Page 105 - EMF von Stromtechnologien
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 EMF von Stromtechnologien
“Our data suggest a slight but significant ALS risk increase among those with job titles related to rela-
tively high levels of ELF-EMF exposure. Since the magnitude of estimated RR was relatively small, we cannot deny the possibility of potential biases at work”.
(Vergara et al., 2013) kamen in ihrer Meta-Analyse zum Schluss, dass das Risiko für ALS in Berufen mit Magnetfeldern statistisch signifikant erhöht ist (RR = 1.26; 95% CI = 1.10–1.44). Aufgrund der He- terogenität der Studien und von möglichen Expositionsmisklassifikationen verbleiben aber erhebliche Unsicherheiten, siehe Abbildung 24.
In der Studie von Fischer et al. (H. Fischer et al., 2015), in die über 4‘500 schwedische ALS-Patienten und mehr als 20‘000 Kontrollen einflossen, konnten obige Befunde nicht bestätigt werden. Es wurden keine Zusammenhänge zwischen ALS und Magnetfeldexpositionen (erfasst nach INTEROCC JEM, ergänzt mit Messdaten) gefunden. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zeigte sich in einer Un- teranalyse: die Häufigkeit von elektrischen Schlägen geht bei den unter 65-jährigen einher mit einem leicht erhöhten (OR = 1.22; 95% CI = 1.03-1.43) ALS-Risiko.
Erhöhte Risiken wurden in folgenden Originalarbeiten notiert: (Fang et al., 2009) untersuchten in einer Fall-Kontroll-Studie in Neuengland 109 Fälle auf verschiedene Arbeitsplatzbelastungen hin, wobei die Exposition selbsteingeschätzt war. Für Arbeiten mit elektrischen Installationen und Maschinen wurde für die mittlere und die höchste Expositionskategorie ein statistisch nicht signifikantes Risiko von 1.6 bzw. 1.5 berechnet. (Huss et al., 2014) errechneten in ihrer Mortalitätsstudie zu neurodegenerativen Erkrankungen für die nationale Kohorte der Schweiz ein Risiko von 1.55 (95% CI = 1.11–2.15). Auch in Detailanalysen waren die Risiken bei mittlerer bis grosser beruflicher Exposition leicht erhöht. In derselben Studie wurde auch das Risiko elektrischer Schläge berücksichtigt. Die Modelle zeigten keine Auffälligkeit (die systematische Literaturanalyse von (Abhinav et al., 2007) zu ALS und elektri- schen Schlägen lässt ein Risiko als unwahrscheinlich erscheinen), so dass (Huss, Spoerri, et al., 2015) schlussfolgern (p. 84):
„In summary, our study provided no evidence that ALS is associated with electrical shocks at work. We did find that ALS is associated with occupational exposure to medium or high levels of extremely low-frequency magnetic fields among workers with a higher likelihood of being long-term exposed to ELF-MF”.
Die Studie von Koeman et al. (Koeman et al., 2017) stellt einen Zusammenhang zwischen ALS und Magnetfeldbelastung – nicht aber mit Elektroschocks – fest. Eine Stärke dieser Arbeit ist, dass es sich um eine prospektive Fall-Kontroll-Studie handelt (follow-up 17.3 Jahre) und vergleichsweise viele Fälle (76 Männer, 60 Frauen) dieser sehr seltenen Krankheit vorlagen. Limitationen besitzt wie fast jede epidemiologische Arbeit auch diese, insbesondere wurde die berufliche Magnetfeldbelastung (über eine Job-Exposure-Matrix) nur einmal, bei der Rekrutierung der Beschäftigten, erhoben. Es muss des- halb mit zufälligen Expositions-Missklassifikationen gerechnet werden.
Studien zur Exposition der Allgemeinbevölkerung lagen bis 2017 vier vor: Alle fanden keinen Zusam- menhang zwischen der Exposition gegenüber Hochspannungsleitungen und ALS. Drei dieser Studien wurden bereits erwähnt: (Huss et al., 2009), (Marcilio et al., 2011) und (Frei et al., 2013). Die neueste Arbeit ist von (Seelen et al., 2014), eine bevölkerungsbasierte Fall-Kontroll-Studie. Weder für Hoch- (50-150 kV) noch für Höchstspannungsleitungen (220–380 kV) zeigten sich in den untersuchten Dis- tanzkorridoren (Grenzen: 50 m, 200 m, 600 m) Auffälligkeiten. Die Anzahl Fälle war aber in all diesen Studien gering.
Neue epidemiologische Studien seit 2017
Vinceti und Kollegen (2017) untersuchten in Italien das ALS-Risiko in Abhängigkeit von der NF-MF- Exposition von Hochspannungsleitungen mit einer Spannung von 132 kV oder höher (Vinceti et al., 2017). Dazu identifizierten sie alle zwischen 1998 und 2011 in Norditalien (Emilia-Romagna) und Sizi- lien (Catania) diagnostizierten Fälle sowie vergleichbare gesunde Kontrollpersonen. Die mittlere NF-
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