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6.4.5 Ermittlung der Kontakt- und induzierten Körperströme
Der Kontakt einer Person mit einem leitfähigen Gegenstand, der elektromagnetischen Feldern ausgesetzt ist, kann einen Kontaktstrom zur Folge haben. Die zugehörigen Grenzwerte sind in der Ratsempfehlung 1999/519/EG [35] und EMF-Richtlinie 2013/35/EU [36] bis zur Frequenz 110 MHz veröffentlicht. Ein Bewertungsverfahren auf Basis von Messungen ist in EN 62311:2008, Anhang D6 [72] angegeben. Informativ wird dieses ergänzt durch die in DIN EN 50647:2018-07 [82], Anhang F enthaltenen Beispiele.
Ströme durch die Gliedmaßen (Körperstrom) können als Ergebnis z. B. eines durch ein äußeres Feld induzierten Berührungsstroms in einem Arm oder Bein fließen. Für eine auf Berechnung basierende Bewertung verweist der Entwurf DIN EN 62311:2018-11 [72] auf die Normenreihe IEC 62226 [83] . Informationen zur Bewertung sind auch in Anhang A desselben Normenentwurfs enthalten.
Gemäß der gültigen DIN EN 50413:2009-08 [70] müssen die in Gliedmaßen induzierten Körperströme mit aufklemmbaren Stromwandlern, in Verbindung mit einem geeigneten, ggf. frequenzselektiven Messinstrument gemessen werden. Demgegenüber verweist der Normenentwurf DIN EN 50413:2018-07 [71] hierzu auf EN 62311:20087 [72], in der darüber hinaus alternative Messanordnungen skizziert werden.
6.5 Berechnung elektrischer und magnetischer Felder
6.5.1 Physikalische Grundlagen
6.5.1.1 Maxwell‘sche Gleichungen
Elektromagnetische Felder lassen sich durch vier gekoppelte Gleichungen beschreiben, die die magnetische Induktion und die elektrische Feldstärke mit deren Quellen, den Ladungs- und Stromdichten koppeln. Diese Gleichungen werden nach ihrem Entdecker James Clerk Maxwell als die Maxwell􏰀schen Gleichungen bezeichnet. Die möglichen Lösungen und damit die unterschiedlichen Erscheinungsformen der EMF können sehr komplex sein.
Die Maxwell􏰀schen Gleichungen berücksichtigen auch die Wechselwirkung elektrischer und magnetischer Felder mit Materie, wie z. B. biologischem Gewebe. In dem Fall müssen die elektrischen Eigenschaften der Materie bekannt sein. Diese Eigenschaften werden durch physikalische Parameter beschrieben wie z. B. die spezifische Leitfähigkeit, die Dielektrizitätskonstante oder die magnetische Permeabilität.
6.5.1.2 Näherungen für den Niederfrequenz-Bereich
Ändern sich Ladungsverteilungen lang􏰁am, 􏰁o k􏰂nnen in den Ma􏰃􏰄ell􏰀schen Gleichungen gewisse Teile vernachlässigt und die Beschreibung damit vereinfacht werden. Für das magnetische Feld bedeutet dies, dass es nur mehr von der elektrischen Stromdichte abhängt. Dies ist die sogenannte magneto-quasistatische N􏰅her􏰆ng (􏰇Magne􏰈o􏰁􏰈a􏰈ik􏰉). Bei periodi􏰁chen Vorg􏰅ngen i􏰁􏰈 die􏰁e noch solange gültig, wie die mit der Frequenz verknüpfte Wellenlänge in Materie deutlich größer als
6 Die datierte Verweisung wurde im Entwurf DIN EN 62311:2018-11 beibehalten (Stand 2019-02) 7 Der Entwurf DIN EN 62311:2018-11 enthält keine Beschreibung derartiger Messanordnungen
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