Page 56 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
schon erwähnt worden. Weitere Details können dem Jahresbericht (SwissNIS, 2022) entnommen wer-
den.
3.3 Forschungsbedarf
Grosser Forschungsbedarf besteht nach wie vor zu Expositionen gegenüber neuen Anwendungen (siehe Kapitel 2.3). Potentiell besonders kritisch können Anwendungen zur drahtlosen Energieübertra- gung sein (2.3.4). Dabei soll nicht nur überprüft werden, ob neue Anwendungen die Grenzwerte ein- halten, sondern wie gross die Expositionen für die Allgemeinbevölkerung bei typischer Nutzung sind. Solche Informationen sind wichtig für die Risikoabschätzung und Risikokommunikation. Es gibt dazu nun einige neue Studien, die eine Einschätzung des Risikos besser zulassen und eine Einordnung er- lauben (siehe Referenzen im Kapitel 2.3.4). Ebenfalls relevant sind Anlagen bzw. Geräte für die Span- nunsumwandlung (Transformer, Wechselrichter), welche potentiell lokal hohe Magnetfelder erzeugen können.
Weiterhin gibt es Wissenslücken zur Exposition gegenüber komplexen Frequenzspektren mit harmoni- schen Oberwellen bis in den Kilohertzbereich. Dabei gibt es einerseits Fragen der Messtechnik zu klä- ren aber auch Fragen zur Summierung der verschiedenen Frequenzen für die Risikobewertung.
Immer noch gibt es wenige NF-EMF Messungen im beruflichen Umfeld. Hier gibt es für Berufsfelder mit einem starken technologischen Wandel in den letzten Jahren einen Nachholbedarf.
In Bezug auf die Alltagsexposition gibt es offene Fragen zur Relevanz von elektrischen Kleingeräten im Vergleich zur Exposition durch Grossanlagen (Hochspannungsleitungen, Transformer). Es ist auch unklar, wie die beiden Expositionssituationen adäquat verglichen werden können (integrale Expositi- onsabschätzung), da sowohl das zeitliche Muster wie auch die Verteilung der Felder im Körper typi- scherweise unterschiedlich ist. Dazu sind weitere dosimetrische Arbeiten nötig. Als Beispiel wurden in diesem Bericht auch Autos genannt, da in diesen verschiedenste fixe wie auch mobile Komponenten zu Immissionen unterschiedlicher Frequenzen mit unterschiedlichen zeitlichen Verläufen führen kön- nen.
Neue Messungen zeigen, dass insbesondere im urbanen Gebiet, aufgrund der unterirdischen Verka- belung, niederfrequente Magnetfelder in den Strassen recht hoch sein können. Auch die Auswirkun- gen von Erdverkabelung von Höchstspannungsleitungen auf die Expositionssituation der Bevölkerung wurden bisher nicht systematisch erforscht. Einerseits nimmt bei einer solchen Verkabelung das Mag- netfeld mit zunehmender Distanz rascher ab als bei Freileitungen. Andererseits treten deutlich höhere Maximalpegel auf, weil man sich in aller Regel, wenn man auf dem Boden steht, näher bei den strom- führenden Kabeln befindet.
Die umfassende Expositionsabschätzung für die Schweizer Bevölkerung ist nun auf den Weg ge- bracht worden. Erste Resultate sind im Jahresbericht zum schweizerischen Monitoring enthalten (SwissNIS, 2022).
Generell müssen Expositionsabschätzungen für zukünftig neuartige Infrastrukturen, die im Zusam- menhang mit der Energiewende sehen (erneuerbare Erzeugung, neue Speichertechnologien, etc.) im Auge behalten werden. Bei Batterieströmen handelt es sich im Prinzip häufig um Gleichströme, wel- che gesundheitlich unproblematische statistische Magnetfelder verursachen. Ist der Stromfluss jedoch stark fluktuierend, entstehen zeitlich variierende Magnetfelder, welche im Körper Induktionsströme verursachen können. Zumindest für Transportleitungen für Hochspannungs-Gleichstrom sowie kombi- nierte Transportleitungen für Gleichstrom und Wechselstrom sind in Deutschland Untersuchungen in Angriff genommen worden.
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