Page 119 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
“We argue that perceived exposure is an independent determinant of NSPS”.
Die einzige bislang vorliegende prospektive Studie zu Elektrosensibilität und Stromleitungen wurde in den Niederlanden durchgeführt (Porsius et al., 2015; Porsius et al., 2014; J. T. Porsius et al., 2016). Die Forschergruppe kommt zum Schluss, dass der Nocebo-Mechanismus die naheliegendste Erklä- rung für EHS-Symptome ist. Allerdings gilt es festzuhalten, dass die Studie die von EHS-Patienten vertretene kausale Erklärung nicht widerlegt (sondern als kognitives Konstrukt versteht), da keine Ex- positionsdaten erhoben wurden. Diese kognitive (mentale) Dimension haben auch (Szemerszky et al., 2016) festgestellt. Sie haben eine Studie durchgeführt, in welcher nur Scheinexpositionen zum Einsatz kamen. Sie interpretieren die Resultate so, dass die Attribution von Symptomen keine (rein) emotio- nale, sondern eine rationale Begleiterscheinung von Technikwahrnehmung sein kann.
Experimentelle Studien bis 2017
Um zu prüfen, ob die von betroffenen Personen berichteten Symptome ursächlich mit EMF zusam- menhängen, wurde eine Reihe von Laborexperimenten durchgeführt. Bei diesen sog. Provokations- studien werden Probanden im Labor unter kontrollierten Bedingungen mehrfach (etwa: 2–4 Mal in wö- chentlichem Rhythmus) kurzzeitig (z.B. 10–30 Minuten) oder über eine längere Periode (etwa: wäh- rend einer Nacht in einem Schlaflabor) bestrahlt. Im üblichen Fall wissen weder die Versuchspersonen noch das Laborpersonal während welcher Sitzung welche Exposition eingesetzt worden ist. Eine Ver- suchsbedingung ist dabei immer „keine Bestrahlung“ (sog. Sham-Bedingung). Mit schriftlichen und/o- der mündlichen Befragungen und/oder mit Messungen von physiologischen Parametern können dann die Beziehungen zwischen Exposition und interessierenden Endpunkten studiert werden. Weil Labor- situationen für EHS-Patienten belastend sein und den Feldeffekt maskieren können, haben (Huss et al., 2016) eine Methodik und Testapparatur entwickelt, die in Wohnungen auf die persönliche Emp- findlichkeit zugeschnittene, verblindete Experimente ermöglicht.
Review-Studien: (Rubin et al., 2005) haben in einer Literaturarbeit die Ergebnisse der damals vorlie- genden Provokationsstudien analysiert. Dabei wurde unterschieden zwischen den (frühen) Studien, welche sich den Röhrenbildschirmen als Quelle gewidmet haben, den (späteren) Studien, die den Mo- bilfunk thematisierten, und allgemeinen Studien, die keine spezifische oder mehrere unterschiedliche Quellen (worunter meist auch NF-Anwendungen) beinhalteten. Insgesamt wurden 31 Publikationen analysiert. 13 Studien betrafen Bildschirme. 10 dieser 13 Arbeiten fanden keinen Bezug zwischen tat- sächlicher Exposition und Gesundheitssymptomen, bei 3 Arbeiten fanden sich in Unteranalysen ein- zelne signifikante Assoziationen. Ähnlich waren die Ergebnisse der 10 Studien, welche EHS allgemein untersuchten: 8 dieser 10 Arbeiten fanden keine Hinweise auf eine ursächliche Wirkung. Die Schlussfolgerung von (Rubin et al., 2005), p. 224:
“It has proved difficult to show under blind conditions that exposure to EMF can trigger these symp- toms. This suggests that “electromagnetic hypersensitivity” is unrelated to the presence of EMF, alt- hough more research into this phenomenon is required”.
Eine Analyse mit Berücksichtigung von später erschienenen Provokations-Studien erschien 2011 (Rubin et al., 2011). Die Autoren bewerteten 29 Arbeiten bis Publikationsjahr 2009. Die Analyse konnte keine Muster von objektiv messbaren Parametern identifizieren und schlussfolgert (p. 606f):
“This review found no reliable and consistent evidence to suggest that people with IEI-EMF experi- ence any unusual physiological reactions as a result of exposure to EMF. The findings of this review are therefore in line with the results of previous reviews that have found no robust evidence to support a link between acute EMF exposures and symptom reporting in people with IEI-EMF”.
Hinsichtlich der Wahrnehmbarkeit von Magnetfeldern zeigten (Mueller et al., 2002) in ihrer Provokati-
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