Page 44 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
3.1.3.1 Messungen
Expositionsmessungen: Die messtechnische Erfassung der vorher beschriebenen Zielgrössen ist je nach Anspruch mit unterschiedlichem Aufwand verbunden. Erhoben werden kann die NF-Exposition durch Installationen mit portablen Messgeräten, die die magnetische Flussdichte erfassen (Exposime- ter). Da der Körper das elektrische Feld beeinflusst, ist dessen Messung mit einem grösseren Auf- wand verbunden und es werden normalerweise stationäre Messungen mit Messgeräten auf einem Stativ durchgeführt. Typischerweise wird deshalb meistens das Magnetfeld gemessen, insbesondere auch bei persönlichen Messungen. Die Genauigkeit von Magnetfeldmessungen an ausgewählten Standorten bei Hochspannungsleitungen wird von (Ztoupis et al., 2013) mit 10% angegeben. Unge- nauer sind Messungen (der persönlichen Exposition) mit am Körper getragenen Messgeräten – vgl. etwa mit (Hwang et al., 2016), (Durrenberger et al., 2014) – und da sind insbesondere Daten von Ex- positionen gegenüber Haushaltsgeräten wegen der ausgeprägten Distanzabhängigkeit der Feldstär- ken nur schwer interpretierbar. Bezüglich dieser Aspekte sei des Weiteren auf den ersten Jahresbe- richt des schweizerischen Monitorings der Strahlenbelastung verwiesen (SwissNIS, 2022).
Dosismessungen: Grundsätzlich können neben den Emissionen, Immissionen, und persönlichen Ex- positionen auch Dosen messtechnisch erfasst werden. Weil man im Körperinnern (in aller Regel) die elektrischen Feldstärken (Dosismass für die Basisgrenzwerte im niederfrequenten Bereich; im hoch- frequenten Bereich ist es die spezifische Absorptionsrate SAR) nicht messen kann, werden für die messtechnische Erfassung der Dosis Phantome verwendet, welche die elektrischen Eigenschaften des Körpers möglichst gut repräsentieren. Weil dazu Elektrolyten verwendet werden, vermisst man homogene Körpermodelle, die die unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften von Geweben nicht differenzieren können. Die Aussagekraft bleibt damit eingeschränkt. Zusätzlich ist die Bestimmung der entsprechenden elektrischen Parameter unterhalb einer gewissen Frequenz mit zusätzlichen Unsi- cherheiten behaftet, da die Elektrodenpolarisation berücksichtigt und zum Teil herausgerechnet wer- den muss.
3.1.3.2 Modellierungen
Expositionsmodellierungen: Man kann die Exposition auch durch Berechnung zu bestimmen versu- chen. Entsprechende Modelle müssen an messtechnisch erhobenen Daten kalibriert sein. Im NF-Be- reich kennt man solche grossräumigen Simulationsrechnungen der zeitlich gemittelten Magnetfeld- Immissionen durch Hochspannungsleitungen und durch Fahrleitungen und Transportleitungen der Ei- senbahn (Bürgi, 2011). Häufig werden die Immissionen für eine bestimmt Höhe über Grund gerechnet und in Form von Katasterplänen grafisch dargestellt. Die Ergebnisse sagen nichts aus über die reale Exposition der Bevölkerung. Dazu muss deren Aufenthaltszeit im Raum mitberücksichtigt werden. Mit entsprechenden Mobilitätsdaten können grundsätzlich auch auf der Basis von Simulationen statisti- sche Aussagen zur persönlichen Exposition gegenüber Anlagen generiert werden, allerdings dürften die darin enthaltenen Unsicherheiten (mit Sicherheit im Hochfrequenzbereich, etwas weniger ausge- prägt im Falle von NF-Magnetfeldexpositionen) beträchtlich sein. Dabei bezieht im Falle von 16.7 Hz und 50 Hz Modellierungen die Unsicherheit primär auf die Mobilitätsdaten, denn die Variabilität von berechneten Immissionen gegenüber Messwerten liegt im einstelligen Prozentbereich. Mit sehr gros- sen Unsicherheiten behaftet ist auch die Modellierung von niederfrequenten Magnetfeldexpositionen gegenüber nahe am Körper verwendeten Gütern (Haushaltsgeräte, Maschinen). In diesem Bereich besteht ein ausgeprägter Forschungsbedarf.
Dosismodellierungen: Neben den erwähnten messtechnischen Verfahren mit Phantomen werden zur Bestimmung der Dosis v.a. Computermodellierungen eingesetzt. Die Fortschritte der letzten Jahre im Bereich der numerischen Simulation sind gewaltig, primär dank der hochauflösenden Körpermodelle, welche die MRI-Technologie möglich machte, und dank der immer leistungsfähigeren Computer Hard-
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