Page 49 - EMF von Stromtechnologien
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EMF von Stromtechnologien
mehrere Zehnerfaktoren übersteigen, die im Körper induzierten Feldstärken (die für die gesundheitli-
che Beurteilung der Strahlung relevant sind) den Grenzwert jedoch einhalten; siehe dazu auch
(Nadakuduti et al., 2015). Für drahtlose Ladesystemen siehe auch Kapitel 2.3.4.
(SCENIHR, 2015) bemerkt, dass bei vielen Geräten die zeitliche Mittelung (auch über kurze Perioden von 1 s) problematisch sei, weil Spitzenbelastungen im Millisekundenbereich auftreten können und Nerven stimulieren. Die Einhaltung von Produktenormen sei deshalb kein allgemein zuverlässiges Kri- terium, um möglicherweise gesundheitlich belastenden Expositionen auszuschliessen.
(Mathys, 2005), (Mathys, 2012), (Moser, 2014) und (Bräunlich, 2014) beziffern die in Wohngebäuden messbaren Kriechströme auf Rohrleitungen auf 0.5–1 A in stark belasteten Liegenschaften (siehe auch: 2.2.5). Diese Ströme verursachen in 20 cm Abstand Magnetfeldimmissionen von 0.5 -1 μT. (Virnich, 2012) spricht von gemessenen Spitzenbelastungen von mehreren Ampere und Magnetfel- dimmissionen bis 4 μT. Als Faustregel kann man sich merken, dass im schlechten Fall in Wohngebäu- den Kriechströme die Stromstärke von 1 A erreichen können und die damit verbundene Magnetfeldbe- lastung in unmittelbarer Nähe im Bereich des Anlagegrenzwertes der NISV von 1 μT zu liegen kommt. Bei sehr starken Belastungen können doppelt so hohe Werte erreicht werden. In Geschäftshäusern oder grossen Mehrfamilienhäusern mit vielen nicht-linearen Verbrauchern können gemäss (Mathys, 2012) jedoch deutlich höhere Kriechströme auftreten.
(Does et al., 2011) haben in über 200 Häusern in Kalifornien die Spannungsabfälle an Sanitärinstalla- tionen (Badezimmer) gemessen und einen Mittelwert von knapp 6 mV erhalten (Höchstwerte: 10 mV). Sie stellten dabei eine sehr schwache Korrelation mit der Magnetfeldimmission fest, so dass man schlussfolgern kann, dass im untersuchten Sample Kriechströme vorwiegend durch die Hausan- schlussart bedingt sind.
Mehrere Studien wurden mit Modellen von schwangeren Frauen durchgeführt, um die elektrischen Feldstärken in Föten zu berechnen, wenn die werdende Mutter den maximal zulässigen magnetischen Flussdichten bzw. Kontaktströmen ausgesetzt ist (Chan et al., 2015), (Fiocchi et al., 2015), (Kavet, 2015), (Liorni, Parazzini, Fiocchi, et al., 2016), (Hocking, 2015). Insgesamt kommen die Studien zum Schluss, dass die Referenzwerte den Fötus schützen. Einige Unsicherheiten bleiben allerdings beste- hen und zusätzliche Überprüfungen sind nötig.
Ob sich das Problem mit Kriechströmen in Zukunft verschärfen oder eher entspannen wird, ist schwie- rig abzuschätzen. Elektrotechnische Sanierungen tragen mit Sicherheit zu einer Entspannung bei. An- dererseits verschärft sich das Problem der Oberwellenbelastung. Weil für höhere Frequenzen die Im- pedanz der Netz-PEN-Leiter höher ist, sinkt der Parallelwiderstand der Kriechstromwege im Verhältnis zum Widerstand des PEN-Leiter-Weges. Das führt, ceteris paribus, zu einer Erhöhung der Kriech- ströme
3.2.3 Öffentliche Orte
3.2.3.1 Quellen
Die Immissionen in öffentlichen Gebäuden sind von der Grössenordnung her vergleichbar mit den Im- missionen im Haushalt. Unterschiede sind im Wesentlichen auf den Gerätepark und dessen Nut- zungsmuster zurückzuführen. Sodann gilt es, die Infrastrukturanlagen zu berücksichtigen. Emittenten von niederfrequenten Feldern sind Trafostationen, elektrischen Transport- und Verteilleitungen (Frei- leitungen wie Erdkabel), sowie die Fahrdrähte des öffentlichen Verkehrs. Trams und Trolleybusse nut- zen Gleichstrom. Deren Felder sind biologisch wenig problematisch und schon wenige Meter aus- serhalb des Fahrleitungstrassees liegen die Feldstärken in der Grössenordnung des natürlichen Erd- magnetfeldes bzw. des natürlichen elektrischen Feldes der Atmosphäre. Aus diesem Grund werden diese Emissionen und Immissionen nicht weiter betrachtet. Eisenbahnen verwenden Wechselstrom
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