Page 100 - EMF von Stromtechnologien
P. 100

 EMF von Stromtechnologien
Studien), wohingegen (Hug et al., 2006) in ihrer Metaanalyse von 8 Veröffentlichungen ein anderes
Fazit zogen (p. 210):
“The epidemiological evidence for an association between occupational exposure to low-frequency electromagnetic fields and the risk of dementia has increased during the last five years. The impact of potential confounders should be evaluated in further studies”.
Nach diesen Einschätzungen wurden mehrere Studien publiziert. Zunächst einige Arbeiten zu berufli- chen Expositionen. (Sorahan & Kheifets, 2007) kamen in einer Mortalitätsstudie bei Beschäftigten in der Elektrizitätsindustrie zu einem Nullergebnis, ebenso wie (Seidler et al., 2007) in einer Deutschen Kohortenstudie. (Sorahan & Mohammed, 2014) fanden in der Fortführung ihrer ersten Studie (Sorahan & Kheifets, 2007) kein verändertes Resultat. Weder bezüglich Gesamtexposition (lebens- lange Dosis) noch in Bezug auf die Exposition in „entfernten“ oder „nahen“ Lebensjahren (> 10 Jahre vor dem Tod, < 10 Jahre vor dem Tod) zeigte sich kein Einfluss der Exposition auf die Alzheimer- Sterblichkeit (170 Fälle). (Stampfer, 2009) studierte bei Elektroschweissern das Alzheimer-Sterberi- siko (442 Fälle) und konnte keine Auffälligkeit im Vergleich mit anderen Beschäftigten in den USA feststellen.
(Roosli et al., 2007b) dagegen fanden in ihrer Untersuchung zu neurodegenerativen Erkrankungen bei Eisenbahnangestellten in der Schweiz, dass für exponierte Lokführer das Risiko an Alzheimer zu er- kranken höher ist als für weniger exponierte Angestellte wie Stationsvorsteher (OR = 3.15; 95% CI = 0.9–11.04). Die Resultate basieren auf nur wenigen Fällen, obwohl das Gesamtkollektiv gross war (20‘000 Beschäftigte). (Davanipour et al., 2007) errechneten in einem multivariaten Modell mit ca. 1‘500 Fällen aus Alzheimer-Kliniken Risiken (OR) von ca. 2 bei mittlerer/hoher beruflicher Exposition. Allerdings gingen auch da nur wenige stark exponierte Fälle und noch weniger Kontrollen in das Mo- dell ein, so dass der Befund mit Vorsicht zu interpretieren ist. Dieselbe Grössenordnung des Risikoan- stiegs zeigte eine schwedische Studie mit Zwillingen (141 Alzheimer Fälle) von (Andel et al., 2010). In der separaten Analyse zu Alzheimer lagen die Risikoschätzer bei 1.7 und 1.9 (statistisch nicht signifi- kant) für mittlere und hohe Expositionen. Das höhere Risiko wurde nur bei Personen, die vor dem 75. Lebensjahr an Alzheimer erkrankten festgestellt und war statistisch signifikant mit dem Faktor „manu- elle Arbeit“ verknüpft.
Eine Metaanalyse mit 14 Studien aus dem Jahr 2008 (Garcia et al., 2008) kam zum qualitativ gleichen Ergebnis wie Hug et al. zwei Jahre zuvor. Die gepoolten Risikoschätzer betrugen 2 für Fall-Kontroll- Studien und 1.5 für Kohortenstudien (gerundete Werte, statistisch signifikant). Eine neuere Metaana- lyse legten (Vergara et al., 2013) vor. Sie beurteilten 42 Studien, worunter auch solche, die sich nicht explizit mit EMF beschäftigt hatten, deren Angaben aber als ausreichend erachtet wurden, um daraus berufliche Magnetfeldexpositionen abzuleiten. In der Studie wurden Alzheimer und ALS (genauer: MND [Motor Neuron Disease], wobei in der Studie der ALS-Anteil 90% betrug) untersucht. Das Aus- gangsmaterial war sehr heterogen und über 60 Risikoschätzer wurden berechnet. Insgesamt wurde für beruflich exponierte Personen ein um 27% erhöhtes Risiko beobachtet, welches statistisch signifi- kant war (95% CI = 15–40%). Aufgrund der Heterogenität der Studien sind die Schlussfolgerungen der Autoren aber vorsichtig (p. 144):
„Overall, we observed moderately increased risk estimates for MND and AD studies, but with consid- erable heterogeneity, which seems to be at least partially attributable to methodologic differences among the studies”.
Interessant ist diesbezüglich eine Meta-Analyse von Huss & Vermeulen (2014), die einen Zusammen- hang zwischen den beobachteten Risiken und der durchschnittlichen Höhe der Magnetfeldbelastung in der entsprechenden Berufsgruppe fanden, siehe Abbildung 22.
100/204
  C:\Users\jeberhar\Dropbox\2022 BFE Literaturmonitoring\Schlussbericht\20230228 _FAMES_FSM_Schlussbericht.docx
























































































   98   99   100   101   102