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Ellipsoid, eine Kugel oder ein Zylinder verwendet. Dadurch kann bei einer äußeren, gleichförmigen Befeldung das im Gewebe induzierte elektrische Feld analytisch berechnet werden. Einfache Zusammenhänge können damit angegeben und leicht beurteilt werden. Beispielsweise ist es für besonders symmetrische Situationen möglich, zwei-dimensionale Modelle anzuwenden.
Modelle, die aus mehr als einer (homogenen) Gewebeschicht bestehen, werden kaum eingesetzt, da hier die Komplexität bereits hoch ist und eher anatomisch korrekte Modelle zum Einsatz kommen.
6.5.3.2 Anatomische korrekte Voxel-Modelle
Berechnungen mit anatomisch korrekten Modellen wurden erst um 1990 möglich. Mit Hilfe von Körper-Scans im MRT wird dabei der Körper in viele (als Volumen meist würfel-förmige) Zellen unterteilt, denen jeweils Gewebeparameter zugeordnet werden. Mittels Computer-Simulation kann dann die Wechselwirkung des ganzen Körpers mit einem externen Feld berechnet und ausgewertet werden. Die Zellen der Modelle werden Voxel genannt.
Einige der ersten Berechnungen stammen von der Gruppe um Om Gandhi, die Anfang der 1990er-Jahre die Anzahl der Voxel, die berechnet werden konnten, stark steigern konnten. Um die Jahrtausendwende lag die Zahl der Voxel bereits im Bereich von Millionen. Mit Hilfe solcher Berechnungen konnten wichtige Effekte wie Ganz- bzw. Teilkörperresonanzen sowie der Einfluss der Verbindung und Leitfähigkeit zwischen Beinen und Fußboden erstmals rechnerisch nachvollzogen werden.
Weitere Meilensteine waren das männliche Modell NORMAN [84],[85] und das weibliche Modell NAOMI. Hier wurden über einen großen Frequenzbereich Voxel mit einer Auflösung von 2 mm eingesetzt.
6.5.3.3 Anatomisch korrekte CAD-Modelle
Eine weitere Verbesserung sind anatomische 3D-CAD-Modelle. Hier sind Organe und Gewebeschichten als geometrische Einheit in einem CAD-Programm hinterlegt, sodass Transformationen 􏰀 und damit andere als die ursprüngliche Körperposition 􏰀 einfacher möglich sind. Erst zur Berechnung werden die Modelle in einzelne Voxel diskretisiert. Heute gibt es eine ganze Reihe verschiedener solcher Körpermodelle [86].
6.5.3.4 Spezifische Modelle für Köpfe und Labortiere
Für spezielle Anwendungen wie die Berechnung der lokalen SAR bei Exposition durch Funktechnologie am Kopf werden andere, spezifischere Modelle als jene für den ganzen Körper eingesetzt. Diese reichen von verhältnismäßig einfachen, aber in den Parametern für den Einsatz zur Produktprüfung von Mobiltelefonen optimal abgestimmten Modellen wie den Kopf SAM (Specific Anthropomorphic Mannequin, [87]) bis hin zu anatomisch korrekten Modellen speziell für den Kopf wie MIDA - zur Berechnung der Exposition in Tierversuchen werden auch anatomisch korrekte Modelle von Labortieren wie Ratten angeboten (siehe ITIS Foundation).
6.5.4 Unsicherheiten und Grenzen der Einsetzbarkeit
Die bei Anwendung numerischer Verfahren zur Feldberechnung erreichbaren Unsicherheiten können bei sorgfältiger Modellierung des Expositionsszenarios in der gleichen Größenordnung liegen wie messtechnisch erreichbare Unsicherheiten.
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