK-Aktivierung und der ROS-Produktion durch die Exposition mit einem 2 mT 50 Hz NF-MF wurde auch in einer anderen, therapeutisch ausgerichteten, Zellstudie berichtet (Provenzano et al., 2018). Dies wurde in NB-4 Leukämiezellen beobachtet, die durch «all-trans Reti- nolsäure» (ATRA) zum Ausdifferenzieren angeregt wurden. In diesem Zellmodel verstärkte NF-MF do- sis-abhängig den Ausdifferenzierungsprozess einer entarteten Leukämiezelle.
Keinen Einfluss eines 1 mT 50 Hz NF-MF (5/10 an/aus) auf die Ausdifferenzierung von gesunden menschlichen Blutstammzellen wurde hingegen in einer weiteren Studie beobachtet (Manser et al., 2017). Ziel dieser Arbeit war, epigenetische Veränderungen durch die NF-MF-Exposition zu untersu- chen. Veränderte Histon-Codes und DNS-Methylierung sind charakteristisch für Kinderleukämien, ebenso wie für viele andere Tumortypen, und gelten neben Mutationen und genetischer Instabilität als Treiber des kanzerogenen Prozesses. Die Autoren fanden weder in Leukämiezellen noch in den diffe- renzierenden Immunzellen einen Einfluss des NF-MF auf die epigenetischen Profile. Allerdings gab es Hinweise, dass ein Unterschied in der Variabilität der epigenetischen Information zwischen NF-MF- und scheinexponierten Zellen existiert, der potentiell die Reaktion auf weitere Einflüsse verändern könnte.
4.3.1.6 Bewertung
Neuere epidemiologische Studien finden tendenziell kleinere oder gar keine Zusammenhänge zwi- schen Kinderleukämie und NF-MF Exposition am Wohnort. Dies wird teilweise als Hinweis interpre- tiert, dass es keinen kausalen Zusammenhang gibt und früher ein anderer Faktor, welcher mit der Nähe zu Hochspannungsleitungen assoziiert ist, für eine Scheinkorrelation gesorgt hat. Ein solcher Faktor konnte jedoch bisher nicht identifiziert werden und es ist alternativ auch möglich, dass die neuen Studien wegen methodischen Problemen keine Assoziation mehr finden. Eine mögliche Erklä- rung ist, wenn auch bisher nicht mit empirischen Daten gestützt, dass in den neuen Fall-Kontrollstu- dien bei den Kontrollen ein Selektionsbias stattgefunden hat, im Sinne, dass aufgrund der geringeren Teilnahmerate bei nichtexponierten Kontrollkinder einen Selektionsbias stattgefunden hat. So ist be- kannt, dass sozioökonimisch besser gestellte Personen eher an Studien mitmachen als schlechter ge- stellte. Da bei ersteren Kinderleukämie tendenziell häufiger auftritt, würde damit die Kinderleukämie- rate bei der Kontrollpopulation überschätzt werden. Bei den exponierten Kindern ist das weniger wahr- scheinlich, weil dort typischerweise die Teilnahmerate hoch ist aufgrund der subjektiven Wichtigkeit des Studienthemas. Dies sind jedoch rein theoretische Überlegungen.
Trotz dieser Unklarheit bleibt insgesamt aber die Einschätzung der IARC, dass niederfrequente Mag- netfelder „möglicherweise kanzerogen“ sind, aktuell. Das bestätigen auch die Resultate des ARIM- MORA Projekts der EU (Schuz et al., 2016). Einzelne Wissenschaftler vertreten allerdings pointiertere Meinungen, wie etwa das folgende Beispiel zeigt.
Carpenter schreibt in einem Review Artikel (Carpenter, 2019):
“Several meta-analyses dating from about 2000 all report significant associations between exposure and risk of leukemia. By examining subsequent reports on childhood leukemia it is clear that almost all government or independent studies find either a statistically significant association between magnetic field exposure and childhood leukemia, or an elevated risk of at least OR=1.5, while almost all industry supported studies fail to find any significant or even suggestive association.”.
Dabei stützt er sich u.a. auf eine eigene Meta-Analyse. Diese ist aber nicht-systematisch in der Aus- wahl der Studien und auch die Zuschreibung von Industriefinanzierung erfolgte anhand von unklaren Kriterien und ist somit eher der aktivitistischen Wissenschaft zuzuordnen.
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