Page 29 - https://www.fs-ev.org/fileadmin/user_upload/04_Arbeitsgruppen/08_Nichtionisierende_Strahlung/02_Dokumente/Leitfaeden/Leitfaden_Elektromagnetische_Felder-FS-2019-180-AKNIR_20191017_c
P. 29

Entladung (Mikroschock). Die Wahrnehmungsschwellen für Funkenentladungen und die Ströme sind abhängig von der Empfindlichkeit der betreffenden Person und den Eigenschaften des berührten Gegenstandes. So können im elektrischen Feld einer Hochspannungsleitung unter ungünstigen Umständen schon Feldstärken von bis zu 5,0 kV/m wahrgenommen werden. Bei diesen Effekten zeigte sich, dass Frauen und Kinder empfindlicher als Männer sind. Auch wenn die im Alltag auftretenden Effekte durch indirekte Wirkungen nicht sehr häufig sind und in der Regel als nicht gesundheitsschädlich angesehen werden, so können sie doch als Belästigung empfunden werden. In Tabelle 4.2 sind Wirkungen von Strömen und jeweilige Schwellenwerte zusammengetragen.
Tabelle 4.2 Wirkungen elektrischer Ströme (50/60 Hz), die durch den Körper fließen (aufgrund experimenteller Daten für 50% aller Männer). Zu beachten ist, dass die Schwellenwerte für Frauen etwa 2/3, die für Kinder nur die Hälfte der angegebenen Werte betragen. Bei einem geringen Prozentsatz aller Personen liegen die Schwellenwerte deutlich niedriger [12].
Schwellenwerte des Stroms in mA
Schmerzhafter elektrischer Schlag, unwillkürliche Muskelkontraktion 9 (Griffkontakt; Stromstärke, die bei 0,5% aller Männer das Loslassen nicht mehr gestattet)
Wahrnehmung (Griffkontakt) 1,1
4.3.3 Oberflächeneffekte
In starken elektrischen Wechselfeldern werden Körperhaare durch Influenz und elektrostatische Abstoßungsvorgänge zu Bewegungen angeregt, wodurch diese Felder wahrnehmbar sind. Empfindliche Personen können dies als belästigend empfinden. Empfindungen können auch von Mikroentladungen zwischen scharfkantigen Objekträndern wie z. B. Brillenfassungen, Krägen, Manschetten u. dgl. und der Haut ausgehen. Entladungsvorgänge wirken sich jedoch lediglich als Schreckreaktion aus und können höchstens als solche zu möglichen Gefährdungen führen.
4.3.4 Reizwirkung
Die biologische Wirkung niederfrequenter Felder besteht in der Erregung (Stimulation) von Nerven- und Muskelzellen und kann auf die von den Feldern influenzierten bzw. induzierten, intrakorporalen, elektrischen Stromdichten oder die damit verknüpften Feldstärken im Gewebe (in situ induziertes, elektrische Feld; abgekürzt Ei) bezogen werden. Mittlerweile ist es üblich, Grenzwerte auf der induzierten elektrischen Feldstärke im Gewebe statt auf Stromdichten aufzubauen, da diese physikalische Größe am Ort der Zellen letztlich als fundamentale, treibende Kraft für deren Stimulation betrachtet wird. Des Weiteren wird zur Berechnung der Stromdichten die elektrische Leitfähigkeit jeder Gewebeschicht als zusätzlicher Parameter benötigt, der nicht immer ausreichend genau bekannt ist. Berechnungen des induzierten,
29
  Wirkung
Schwerer elektrischer Schlag (Loslassen unmöglich) 23
   Herzkammerflimmern (Einwirkzeit länger als 1 Sekunde) für 0,5% der Personen
   100
   Schmerzhafter elektrischer Schlag, unwillkürliche Muskelkontraktion (Griffkontakt; Stromstärke, die bei 50% aller Männer das Loslassen nicht mehr gestattet)
16
 Elektrischer Schlag, nicht schmerzhaft (Griffkontakt)
 1,8
 Berührungswahrnehmung (Fingerkontakt)
  0,36
 














































































   27   28   29   30   31