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 EMF von Stromtechnologien
et al., 2019). Während für NF-MF-Exposition kein erhöhtes Risiko beobachtet wurde, hatten Arbeit-
nehmende, welche jemals in einem Beruf gearbeitet hatten, in dem es zu Stromschlägen kommen kann, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, welches knapp nicht signifikant war (OR = 1.35, 95% KI: 0.98 bis 1.86). Für die am stärksten von Stromschlägen betroffenen Arbeitenden, war das Erkrankungsri- siko rund doppelt so hoch (OR = 2.01, 95%CI: 1.31 bis 3.09).
In der oben erwähnten dänischen Studie bei Angestellten der Elektrizitätsindustrie fanden sich Hin- weise für ein erhöhtes ALS-Erkrankungsrisiko bei den am stärksten beruflich exponierten Arbeitern (Pedersen et al., 2017). Das Erkrankungsrisiko war rund doppelt so hoch. Die Analyse beruhte aber auf nur neun stark NF-MF-exponierten Fällen.
Soharan verglichen die ALS-Sterblichkeit von 37’986 Angestellten von britischen Elektrizitätsunterneh- men zwischen 1987 und 2018 mit der entsprechenden Sterblichkeit in der der Allgemeinbevölkerung (Sorahan & Nichols, 2022). Es wurde keine erhöhte Sterblichkeit beobachtet. Diese Untersuchung hat jedoch keine anderen Faktoren mitberücksichtigt. Damit bleibt der sogenannte “Healthy Worker”-Effekt eine Limitierung bei der Interpretation.
Meta-Analysen zum ALS-Risiko im Zusammenhang mit beruflicher NF-MF berichten von erhöhten Ri- siken, betonen aber auch die bestehenden Unsicherheiten und Inkonsistenzen zwischen den Studien, welche keine abschliessende Beurteilung zulassen. Insbesondere bleibt unklar, ob NF-MF oder Stromschläge kritisch sind (Jalilian et al., 2021):
“The findings indicate that occupational exposure to ELF-MF, but not electric shocks, might be a risk factor for ALS. However, given the moderate to high heterogeneity and potential publication bias, the results should be interpreted with caution”.
Hingegen berichten Filippini et al. (Filippini et al., 2020) über einen Zusammenhang mit Stromschlä- gen.
Huss et al betonen, dass Studien mit besserer Expositionsabschätzung eher Zusammenhänge finden (Huss, Peters, et al., 2018):
“Highest-longest types of exposure translated into increased risks of ALS if the studies had evaluated the whole occupational history, in contrast to evaluating only few points in time (e.g., from census rec- ords); sRR were 1.89 (CI 1.31-2.73, I2 0%) and 1.06 (CI 0.75-1.57, I2 76%), respectively. In this meta- analysis, we observed an increased risk of ALS in workers occupationally exposed to ELF-MF. Results of studies depended on the quality of the exposure assessment.”
Eine Literatur-Analyse und Meta-Studie von Gunnarsson und Bodin (Gunnarsson & Bodin, 2018) un- tersuchte getrennt berufliche Exposition mit RR 1.16 (CI 1.00-1.35, I2 48.7%) und Exposition gegen- über NF-MF mit RR 1.23 (CI 1.04-1.35, I2 65.6%) für ALS. Eine weitere Studie von Gunnarsson und Bodin (Gunnarsson & Bodin, 2019) schlussfolgert:
“Occupational exposure to EMFs seemed to involve some 10% increase in risk for ALS and Alz- heimer’s disease, but no such indication of risk was found for Parkinson’s disease.”
4.3.3.4 Andere neurodegenerative Erkrankungen
Bezüglich Parkinson liegen mehrere Studien zu beruflicher Exposition vor. In den zwei Arbeiten zu neurodegenerativen Erkrankungen bei Elektrizitätsangestellten in U.K. fanden (Sorahan & Kheifets, 2007) sowie (Sorahan & Mohammed, 2014) keine Belege für erhöhte Parkinson-Sterblichkeit aufgrund von Magnetfeldexpositionen. In der zweiten Studie zeigten sich in einzelnen Expositionskategorien er- höhte Risiken, insgesamt aber sind die Autoren der Meinung, dass die Daten nicht als Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang gedeutet werden können. Auch in der Schweizer Studie von (Roosli et al., 2007b) gab es unter den besonders exponierten Lokführern keine Auffälligkeit, und dasselbe gilt für die ebenfalls besonders exponierten Schweisser in den Studien von (Stampfer, 2009) und
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