Page 112 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
“Many experimental studies have been carried out in order to evaluate the risk of ELF-EMFs on male
reproductive function and sperm quality in mammalian species including humans, but data obtained are often contradictory. (..) Contradictions may be due to the different experimental settings or animal models or even explained by different impacts of ELF-EMFs in animals of different sizes”.
In neueren Tierstudien wurde von Veränderungen von Parametern des oxidativen Gleichgewichts im Hodengewebe von männlichen Ratten berichtet, die für einen Monat, 5 Tage pro Woche und 20 Minu- ten pro Tag einem starken 8.4 mT 50 Hz NF-MF ausgesetzt waren (Kuzay et al., 2017). Dieser Effekt war stärker ausgeprägt in einem Diabetes-Rattenmodel als in gesunden Tieren. Allerdings wurden hier keine Daten zur Spermienqualität erhoben. Chronische Exposition von männlichen Ratten mit ei- nem 60 Hz NF-MF für vier Wochen bei 2, 20 oder 200 μT Feldstärke wurde in der Studie von Park et al. (Park et al., 2018) angewendet. Es wurde beobachtet, dass bei der höchsten Dosis, die Anzahl von Zellen in Apoptose im Hodengewebe erhöht und die Spermienzahl reduziert war. Hingegen wurden weder morphologische Gewebeveränderungen noch eine Verringerung der Spermienmotilität gefun- den. Keinen Einfluss auf die Spermienzahl und weitere Fertilitäts-Parameter wurde in Ratten und Mäusen gefunden, die chronisch für 20 Stunden/Tag mit einem 50 Hz NF-MF bei 30, 100 und 500 μT Feldstärke exponiert wurden (Ruan et al., 2019). Auch die Testosteronwerte und der Zuchterfolg wurde durch die Exposition nicht signifikant beeinflusst.
Noch lückenhafter ist die Datenlage zur männlichen Fertilität für den IF-EMF-Bereich (Bodewein et al., 2019). Dazu gibt es nur eine neuere Tierstudie, die den Einfluss eines 7.5 kHz IF-EMF bei 12 und
120 μT Feldstärke auf die Spermienqualität und Hodenmorphologie von männlichen Mäusen unter- suchte (Kumari, Capstick, et al., 2017). Nach fünf Wochen Exposition wurden keine Beeinträchtigung der Sexualorgane oder der Anzahl und Beweglichkeit der Spermien festgestellt. Im Gegenteil, die Be- weglichkeit war sogar tendenziell erhöht in Abhängigkeit der Dosis, wobei diese Beobachtung laut den Autoren nach einer Bestätigung verlangt.
Humanstudien neueren Datums mit Spermiendonatoren gibt es erst eine. Die Studie von (Li et al., 2010) ergab eine dosisabhängige, signifikante Einbusse in der Qualität (Konzentration, Morphologie, Vitalität und Beweglichkeit) der Spermien von 148 Spendern (76 Fälle, 72 Kontrollen; Expositionen ge- messen an einem Tag während 24 Stunden mit einem mobilen Dosimeter). Aus dieser Einzelstudie können keine allgemeinen Schlussfolgerungen gezogen werden. Die Exposition der Spender gegen- über EMF und bekannten Störgrössen müsste über 3 Monate (Zeitraum der Spermienbildung) be- kannt sein, um einen möglichen direkten Einfluss von EMF feststellen zu können.
Die Publikation von Lewis et al. (Lewis et al., 2016c) ist eine Review von 13 epidemiologischen Arbei- ten zum gesamten Themenkreis dieses Kapitels (Fruchtbarkeit, Schwangerschaft, Geburt). Sie identi- fizierte als einzige begutachtete Publikation die oben erwähnte Studie von (Li et al., 2010). Die Auto- ren bewerten die Arbeit nicht.
Ein Problem solcher Studien ist die Expositionserfassung. (Lewis et al., 2016b) und (Lewis et al., 2016a) haben hierzu Messungen und Abschätzungen durchgeführt, um minimale Anforderungen für möglichst robuste Expositionswerte zu erhalten. Grundsätzlich muss – mit Blick auf den nachfolgen- den Abschnitt – festgehalten werden, dass die Exposition von Föten gegenüber Magnetfeldern des Alltags deutlich unterhalb der Basisgrenzwerte der ICNIRP liegt. Simulationen zeigten erst bei Fluss- dichten über 1 mT ein Überschreiten der Basisgrenzwerte (Liorni, Parazzini, Fiocchi, et al., 2016).
4.3.4.2 Schwangerschaft/Entwicklung und Geburt
(Juutilainen, 2005) fasste in seiner Überblicksarbeit zu Tierversuchen zum Einfluss von Magnetfeldex- positionen auf die Entwicklung von Föten zusammen (p. S107):
“Taken as a whole, the results do not show robust adverse effects of ELF (...) fields on development”. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam die WHO zwei Jahre später (WHO, 2007), p. 8:
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