Page 64 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
sind die Spezifikationen unterschiedlich, die Empfehlungen für maximale Expositionen (Grenzwerte)
sind häufig gleich bzw. ähnlich. Was die Einschätzung der gesundheitlichen Wirkungen schwacher Strahlung betrifft, unterscheiden sich ICNIRP und ICES kaum, so dass an dieser Stelle auf eine Dar- stellung der Meinung von ICES verzichtet werden kann; dies nicht zuletzt auch deshalb, weil der letzte systematische Literatur-Review durch ICES 2003 publiziert wurde (Bioelectromagnetics, 2003). Das aktuellste Update der Grenzwertempfehlungen von ICES ist von 2019 (IEEE, 2019). Für diese Beur- teilung hat ICES neuere Literatur und Reviews berücksichtigt. ICES kommt bezüglich negativen ge- sundheitlichen Effekten von EMF zu keinen fundamental neuen Schlüssen und hält fest:
“Research on the biological effects of electromagnetic interactions with tissues has not changed the scientific basis of the adverse effect levels (i.e., electrostimulation for low frequencies and heating for high frequencies).”
4.2.6 BioInitiative
Es handelt sich um eine Gruppe von Wissenschaftlern, welche der „Mainstream“-Meinung, wie sie ins- besondere durch ICNIRP oder ICES vertreten wird, kritisch gegenüberstehen, und die in der jüngeren Forschung erzielten Ergebnisse als hinreichend erachten, um eine gesundheitliche Gefährdung durch EMF auch unterhalb der geltenden Grenzwerte zu proklamieren. Die Gruppe plädiert folglich für eine Revision (deutliche Senkung) der heute üblichen Grenzwerte (siehe dazu auch: Belyaev et al. (2016)). Viele Wissenschaftler dieser Gruppierung haben unter dem Namen “EMF Scientist 2015” einen ent- sprechenden politischen Appell an UNO und WHO lanciert14. Der Appell wurde 2019 erneut an das United Nations Environment Programme (UNEP) gerichtet mit der spezifischen Forderung, die mögli- chen biologischen Auswirkungen von 4G und 5G Mobilkommunikation auf Menschen, Tiere und Pflan- zen neu zu beurteilen. Ein erster Report mit der wissenschaftlichen Evidenz für ihre Einschätzung er- schien 2007, ein Update 201215. Beide Berichte sind innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft heftig diskutiert und kommentiert worden. Zu einzelnen Themen wurden 2022 Updates veröffentlicht16.
Im Folgenden wird die Lagebeurteilung gemäss „Zusammenfassung für die Öffentlichkeit“ (Sektion 1; Supplement 2014, ohne Seitenzahlen), die von der Ko-Editorin des Berichts geschrieben wurde, dar- gestellt. Diese Beurteilung deckt sich nicht immer mit den differenzierten Darstellungen der einzelnen Kapitel. Letztere lagen in der Verantwortung der federführenden Autoren. Insofern handelt sich beim BioInitiative Report nicht um ein explizit verabschiedetes Konsensus-Dokument der BioInitiative Gruppe, wie das beispielsweise beim SCENIHR-Report der Fall ist. Eine zentrale Aussage des Re- ports ist:
„There is reinforced scientific evidence of risk from chronic exposure to low-intensity electromagnetic fields and to wireless technologies (radiofrequency radiation including microwave radiation). The lev- els at which effects are reported to occur is lower by hundreds of times in comparison to 2007”.
Hinsichtlich NF-EMF fasst der Report die Befunde folgendermassen zusammen:
„Fifty nine (59) new ELF-EMF papers and two static magnetic field papers that report on genotoxic ef- fects of ELF-EMF published between 2007 and early 2014 are profiled. Of these, 49 (83%) show ef- fects and 10 (17%) show no effect (...)
14 www.emfscientist.org
15 https://bioinitiative.org
16 https://bioinitiative.org/research-summaries/).
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